Bartolomé de las Casas - (1484 – 1566) geb. in Sevilla, † in Madrid Bartolomé de las Casas war ein früher spanischer Historiker und Dominikanermönch, welcher als erster die Unterdrückung der mittel- und südamerikanischen Indios durch die spanischen Eroberer einer breiten Öffentlichkeit bekannt machte und anklagte; welcher ebenfalls für eine Abschaffung der Sklaverei plädierte. Unter seinen zahlreichen Werken ist die „Historia de las Indias“ und „Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder“, in welchem er die brutale und unmenschliche Behandlung der Indios durch die Spanier an den Pranger stellt, zu bemerken. Trotzdem gelang es las Casas nicht die Sklaverei in der Neuen Welt zu unterbinden. Man nimmt an, das Las Casas, Sohn eines spanischen Kaufmanns, der Kolumbus auf seiner zweiten Reise begleitete, 1497 als Soldat nach Granada ging und später ein Lateinstudium in Sevilla begann. 1502 verließ er Spanien und ging als Auswanderer mit der Flotte Nicolás de Ovandos zu den Westindischen Inseln (Hispaniola).
Dort wurde er Berater des Gouverneurs, der ihm als Belohnung für die erfolgreiche Teilnahme an mehreren Feldzügen eine Encomienda zuteilte. Bald begann er jedoch auch den Indios das Evangelium zu predigen. 1506 kurze Rückkehr nach Europa, wo er in Rom Priester wird. (verschiedene Quellen liefern bezüglich dieses Vorgangs und Datums ganz unterschiedliche Daten / 1506(?), 1510(?) oder 1512 (?), wie und wo auch immer, spätestens 1512 wird Las Casas offiziell als Priester erwähnt.) 1511-1513 nahm er an der blutigen Eroberung Kubas unter Diego de Velazquez teil, und verwaltete ungeachtet seines Priesteramtes eine Encomienda. Obwohl Las Casas während seiner ersten 12 Jahre in Amerika ein aktiv beteiligter und überzeugter Konquistador war, blieb er jedoch nicht unberührt vom Schicksal der eingeborenen Indios und verurteilte die Sklaverei.
Am 15. August 1514 kündigte er öffentlich an, dass er auf seine auf den westindischen Inseln erworbenen Leibeigenen verzichte und zurückgebe. Er erkannte, dass es sinnlos war, die Indios in Amerika selbst, fern vom politischen Machtzentrum Spanien, zu verteidigen. Darum kehrte er 1515 nach Spanien zurück, um sich dort für die Rechte der Indios einzusetzen. Ferdinand von Aragon versprach Las Casas in seinem Anliegen zu helfen, verstarb jedoch darüber. Der einflussreiche Erzbischof von Toledo und Regent, Francisco Jiménez de Cisneros, begann sich für Las Casas Sache einzusetzen.
Mit Hilfe des Erzbischofs wurde der \"Plan zur Reformation der indischen Länder\" entwickelt, und Las Casas als Prokurator der Indischen Länder ernannt, um einer Kommission vorzustehen, welche die Lebensbedingungen und den Zustand der Indios untersuchen sollte, worauf er im Jahre 1516 nach Hispaniola zurückkehrte Im darauffolgenden Jahr reiste er wieder nach Spanien um die Unfähigkeit der von der spanischen Krone entsandten 4 Hieronymitenmönche anzuklagen, welche Diego Colón in seinem Amt als Statthalter ablösten und die Aufgabe hatten, eine Bestandsaufnahmen der \"Indioproblematik \" auf den Inseln durchzuführen. In Spanien angekommen begann er mit juristischen Studien der Probleme Westindiens, und initiierte einen Plan um eine friedliche Kolonisierung mit von ihm geworbenen Bauern und Landarbeitern durchzuführen. Seine leidenschaftliche Verteidigung der Indios vor dem spanischen Parlament in Barcelona im Dezember 1519 überzeugte den anwesenden Karl V. Las Casas Projekt zu unterstützen bei welchem Spanier und Indios zusammen in friedlicher Koexistenz eine neue Gesellschaft in der Neuen Welt gründen sollten. Der Golf von Paria im nördlichen heutigen Venezuela wurde für dieses Vorhaben ausgewählt. Las Casas und eine Gruppe von Landarbeitern und Bauern verließen Spanien im Dezember 1520.
Die unzureichende Anzahl von Kolonisten, die starke Opposition von Encomenderos in Santo Domingo, und letztlich, feindliche Angriffe der Indios selbst, ließen dieses Experiment im Januar 1522 in einer Katastrophe enden. Nach seiner Rückkehr nach Santo Domingo, ließ der erfolglose Priester und Sozialreformer Las Casas seine politischen Aktivitäten ruhen und zog sich 1523 zu einem zurückgezogenen religiösen Leben ins Dominikanerkloster auf Hispaniola zurück. Vier Jahre später, als Prior des Konventes von Puerto de Plata, begann er seine \"Historia apologética\" zu schreiben. Als eines seiner Hauptwerke, sollte die Apalogética als Einleitung seines Meisterwerkes der \"Historia de las Indias\" dienen\". Die Historia, welche auf seinen Wunsch erst nach seinem Tode veröffentlicht werden sollte, ist ein Bericht all dessen, was er in der Neuen Welt gesehen oder gehört hatte. Mehr jedoch als eine Chronik, ist es eine prophetische Interpretation der Ereignisse.
