Caesar
Bellum Gallicum, Buch 1 (Kap 1-54)
I. Einleitung Gallien: Land und Leute (Kap. 1)
a. Gallien ist ursprünglich das Gebiet der Kelten, die von den Griechen Keltai oder Gelatä oder auch Galloi und in den Römern Galli genannt wurden. Zu Cäsars Zeit unterschied man zwei Hauptteile:(1) Gallia citerior oder cisalpina, das diesseitige oder diesseits der alpen gelegene Gallien, die schon seit 400 v. u. Z. von gallischen Stämmen besetzten Gegenden der oberitalienischen Poebene, die die Römer nicht zu Italien rechneten. Die Südgrenze dieses cisalpinischen Galliens bildete der kleine Fluß Rubikon (Rubico).b. Gallio ulterior oder transalpina, das jenseitige oder jenseits der Alpen gelegene Gallien, das den größten Teil der Schweiz, das heutige Frankreich, den linksrheinischen Teil Deutschlands und die Niederlande umfaßte. Der südöstliche, von Kelten und Ligurern bewohnte und schon vor Cäsar von den Römern eroberte Teil von Gallia ulterior heißt bei Cäsar gewöhnlich provincia (die heutige Provence), später nach der Hauptstadt Narbe, heute Narbonne, gewöhnlich Gallia Narbonensis. Sie reichte von den Alpen bis zum Oberlauf der Garonne (Garunna), vom Mittelländischen Meer bis an die Cevennen und das Rhonetal aufwärts bis zum Genfer See.(1) Gallien in seiner Gesamtheit ist in drei Teile geteilt, von denen den einen die Belgier bewohnen, den anderen die Aquitaner und den dritten, die welche in ihrer eigenen Sprache Kelten, in unserer Gallier heißen.(2) Diese alle sind nach Sprache, Einrichtungen und Gesetzen untereinander verschieden. Die Gallier trennt von den Aquitanern der Fluß Garonne (Garunna), von den Belgiern die Marne (Matrona) und die Seine (Sequana).(3) Von diesen allen die tapfersten sind die Belgier, deswegen weil sie von der Lebensweise und Bildung der römischen Provinz am weitesten entfernt sind, keineswegs bei ihnen Kaufleute häufig ein- und ausgehen und das, was zur Verweichlichung der Gemüter dient, und weil sie am nächsten benachbart den Germanen sind, die jenseits des Rheines (Rhenus) wohnen, mit denen sie ununterbrochen Krieg führten.(4) Aus diesem Grunde übertreffen auch die Helvetier die übrigen Germanen an Tapferkeit, weil sie sich in fast täglichen Kämpfen mit den Germanen messen, indem sie entweder von ihren eigenen Grenzen sie abwehren oder selbst in deren Lande Krieg führen.(5) Von ihnen ein Teil, den, wie gesagt, die Gallier innehaben, beginnt an der Rhone (Rhodanus); er wird begrenzt von der Garonne (Garunna), dem Ozean und von dem Lande der Belgier; er berührt auch von der Seite der Sequaner, und Helvetier aus den Rhein; er 1iegt nach Norden zu.(6) Das Gebiet der Belger beginnt an den äußersten Grenzen Galliens; es erstreckt sich bis zum unteren Teile desRheines; es schaut (ist gerichtet) nach Nordosten.(7) Aquitanien erstreckt sich von der Garonne bis zum Pyrenäengebirge und demjenigen Teile des Ozeans, der bei Spanien (Hispania) ist; es schaut nach Nordwesten.
