Vorgeschichte
Der Putsch richtete sich gegen die Regierung des Reichskanzlers Gustav Bauer (SPD). Sie hatte die Annahme des Versailler Vertrages durchgesetzt. Nun versuchte diese Regierung zwar, die Erfüllung der einzelnen Bestimmungen des Versailler Vertrages in der Durchführung abzuschwächen, aber gleichwohl musste sie ihm im Wesentlichen entsprechen, nachdem er am 1. Januar 1920 in Kraft trat. Das hieß: Neuorganisation und Umbau der Reichswehr auf die Stärke von 100.000 Mann; Auflösung der Freiwilligen- und Wehrverbände; Entwaffnung der Bevölkerung; Auslieferung der Kriegsverbrecher; Beginn der Reparationsleistungen. Bei Zuwiderhandlungen drohte die Besetzung des Reiches.
Große Teile des Offizierskorps der Reichswehr, die Angehörigen der paramilitärischen und rechts orientierten Verbände und wichtige Gruppen in der Bevölkerung (Wählerschaft von DNVP und DVP) wie der Beamtenschaft wollten diese \"nationale Schande\" nicht hinnehmen. In dem Kommandierenden General des Reichswehrgruppenkommandos 1 in Berlin, Freiherr von Lüttwitz, fand sich ein hoher Offizier bereit, die militärische Führung zu übernehmen.
Auch die Reichsregierung selber wollte den Abbau der bewaffneten Kräfte angesichts von heftigen sozialen Unruhen (z.B. den gewaltsamen Auseinandersetzungen um das Betriebsrätegesetz im Januar 1920, die mit einem Blutbad unter den zivilen Demonstranten vor dem Reichstag endete) möglichst hinauszögern. Zudem war die Frage der Grenzen des Reiches im Osten noch nicht geklärt - polnische Nationalisten versuchten im Vorfeld der Referenden Tatsachen zu schaffen. Gleichzeitig zeigte sich der Reichswehrminister Gustav Noske gegenüber den Putschvorbereitungen \"auf dem rechten Auge blind\" - und mit ihm Reichspräsident und -regierung. Politische und allgemeine Polizei spielten Putschgerüchte herunter.
Es bedurfte nur noch eines Anlasses, um den Putsch auszulösen.
Chronologie
Am 29. Februar1920 löst Gustav Noske (Reichswehrminister) die 6.000 Mann starke Marinebrigarde von Hermann Ehrhardt auf, sowie das Freikorps Loewenfeld. Dem widersetzen sich dann am 13. März meuternde Brigademitglieder, die häufig als Ausdruck ihrer völkischen Gesinnung ein weiß gemaltes Hakenkreuz am Helm trugen.
Nacht vom 12. März auf den 13. März 1920: meuternde Offiziere unter General von Lüttwitz marschieren mit ihren Truppen auf Berlin, um Gustav Bauers Regierung aus SPD, Zentrum und DDP zu stürzen.
13. März 1920: Aufruf der SPD-Reichsminister und des SPD-Parteivorstandes zum Generalstreik (vormittags); Aufruf des ADGB und der AfA zum Generalstreik (nachmittags); Aufruf der KPD gegen den Putsch und an die Proletarier mit der Teilnahme an Aktionen noch zu warten.
General von Seeckt verweigert dem Reichswehrminister Gustav Noske das Eingreifen: Truppe schießt nicht auf Truppe.
Die meuternden Truppen setzen den rechtsradikalen Zivilisten Wolfgang Kapp als Reichskanzler ein.
Teile der Reichswehr insbesonders in den östlichen und nördlichen Teilen des Reichs sprechen sich für Kapp aus. Im südlichen Teil bekennt sich die Reichswehr zur Regierung Gustav Bauer.
Das Kabinett Bauer flieht größtenteils nach Dresden, aufgrund der unklaren Haltung des dortigen Generals v. Maercker weiter nach Stuttgart.
In der DNVP Sympathisierung mit den Putschisten, teilweise aktive Teilnahme, in der DVP abwartende Sympathisierung.
14. März 1920: Aufruf der KPD zur Beteiligung am Generalstreik (Korrektur der Haltung des Vortages)
In Thüringen, Sachsen und im Ruhrgebiet (Ruhraufstand) versuchen linksgerichtete Gruppen den Generalstreik als \"proletarische Revolution\" voranzutreiben.
Gründe für das Scheitern sind der Widerstand der Berliner Ministerialverwaltung, uneinheitliche Ziele, mangelnde Unterstützung und Generalstreik.
17. März: Kapp flieht nach Schweden. Für wenige Stunden ernennt sich v. Lüttwitz zum Reichskanzler. Der Putsch ist nach vier Tagen beendet.
Hintergrund
Gründe für den Putsch sind die Armee als Staat im Staate und ihre negative Einstellung gegenüber der jungen Demokratie und die Frustration der nun in Freikorps organisierten ehemaligen Soldaten. Außerdem drohte gemäß den Bestimmungen der Versailler Vertrages die Entwaffnung und Entlassung aus den Verbänden. Diese Frustration trifft sich günstig mit der 1919 gegründeten Nationalen Vereinigung, einer Nachfolgeorganisation der Deutschen Vaterlandspartei.
Folgen
Im Verlauf des Putsches kamen etwa 2.000 Zivilisten, v.a. Arbeiter, ums Leben. Etwa genauso viele wie im Kampf wurden standrechtlich hingerichtet. Weil die Regierung die Wehrverbände wie die Brigade Ehrhardt nach der Flucht Kapps gegen die weiter streikenden Arbeiter zu Hilfe rief, konnten sie noch eine Zeit lang weiter bestehen. Die ebenfalls eingesetzte, schwer bewaffnete Sicherheitspolizei (kurz: Sipo) setzte Bomben aus Flugzeuge und schwere Maschinengewehre zur \"Aufstandsbekämpfung\" ein. Der Befehlsverweigerer von Seekt wurde befördert. Aus den Reichstagswahlen kurz darauf gingen die extremen Parteien deutlich gestärkt hervor.
|