Der Zweck der Bekanntmachung aller dargelegten Fakten ist die Entblößung der \"Sünde\" der spanischen Vorherrschaft, ihrer Unterdrückung und Ungerechtigkeit, welche die Spanier der Bevölkerung der von Ihnen entdeckten Welten zufügten. Es war Las Casas Ziel Spanien den Grund zukünftigen Unglücks vor Augen zu führen, welches die unvermeidliche Strafe Gottes sein werde. Er unterbrach die Arbeit an seinem Buch nur, um dem Indienrat drei lange Briefe zu senden (1531, 1534, 1535), in welchen er Personen und Institutionen anklagte die Indios unterdrücken, speziell durch das System der Encomienda. Nach einigen Abenteuern in Mittelamerika, bei welchen er mit seinen Vorstellungen wie die Indios zu behandeln seien mit den spanischen Behörden in Konflikt geriet, schrieb Las Casas \"De único modo\", wo er seine Doktrin der friedlichen Bekehrung der Indios entwickelte. Zusammen mit den Dominikanern betrieb er seinen neuen Weg der Evangelisation in noch uneroberten Gebieten im heutigen Costa Rica. Durch das erfolgreiche Ergebnis seiner Bemühungen ermutigt, reiste er erneut nach Spanien, wo er 1540 ankam.
Während er auf seine Audienz mit Karl V. wartet, schreibt er 1542 seine \"Brevisima relación de la destrución de las Indias\" (Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder – siehe Literaturhinweise) in welcher die rein historischen Ereignisse hinter ihrer theologischen Interpretation zurückstehen. \"Der Grund warum die Christen eine solch unendliche Zahl von Seelen zerstört und getötet haben, war ihre Gier nach Gold und das Ziel in kürzester Zeit reich zu werden.\" Die Arbeit Las Casas wurde letztlich durch Erfolg gekrönt, als Karl V. die sogenannten \"Neuen Gesetze - (Leyes Nuevas)\" bestätigte. Gemäß dieser neuen Gesetze war die Encomienda nicht mehr vererbbar, sondern die Encomenderos hatten die sie bewirtschaftenden Indios nach einer Generation freizusetzen.
Um den Gesetzen Nachdruck zu verleihen, wurde Las Casa zum Bischof von Chiapas in Guatemala ernannt, wohin er im Juli 1544 mit 44 Dominikanern abreiste. Nach seiner Ankunft erließ er unverzüglich die \" Avisos y reglas para confesores de españoles\" (Ermahnungen und Regeln für die Beichtväter von Spaniern), in welche er denjenigen Spaniern die Absolution verweigerte, welche Indios in Encomiendas hielten. Der rigorose Zwang dieser neuen Regeln führte 1545 zu einer vehementen Opposition der gläubigen Spanier und zwangen Las Casas einen Rat von Bischöfen zu bilden, welche ihn ihn seinen Aufgaben unterstützen sollten. Bald jedoch entfremdete sich der Rat von Las Casas mit seiner kompromisslos indiofreundlichen Einstellung, so dass Las Casas 1547 nach Spanien zurückkehrte. Erneut in Spanien begann die dann wohl ergiebigste Schaffensperiode in Las Casas Leben. Er wurde eine einflussreiche Persönlichkeit am spanischen Hof und im Indienrat.
Hier trat er auch in direkte Opposition zu Juan Ginés de Sepúlveda, einem Gelehrten und einer zunehmend wichtigen, einflussreichen Persönlichkeit am Hof, welche sich durch seine Schriften \"Betreffend des gerechten Krieges gegen die Indianer\" einen Namen gemacht hatte. Sepúlveda vertrat die Ansicht, dass \"die Indios den Spaniern unterlegen sind, so wie die Kinder den Erwachsenen, die Frauen den Männern, ja man kann sogar sagen, wie die Affen den Menschen\". Las Casas konfrontierte ihn letztlich 1550 in Valladolid in einem Disput, welche von führenden Theologen geleitet wurde. Der Diskurs wurde 1551 fortgeführt und hatte eine enorme Resonanz in der spanischen Gesellschaft. Die Hochherzigkeit und die selbstlosen Ziele las Casas stehen sicherlich ganz ohne Zweifel, er neigte jedoch zu Übertreibungen welche auch in den weit übersteigerten Zahlenangaben in seiner \"Brevisima relación de la destrución de las Indias\" wiederzufinden sind, wenn gleich dadurch die begangenen Grausamkeiten nicht weniger schändlich werden. Auch wird gesagt, dass er \"seine\" Indios zwar leidenschaftlich geliebt habe, sich aber nicht die Zeit genommen habe, sie wirklich zu studieren und sie in ihrem wahren Leben zu erfassen, er habe sein eigenes Idealbild des Indios geschaffen.