II. Der Krieg mit Helvetiern (Kap. 2-29)
a) Des Orgetorix Umtriebe, Sturz und Tod (Kap. 2-4) 2. Bei den Helvetiern war bei weitem am angesehensten und reichsten Orgetorix. Dieser, unter dem Konsulat des Marcus Messala und Marcus Piso (61 v. u. Z.) von Verlangen nach der Königsherrschaft veranlaßt, stiftete eine Verschwörung des Adels an und überredete die Bürgerschaft, ihr Land mit allen Vorräten (mit Sack und Pack) zu verlassen: (2) es sei sehr leicht, da sie an Tapferkeit alle überträfen, sich der Herrschaft über ganz Gallien zu bemächtigen. (3) Dazu überredete er sie um so leichter, weil die Helvetier auf allen Seiten durch die Natur des Landes (durch natürliche Schranken) eingeengt sind: auf der einen Seite durch den sehr breiten und sehr tiefen Rhein, der die Helvetier von den Germanen trennt, auf der anderen Seite durch das so hohe Juragebirge, das zwischen den Sequanern und Helvetiern liegt; auf der dritten durch den Genfer See und die Rhone, die unsere Provinz von den Helvetiern trennt. (4) Dadurch kam es, daß sie sowohl weniger weit Streifzüge unternehmen als auch weniger leicht ihre Grenznachbarn angreifen konnten; in dieser Hinsicht waren die kriegslustigen Leute sehr bekümmert (wörtlich: wurden ... mit großem Kummer behaftet). (5) Im Verhältnis zur Bevölkerungsmenge (5. Kap. 29,2), ihrem Kriegsruhme und ihrer Tapferkeit glaubten sie ein zu kleines Land zu haben, das sich 240 Meilen (360 km) in die Länge und 180 Meilen (270 km) in die Breite erstreckte. 3. Hierdurch (durch diese Gründe) veranlaßt und durch das Ansehen des Orgetorix bewogen, beschlossen sie, das, was nach ihrer Meinung zum Auszug gehörte, vorzubereiten, (d.h.) eine möglichst große Zahl Zugtiere und Karren aufzukaufen, möglichst große Saaten zu machen (möglichst viel Land zu bestellen) damit unterwegs der Getreidevorrat lange, und mit den nächsten Stämmen Frieden und Freundschaft zu schließen (zu sichern). Zur Erledigung dieser Dinge (zur Durchführung dieser Maßnahmen) genüge ihnen, glaubten sie, ein Zeitraum von zwei Jahren; (2) auf das dritte Jahr setzen sie durch ein Gesetz den Aufbruch fest. (3) Zur Ausführung dieser Maßnahmen wird Orgetorix gewählt. (4) Dieser nahm die Gesandtschaft zu den Stämmen auf sich (dieser unternahm es, die einzelnen Stämme aufzusuchen). (5) Dabei (wörtlich: auf diesem Wege) überredet er den Casticus, des Catamantaloedes Sohn einen Sequaner, dessen Vater bei den Sequanern viele Jahre die Königsherrschaft (1) innegehabt hatte und vom Senate des römischen Volkes \"Freund\" (2) genannt worden war, sich in seinem Stamme des Thrones zu bemächtigen, den sein Vater vorher innegehabt hatte. Und ebenso überredet er den Häduer (3) Dumnorix, den Bruder des Diviciacus, der zu dieser Zeit die erste Stelle in seinem Stamme einnahm und beim Volke am meisten beliebt war, das gleiche zu versuchen, und gibt ihm seine Tochter zur Frau. (6) Es sei sehr leicht auszuführen, macht er jenen klar, die Unternehmungen durchzuführen, deswegen weil er selbst in seinem Stamme die Macht übernehmen werde; es sei nicht zweifelhaft, daß von ganz Gallien die Helvetier die größte Macht besäßen; (7) er verichert, er werde mit seinen Mitteln und seiner Heeresmacht ihnen zur Königsherrschaft verhelfen. (8) Durch diese Rede verleitet, leisten sie (d. h. Dumnorix, Casticus und Orgetorix) untereinander den Treueid und geben sich der Hoffnung hin, daß sie nach Besitzergreifung der Königsherrschaft sich mit Hilfe der drei mächtigsten und stärksten Stämme ganz Gallien unterwerfen können. 