Martin Luther King
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Leben und Werk
Martin Luther King spricht 1963 vor Bürgerrechtlern in Washington
© Corbis-Bettmann, New York
Jugend und Berufsausbildung
Der Sohn eines Baptistenpfarrers war ein überaus begabter Schüler, der dank eines Stipendiums ein College in seiner Heimatstadt Atlanta besuchen konnte. Nach dem erfolgreichen Abschluss ließ sich King 1948 von seinem Vater zu einem Theologiestudium überreden, obwohl er ursprünglich von einem medizinischen oder juristischen Beruf geträumt hatte. Am theologischen Seminar in Chester/Pennsylvania setzte sich King neben den üblichen Ausbildungsschwerpunkten zunehmend mit Mahatma Gandhis Lehren zum gewaltlosen Widerstand auseinander. Das Lebenswerk des Inders sollte das Denken und Handeln Kings in der Folgezeit nachhaltig prägen. Er beendete das Seminar als Klassenbester und wechselte 1951 auf die theologische Fakultät in Boston. Ein Jahr vor dem erfolgreichen Studienende heiratete King 1953 die Bostoner Musikstudentin Coretta Scott; aus der Ehe stammen vier Kinder.
Politische Aktivitäten
Ab 1954 hatte King eine Stelle als Baptistenpfarrer in Montgomery/Alabama inne, und dort begann auch sein Kampf für die Rechte der Schwarzen. Unmittelbarer Auslöser war ein Gerichtsurteil, in dem eine Schwarze schuldig gesprochen worden war, weil sie einem Weißen ihren Sitzplatz im Bus nicht hatte abtreten wollen. King rief die Montgomery Improvement Association ins Leben - eine Bürgerrechtsvereinigung, die zum Boykott der öffentlichen Verkehrsmittel aufforderte. Die Aktion schlug hohe Wellen: Der Baptistenpfarrer erhielt mehrere Morddrohungen, zudem verübten Unbekannte einen Sprengstoffanschlag auf sein Haus. Allen Schwierigkeiten zum Trotz hatte der Boykott Erfolg; ein Jahr später gehörte die Rassentrennung in den Bussen von Montgomery der Vergangenheit an. Ganz im Geiste des Vorbilds Mahatma Gandhi hatten King und seine Mitstreiter auf Gewalt verzichtet und ihre Ziele nur durch passiven Widerstand erreicht.
Martin Luther King mit seiner Frau Coretta vor dem Gerichtsgebäude von Montgomery
© Corbis-Bettmann, New York
Nationale Interessenvertretung
Beflügelt vom ersten großen Triumph stellte King die regionale Massenprotestbewegung der Schwarzen 1957 auf eine nationale Basis. Als Interessenvertretung der Schwarzen in den USA entstand die Southern Christian Leadership Conference (SLCL), die sich in kurzer Zeit als machtvolle Plattform der Bürgerrechtsbewegung (Civil Rights Movement) etablierte. Unermüdlich propagierte King als Anführer der Bewegung vor seinen begeisterten Anhängern den gewaltlosen Widerstand gegen die herrschenden Weißen. Die amerikanischen Behörden betrachteten den Schwarzenführer und seine zunehmende Gemeinde mit Argwohn. Wie machtvoll die Bewegung bereits war, zeigte sich 1960, als Kings erste Verhaftung in Alabama Massenproteste auslöste. Der demokratische Präsidentschaftsbewerber John F. Kennedy setzte sich daraufhin persönlich und mit Erfolg für die Freilassung des Pfarrers ein. Die Behörden hatten die Bürgerrechtsbewegung nicht wie erhofft schwächen können, sie erhielt im Gegenteil sogar weiteren Zulauf.
Blick auf den Tatort seiner Ermordung durch ein Zielfernrohr
© Corbis-Bettmann, New York
Marsch auf Washington
In den folgenden Jahren machte die Schwarzenbewegung durch zahlreiche Aktionen in den USA von sich reden. Ihr Ziel, das Ende der Rassendiskriminierung, erreichten die Schwarzen jedoch zunächst nicht. Den Höhepunkt ihres Kampfes gegen Unterdrückung markierte im August 1963 der Marsch auf Washington. Mehr als eine Viertelmillion Schwarze schlossen sich Martin Luther King an und forderten nachdrücklich die Verabschiedung der Bürgerrechtsgesetze, die von US-Präsident Kennedy eingebracht worden waren. In einer berühmt gewordenen Rede vor dem Lincoln Memorial beschwor King seinen Traum von einer gerechteren Gesellschaft, in der Schwarze und Weiße gleichberechtigt leben können:
Martin Luther King mit seiner Frau Coretta
© Corbis-Bettmann, New York
\"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können. Ich habe einen Traum, dass sich eines Tages selbst der Staat Mississippi, ein Staat, der in der Hitze der Ungerechtigkeit und Unterdrückung verschmachtet, in eine Oase der Freiheit und Gerechtigkeit verwandelt. Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern allein nach ihrem Charakter beurteilen wird.\" Die Massendemonstration und die gefeierte Rede verfehlten ihre Wirkung nicht: Kennedys Nachfolger im Amt des Präsidenten, Lyndon B. Johnson, unterzeichnete Anfang Juli 1964 das Bürgerrechtsgesetz (Civil Rights Act) zur Aufhebung der Rassentrennung. Auf dem Höhepunkt seiner Popularität wurde King noch im selben Jahr als erster Schwarzer überhaupt mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. In der Alltagsrealität zeigte sich jedoch bald, dass sich das Gesetz nur langsam positiv auszuwirken begann; die soziale Situation der Schwarzen, insbesondere in den Gettos der Großstädte, besserte sich nicht. Enttäuscht wandten sich viele Jugendliche von King und seinen gewaltfreien Aktionen ab und bildeten zunehmend militante Verbände. Vergeblich versuchte King, die Abtrünnigen wieder für sich zu gewinnen, indem er den Kampf gegen Armut und Arbeitslosigkeit gleichberechtigt neben den Einsatz gegen Rassismus stellte.
Martin Luther King mit Präsident Johnson
© Corbis-Bettmann, New York
Die Bürgerrechtsbewegung hatte den Zenit ihrer Macht jedoch überschritten, die Verwicklung der USA in den Vietnamkrieg beherrschte ab Mitte der 60er Jahre die öffentliche Diskussion. King wandte sich scharf gegen die Rolle der USA in diesem Krieg und forderte erneut zum massenhaften Bürgerprotest auf. Er wies u.a. darauf hin, dass die Kriegskosten dramatisch anwuchsen, während immer mehr Menschen in den USA unter der Armutsgrenze leben mussten. Für den Sommer 1968 plante er deshalb einen Marsch der Mittellosen und sozial Benachteiligten auf die Hauptstadt Washington, konnte dieses Vorhaben jedoch nicht mehr realisieren: Am 4. April 1968 kam der 39-Jährige bei einem Attentat auf dem Balkon eines Motels in Memphis/Tennessee ums Leben. Der Täter, der weiße Südstaatler James Earl Ray, wurde zu 99 Jahren Zuchthaus verurteilt.
Martin Luther King mit Joan Baez
© Corbis-Bettmann, New York
Würdigung
Der Baptistenpfarrer führte die Massenbewegung der Schwarzen in den USA an, die erfolgreich - und mit gewaltfreien Mitteln - für ihre rechtliche Gleichstellung kämpften. An der mangelhaften sozialen Lage der Schwarzen konnte King jedoch nichts ändern.
Ehrungen und Preise
Als erster Schwarzer erhielt Martin Luther King 1964 den Friedensnobelpreis zuerkannt.
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