Sein Wissen über die Indios war lang nicht so tief, wie z. B. das von Toribio de Benavente alias Motolinía. Er war zwar derjenige, welcher in der Öffentlichkeit durch seine polemisierenden Schriften und Vorträge am meisten Aufmerksamkeit bezüglich der Indioproblematik erregte, andere Geistliche jedoch, welche Las Casas wegen seiner polemisierenden und einseitigen schwarz-weiß Darstellung der Problematik heftig opponierten, haben in der Praxis den Indios jedoch oft weit mehr geholfen. Anzumerken ist auch, das seine Liebe nur der indianischen Rasse gehörte, und er selbst den Vorschlag machte, um die Indios zu schonen, schwarze Sklaven aus Afrika in die Neue Welt zu importieren, um die Indios zu entlasten, da die Schwarzen durch größere körperliche Robustheit geeigneter seinen in Erzminen und auf Plantagen zu arbeiten. Diese Entscheidung bereute er jedoch in späteren Jahren.
Währen seiner letzten Jahre wurde Las Casas ein unentbehrlicher Berater der Probleme in der Neuen Welt, sowohl des Indienrates, als auch des Königs. 1562 publizierte er die Endfassung seines \"Prológo\" zur \"Historia de las Indias\". Im Alter von 90 Jahren vollendetet er zwei weitere Schriften über die spanische Conquista. Zwei Jahre später starb er im Konvent von Nuestra Señora de Atocha de Madrid. Nach einem Vorschlag Francisco de Toledos, Vizekönig von Peru, verfügte der König, dass alle Werke Las Casas gesammelt werden sollten. Obwohl sein Einfluss in Spanien stark abnahm, wurde er doch europaweit durch sein Werk \"Kurzgefasster Bericht von der Verwüstung der westindischen Länder“ bekannt.
1484 Geburt in Sevilla/Spanien 1502 Erste Reise nach Lateinamerika (als Eroberer und Siedler) 1508? Priesterweihe in Rom 1514 Bekehrung 1522 Eintritt in den Dominikanerorden 1544 Bischofsweihe 1547 endgültige Rückkehr nach Spanien 1566 Tod in Madrid/Spanien Der in Salamanca ausgebildete Jurist und Theologe Bartolomé de Las Casas kam 1502 in die südamerikanischen Kolonien, um das Land seines Vaters zu übernehmen. Der hatte als einfacher Söldner an der ersten Amerikafahrt von Kolumbus teilgenommen und war in der Neuen Welt zu großen Besitztümern gelangt. Las Casas behandelte seine Indios als Menschen, obwohl auch er sie als seine Sklaven betrachtete, und wurde von ihnen deshalb bald schon wie ein Heiliger verehrt. Er ließ 1510 sich bei den Dominikanern in Santo Domingo zum Priester weihen - 1509 hatte die Mission der Dominikaner in Südamerika begonnen - und wurde so der erste in der Neuen Welt geweihte Priester. 1511 begleitete Las Casas eine Expedition nach Kuba. Dort wurde der Indianerhäuptling Hatuey wegen seines Widerstandes gegen die Kolonisatoren zum Tod verurteilt; Las Casas wollte ihn vor dem Gang zum Scharfrichter noch zum Christentum bekehren, was Hatuey ablehnte, weil Las Casas ihm auf seine Frage antworten musste, dass es auch im Himmel Weiße gebe.
Dieses Erlebnis machte ihm kar, wie das Walten der Kolonisatoren auf die Einheimischen wirkte; er erkannte, dass seine Aufgabe die Rettung und Befreiung der Indios sei. 1520 erhielt er die Erlaubnis, eine modellhafte Kolonie nach seinen Vorstellungen in Venezuela einzurichten, was aber wegen der Eroberung durch eine andere Expedition 1522 scheiterte. Er wirkte nun als Priester in Mexico, Nicaragua, Peru and Guatemala; 1542 erreichte er in Madrid bei Kaiser Karl V. einen gesetzlichen Schutz der Indianer in allen neu eroberten Gebieten. Mit umfangreichen Schriften - darunter seine dreibändige, bis heute gedruckte \"Geschichte der Indianer\" und der Bericht über die Kolonisation mit dem Titel \"Die Tränen der Indianer\" - warb er um Verständnis für die Ureinwohner. 1544 - mit 70 Jahren - wurde Las Casas Bischof von Chiapas, in seiner Diözese setzte er die neuen Schutzgesetze mit aller Strenge durch.
Die spanischen Landherren verleumdeten ihn deshalb in Madrid, aber Las Casas behielt das Vertrauen des Kaisers. 1447 kehrte er nach Spanien zurück und lebte im Dominikanerkloster Santa María de Atocha in Madrid; bei der Regierung machte er sich immer wieder für die Rechte der Indianer stark. Las Casas\' Einsatz für die Rechte der Indianer wirkt bis heute nach; er wird deshalb auch als \"Vater der Befreiungstheologie\" bezeichnet.
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