4. Dieser Plan wurde von den Helvetiern durch eine Anzeige gemeldet (verraten). Ihren Sitten gemäß zwangen sie Orgetorix, seine Sache gefesselt (d. h. als Festgenommenen) zu führen; daß dem Verurteilten (der Verurteilung) die Strafe folgte, daß er verbrannt wurde, war erforderlich. (2) An dem für die Verhandlung festgesetzten Tage ließ Orgetorix an der Gerichtsstätte seine gesamte Familie (alle seine Leibeigenen) - an die 10000 Mann - von überall her sich einfinden, und alle seine Klienten (4) sowie Schuldner, deren er eine große Menge hatte, führte er ebendort zusammen; durch diese (dank diesen) befreite er sich davon, daß er sich verantwortete. (5) (2) Als der Stamm, deswegen erbittert, mit den Waffen sein Recht geltend zu machen versuchte und die Behörden eine Menge Menschen vom Lande (eine Menge Landvolk) zusammenbrachten, starb Orgetorix, (4) und es liegt der Verdacht nicht fern, wie die Helvetier glauben, daß er selbst sich den Tod gegeben hat. b) Vorbereitungen zum Aufbruch (Kap. 5-6) 5. Nach dessen Tode versuchen die Helvetier nichtsdestoweniger, das, was sie beschlossen hatten, auszuführen, daß sie nämlich aus ihrem Lande ausziehen. (2) Sobald sie nun glaubten, sie seien dazu (genügend) gerüstet, stecken sie alle ihre Städte, (6) an Zahl etwa zwölf, ihre etwa 400 Dörfer und die übrigen Einzelgeschäfte in Brand, (3) verbrennen alles Getreide, (4) außer dem, das sie mitzunehmen gedachten, damit sie, wenn die Aussicht auf eine Rückkehr in die Heimat genommen sei, bereiter zum Ertragen aller Gefahren seien, und befehlen, daß nur für drei Monate gemahlenes Getreide ein jeder für sich von daheim mitnehme. (5) Sie uberreden die Rauricer, Tulinger und Latobriger, ihre Grenznachbarn, denselben Plan benutzend ... nach Einäscherung ihrer Städte und Dörfer zusammen mit ihnen zu ziehen, und die Bojer, die jenseits des Rheines gewohnt hatten, in die Norische Mark hinübergezogen waren und Noreja (Neumarkt in der Steiermark) belagert hatten, machen sie als bei sich aufgenommene sich zu Bundesgenossen. 6. Es gab im ganzen nur zwei Wege, auf denen die Helvetier die Heimat verlassen konnten, einen durch das Gebiet der Sequaner, schmal und beschwerlich, zwischen dem Jura und der Rhone, wo die Karren kaum einzeln fahren konnten; ein sehr hoher Berg aber hing herüber, so daß mit Leichtigkeit sehr wenige sperren konnten: (2) der andere, durch unsere Provinz, (war) viel leichter und bequemer deswegen, weil zwischen dem Lande der Helvetier und dem der Allobroger, (8) die unlängst erst bezwungen worden waren, die Rhone fließt und diese an einigen Stellen durch eine Furt überschritten wird. (3) Die letzte Stadt der Allobroger und nächste dem Helvetiergebiete ist Genf (Genava). Aus dieser Stadt führt eine Brücke zu den Helvetiern. Sie würden die Allabroger, so glaubten die Helvetier, entweder überreden, weil sie noch nicht gutgesinnt gegen das römische Volk zu sein schienen, oder mit Gewalt zwingen, daß sie gestatteten, durch ihr Gebiet zu ziehen. (4) Nachdem alles zum Aufbruch vorbereitet ist, setzen sie einen Tag fest, an dem sich alle am Rhoneufer einfinden sollen. (8) Dieser Tag war der 5. vor den Kaleriden des April (28. März) im Konsulatsjahre des Lucius Piso und Aulus Gabinius. 