Der Aconcagua ist nun 6962 Meter hoch!
Nur 38,17 Meter fehlen dem höchsten Berg Amerikas jetzt noch bis zum Siebentausender
Buenos Aires/Heerbrugg, 21. Mai 2001 - Die Höhenangaben über Amerikas höchsten Berg, dem Aconcagua, müssen um zwei Meter nach oben korrigiert werden. Er ist nicht 6959,75 Meter hoch, wie im Jahre 1956 gemessen, sondern sein Gipfelpunkt liegt genau 6961,83 Meter über dem mittleren Meeresspiegel. Das ergab die Auswertung der Messdaten einer vom Geologen Giorgio Poretti geleiteten italienisch-argentinischen wissenschaftlichen Expedition. Diese bisher in den Karten mit 6960 Meter über Meereshöhe eingetragene höchste Erhebung der gesamten Südhalbkugel wurde mit modernster Ausrüstungen der Globalen Positionierung (GPS) und terrestrischen Vermessungsmethoden neu bestimmt. Zu diesem Berg an der argentinisch-chilenischen Grenze hat die Schweiz eine besondere Beziehung.
Der erste Mensch auf dem Aconcagua !
Der Schweizer Matthias Zurbriggen war der erste Mensch, welcher am 14. Januar 1897 den Aconcagua bezwang. Im Jahre 2001 war es modernste GPS-Vermessungstechnologie aus der Schweiz, mit welcher die genaue Berghöhe bestimmt wurde.
Die Wissenschaftler in Porettis Expeditionsteam waren sehr gespannt, ob die neuen Resultate den "Schrumpftrend\" der vorangehend neu vermessenen höchsten Gipfel der Kontinente Asien und Afrika fortsetzen. Sie taten es nicht, was jedoch nicht heißen muss, dass sich die Anden schneller auftürmen als zum Beispiel der Himalaja. Die neuen Messresultate geben nämlich weder einen Hinweis darauf, ob die früheren Acongacua-Messungen ungenau waren, noch darauf, dass der Berg in der Zwischenzeit gewachsen oder niedriger geworden ist. Jedoch können von nun an dank der neuen Technologien und Systeme, welche eine reproduzierbare Genauigkeit von wenigen Millimetern liefern, solche Veränderungen in Lage und Höhe des Berges festgestellt werden.
Nach Mt. Everest und Kilimanscharo nun auch der Aconcagua
Bisher war es wegen technischer Einschränkungen nahezu unmöglich, große Berghöhen im Zentimeter-Genauigkeitsbereich zu bestimmen. Doch mit der Verfügbarkeit immer genauerer GPS-Vermessungsausrüstungen im Verlaufe des letzten Jahrzehnts entwickelte sich auch der Wunsch, die höchsten Berge der Kontinente neu zu vermessen. Asiens Mt. Everest und Afrikas Kilimanscharo wurden mit den neuesten GPS-Ausrüstungen des Schweizer GPS-Pioniers Leica Geosystems erklommen. Mit diesen GPS-Ausrüstungen werden heute aus den Signalen der GPS-Navstar-Satelliten Messgenauigkeiten von fünf Millimetern und genauer erreicht.
Auf dem Mt. Everest, der 1992 erstmals von einem von Giorgio Poretti geleiteten italienisch-chinesisch-nepalesischen Team mit GPS bestimmt wurde, ergab die Vermessung mit 8846 Metern über Meer eine um zwei Meter kleinere Angabe des Dachs der Welt. Gleiches zeigte sich auf dem Kilimanscharo, wo eine von Eberhard Messmer geleitete Deutsch-Tansanische Vermessungsexpedition eine Höhe von 5893 Meter über Meer feststellte, ebenfalls zwei Meter weniger als bisher in den Karten angegeben.
Auch die Neuvermessungsdaten des Aconcagua sind wiederum sehr genau. Wie bereits bei der Mt.Everest-Neuvermessung hatte Porettis erfahrenes Expeditionsteam von Geologen, Glaziologen, Geodäten und Extrembergsteigern sowohl die genauesten terrestrischen Vermessungsgeräte im Einsatz (Tachymeter Leica T2002/DI3000) als auch gleichzeitig die modernste GPS-Vermessungsausrüstung (Leica GPS530).
Aconcagua auf der längsten Gebirgskette der Welt
Nicht der Mount McKinley (6194 m ü.M.) in Alaska ist der höchste Berg Amerikas, wie auch mancher Nordamerikaner meint, sondern der an der argentinisch-chilenischen Grenze liegende erloschene Vulkan Aconcagua mit seinen stolzen 6962 Metern über Meer.
