Die jungen Nationalstaaten mit hochgesteckten nationalen Zielen
bei unterschiedlichen volkstümlichen, kulturellen und religiösen
Grenzen hielten den Balkan ständig in Unruhe. Er wurde zum
Hochspannungsraum der Weltpolitik, in dem die Großmächte
direkt(Tsterreich-Ungarn,Italien,Rußland) oder indirekt
(Deutschland,Frankreich,Großbritannien) verwickelt waren.
Wie schon erwähnt, wurden Bosnien und die Herzegowina 1908
von Tsterreich annektiert. Dieser Akt löste in Serbien viel
Entrüstung aus ,weil es die großserbischen Reichspläne durch-
kreuzte, die dadurch jedoch weiter mobilisiert wurden.
Es wurden Konferenzen gefordert, die aber von Tsterreich abge-
lehnt wurden, weil es Angst hatte, überstimmt zu werden.
Die Spannung stieg weiter.
Im Oktober des Jahres 1912 kam es zum ersten Balkankrieg:
Die vier Bündnispartner (Serbien, Montenegro, Bulgarien und
Griechenland) zogen gegen die Türkei. Die Türken unterlagen
dem gegnerischen Bündnis. Nach dem Krieg wolte jeder seine
eigenen Ziele durchsetzen:
Serbien : Zugang zur Adria
Italien : Albanien annektieren
Griechenland : Italien sollte die Dodekanes aufgeben
Tsterreich-Ungarn : wollte keinen Machtzuwachs von Italien und
Serbien, deshalb unterstützte es Bulgarien, damit es Serbien
unter Druck setzte.
Serbien war zwar durch Rußland gestärkt und hatte auch genug
Kraft , doch Italien widersetzte sich Serbiens Drang zur Adria.
Deutschland und England bemühten sich um Normalisierung der
Beziehungen und riefen aus diesem Grund eine Botschaftlerkon-
ferenz in London ein. Im Mai 1913 entstand der Friede von
London.
Doch im Juni kam es erneut zu einem Konflikt. Ein Bündnis aus
der Türkei, Griechenland, Montenegro und Rumänien grif Bulgarien
an , das zuvor Serbien angegrifen hatte. Tst.-Ung. wollte zugun-
sten Bulgarien eingreifen, wurde aber von Deutschland und Italien
davon abgehalten. Dadurch erreichten die Beziehungen zwischen
Tst.Ung. und Rumänien ,belastet durch eine rumänische Minderheit
in dem ungarischen Siebenbürgen, einen Tiefpunkt. Im Frieden von
Bukarest verlor Bulgarien Mazedonien und weitere Gebiete. Alba-
nien wurde selbständig.
Die Lage : es herrschte eine allgemeine Enttäuschung; Serbien war
unzufrieden mit dem nicht erreichtem Ziel, dem Zugang zur Adria.
Die Lage blieb labil und entzündete sich in der Julikrise in
1914.
|