7. Als Cäsar das gemeldet wurde, daß sie durch unsere Provinz zu ziehen versuchten, beeilt er sich, von der Stadt (vor, Rom) aufzubrechen und reist, so schnell er kann, ins jenseitige Gallien und trifft in der Gegend von Genf (Genava) ein. (9) (2) Der gesamten Provinz befiehlt er, eine möglichst große Anzahl Soldaten zu stellen - es stand im ganzen im jenseitigen Gallien nur eine Legion die bei Genf war, läßt er abbrechen. (3) Sobald die Helvetier von seiner Ankunft benachrichtigt worden sind, schicken sie als Gesandte zu ihm die Vornehmsten ihres Stammes, in welcher Gesandtschaft Nammejus und Veruclötius die erste Stelle einnahmen (die Führung hatten), die sagen sollten, sie hätten im Sinne, ohne irgendwelche Gewalttätigkeit durch die Provinz zu ziehen, deswegen, weil sie keinen anderen Weg hätten: sie bäten darum, daß es ihnen erlaubt sei, das mit seiner Genehmigung zu tun. (4) Weil sich Cäsar erinnerte, daß von den Helvetiern der Konsul Lucius Cassius getötet und sein Heer geschlagen und unters Joch geschickt worden war (10) (107 v. u. Z.), glaubte er nicht einwilligen zu dürfen; (5) auch glaubte er nicht, daß Leute von feindlicher Gesinnung, wenn die Gelegenheit, durch die Provinz zu ziehen, geboten sei, einer Rechtsverletzung und Gewalttat enthalten werden. (6) Damit jedoch eine Zeit dazwischen vergehen könne, bis die Leute, die er verlangt hatte, zusammenkommen, antwortete er den Gesandten, er werde sich eine Frist zum überlegen nehmen; wenn sie etwas wollten, sollten sie an den Iden des April (13. April) wiederkommen. 8. Unterdessen legt er mit der Legion, die er bei sich hatte, und mit den Soldaten, die aus der Provinz zusammengekommen waren, vom Genfer See, der in die Rhone fließt bis zum Juragebirge, das das Gebiet der Sequaner von den Helvetiern trennt, eine Mauer von 19 000 Doppelschritt Länge (27,5 km) und 16 Fuß (4,8 m) Höhe an und einen Graben davor. (2) Nachdem dieses Werk vollendet ist, stellt er an verschiedenen Punkten Schutzpfosten auf und ließ Bastionen errichten, damit er um so leichter abwehren könne, falls sie wider seinen Willen überzusetzen versuchen sollten, (3) Sobald der Termin, den er mit den Gesandten vereinbart hatte, gekommen ist und die Gesandten zu ihm zurückgekehrt sind, erklärte er, er könne nach Herkommen und Brauch des römischen Volkes keinem den Zug durch die Provinz erlauben, und macht klar, daß er es verhindern werde, falls sie Gewalt anzuwenden versuchen sollten. (4) Die Helvetier, in dieser Hoffnung getäuscht, versuchten auf zusammengekoppelten Schiffen und mehreren dazu gezimmerten Flößen, andere an seichten Stellen der Rhone, wo die Tiefe des Flusses am geringsten war, bisweilen bei Tage, häufiger bei Nacht, ob sie durchbrechen könnten, wurden aber durch die Stärke der Verschanzung, den Zusammenlauf der Soldaten und die Geschosse zurückgetrieben und standen von diesem Versuch ab. 9. So blieb nur der Weg durch das Land der Sequaner übrig auf dem sie aber wegen seiner Enge gegen den Willen der Sequaner nicht ziehen konnten. (2) Da sie diese von sich aus nicht überreden konnten, schicken sie Gesandte an den Häduer Dumnorix, um es (die Erlaubnis zum Durchzug) durch seine Fürsprache von den Sequanern zu erwirken. (3) Dumnorix besaß durch Beliebtheit und Freigiebigkeit bei den Sequanern einen sehr großen Einfluß und war den Helvetiern Freund, weil er aus diesem Staate des Orgetorix Tochter als Gattin heimgeführt hatte, aus Verlangen nach der Königsherrschaft auf Neuerungen sann und möglichst viele Stämme durch persönliche Gunstbezeigung verpflichtet haben wollte. (4) Daher übernimmt er die Sache und erreicht von den Sequanern, daß sie die Helvetier durch ihr Land ziehen lassen, und setzt durch, daß sie untereinander Geiseln stellen: die Sequaner, damit sie die Helvetier nicht am Marsch hindern, die Helvetier, damit sie ohne Gewalttat und Untat hindurchziehen. 