Die 7242 Kilometer langen Anden - die längste Gebirgskette der Welt - sind das Ergebnis der Plattenverschiebungen der Erdkruste, wobei sich die Nazca-Platte von Westen unter die Südamerikanische Platte schiebt. In Millionen Jahren türmte dieser Druck diese Gebirgskette auf, verbunden mit hoher Erdbeben- und Vulkan-Aktivität in Lateinamerika.
Die höchsten Berge der Kontinente
Kontinent
Berg
Höhe über Meeresspiegel
Asien
Mount Everest
8846 Meter*
Amerika
(Süd)
Aconcagua
6962 Meter*
(Nord)
Mount McKinley
6194 Meter**
Afrika
Kilimanscharo
5892 Meter*
Antarktis
Mount Vinson
5140 Meter**
Europa
(Kaukasus)
Elbrus
5642 Meter**
(Alpen)
Mont Blank
4808 Meter**
Australasia/Ozeanien
Carstensz Pyramid
4884 Meter**
Australien
Mount Kosciusko
2230 Meter**
* Bereits mit Leica GPS 300/500 neu vermessen
** Vermessen mit Leica-Thodoliten während des letzten Jahrhunderts
Wegen der Höhe des Berges und des rasch wechselnden Wetters erreichen jedoch viele Gipfelstürmer nicht das Ziel ihrer Träume. Besonders berüchtigt am Aconcagua ist der \"Vielo Blanco\", ein starker Höhensturm, der eine Besteigung fast unmöglich macht. Außerdem wirkt der Berg durch den vielen Schutt und das Fehlen von Gletschern auf der Nordseite nicht so hoch wie vergleichbare Gipfel. Deshalb wird er von vielen Bergsteigern leicht unterschätzt. Es ist daher besonders wichtig, auf den gut begehbaren Anstiegspfaden nicht der Versuchung nachzugeben, schnell loszustürmen. Der Gipfel verlangt seine Zeit und vor allem eine ausreichende Akklimatisation. Am 25. Februar 1954 gelang den Franzosen Pierre Lesueur, Adrien Dagory, Edmund Denis, Lucien Berardini und Guy Poulet unter Führung von René Ferletden der Durchstieg über den Mittelpfeiler der Südwand, der direkt zum Gipfel führt. Dieses Unternehmen galt damals als die größte Leistung der technischen Bergsteigerei. 1984 bewältigt die Französin Marie Bouchard als erste Frau die Wand. Heute sind die Routen an diesem Berg kaum noch zu zählen. Mehr als 2000 Bergsteiger versuchen jährlich den Aconcagua zu bezwingen. Er ist zum Modeberg der Trekking- und Expeditionsanbieter geworden. Die meisten Alpinisten, man müsste eigentlich sagen \"Andinisten\", wählen den eisfreien Normalweg über den Nord-West-Grat.
Eigenschaften des Aconcagua
Das Gestein des Aconcagua ist vulkanischen Ursprungs. Über einem breiten Unterbau aus Meeresablagerungen ragt der Gipfel des Aconcagua aus vulkanischem Andesit in den Himmel, einem Ergussgestein mit porphyrischem Gefüge. Es besteht aus den Mineralien Plagioglas, Hornblende, Biotit und Pyroxen.
Die Anden sind das Ergebnis einer Plattenkollision. Die ozeanische Nazca-Platte schiebt sich seit mehr als 150 Millionen Jahren unter die kontinentale Südamerikanische Platte und wird im Erdmantel aufgeschmolzen. Dadurch entstand am Westrand Südamerikas ein reger Vulkanismus, der bis zum heutigen Tag andauert. Die Gipfelanwärter allerdings schätzen die Geologie des Berges wenig. Denn das vulkanische Gestein verwittert zu einem riesigen Haufen Schutt, der den Anstieg recht mühsam macht.
Mit einer Höhe von 6960 Metern ist der Cerro Aconcagua in der Cordillera Angina (Hochkordillere), kurz Aconcagua genannt, der höchste Berg der Anden und zugleich auch die höchste Erhebung ganz Amerikas. Er befindet sich in der argentinischen Provinz Mendoza oder genauer: im Regierungsbezirk Las Heras an der Grenze zu Chile.
Der Name \"Aconcagua\" ist indianischen Ursprungs. Doch wie bei vielen Bergnamen gehen auch bei diesem die Meinungen über seine Herkunft auseinander. Er könne von \"Aconca-Hue\" herrühren, glauben einige Namensforscher. Aconca-Hue nannten die Indianer den \"Aconcagua-Fluss\", von dem man in Chile sagte, er entspringe am Fuß des gleichnamigen Berges. Überzeugender klingt jedoch die Auffassung, der Name des Bergriesen käme vom indianischen \"Ackon Cahuak\". Das bedeutet in Quechua, der Inkasprache, \"Wächter aus Stein\".
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