10. Cäsar wird gemeldet, die Helvetier hätten im Sinne, durch die Mark der Sequaner und Häduer ins Gebiet der Santoner zu ziehen, die nicht weit vom Gebiet der Tolosaten entfernt sind, eines kriegerischen Stammes in der Provinz. (2) Cäsar sah ein, daß es, wenn dies geschehe, mit großer Gefahr für die Provinz (verbunden) sein werde, daß sie kriegslustige Menschen, Feinde des römischen Volkes, mit ihrem offenen und ganz besonders getreidereichen Gegenden als Grenznachbarn habe. (3) Infolgedessen stellte er diejenige Befestigung, die er hatte anlegen lassen, unter den Befehl des Legaten; er selbst reist in Eile nach Italien (Oberitalien, ins diesseitige Gallien), hebt daselbst zwei Legionen aus, führt die drei Legionen, die bei Aquileja (blühende Handelsstadt im lsonzodelta) überwinterten, aus dem Winterlager heraus und beeilte sich, wo der nächste Weg ins jenseitige Gallien über die Alpen führte, mit diesen fünf Legionen zurückzukehren. (4) Dort versuchen die Ceutronen, Grajoceler und Caturigen nach Besetzung der Anhöhen das Heer am Weitermarsch zu hindern. (5) Nachdem diese in mehreren Gefechten geschlagen worden sind, gelangt Cäsar von Ocelum, weiches die letzte Stadt der diesseitigen Provinz ist, ins Gebiet der Vocoritier in der jenseitigen Provinz am siebenten Tage: von dort führt er sein Heer ins Gebiet der Allobroger, von den Allobrogern zu den Segusiavern. Diese sind außerhalb der Provinz jenseits der Rhone die ersten. 11. Die Helvetier hatten bereits ihre Scharen durch den Engpaß und das Gebiet der Sequaner hindurchgeführt, waren ins Gebiet der Häduer gelangt und verwüsteten deren äcker. (2) Da die Häduer sich und das Ihrige vor ihnen nicht schätzen konnten, schicken sie Gesandte zu Cäsar, um Hilfe zu erbitten; (3) So hätten sie sich jederzeit um das römische Volk verdient gemacht, daß beinahe im Angesichts unseres Heeres die äcker nicht hätten verwüstet werden, ihre Kinder nicht hätten in die Sklaverei weggeführt werden und die Städte nicht hätten erobert werden dürfen. (4) Zu derselben Zeit teilen die Ambarrer, Schützlinge und Blutsverwandte der Häduer, Cäsar mit, daß sie nach Verwüstung ihrer Fluren nicht leicht von ihren Städten den Ansturm der Feinde fernhalten. (5) Ebenso flüchten sich die Allobroger, die (soweit sie) jenseits der Rhone Dörfer und Ländereien besaßen, zu Cäsar und tun dar, daß ihnen außer ihrem Grund und Boden ihres Landes nichts übrig (nichts geblieben) sei. (6) Durch diese Mitteilungen bewegen, sagte sich Cäsar, daß er nicht warten dürfe, bis die Helvetier nach Vernichtung der gesamten Habe seiner Bundesgenossen ins Gebiet der Santoner gelangten. 12. Es gibt den Fluß Arar, der durch das Land der Häduer und Sequaner der Rhone zufließt in unglaublicher Langsamkeit, so daß man mit den Augen nicht beurteilen kann, nach welcher Seite er fließt. Die Helvetier waren gerade dabei, ihn auf Flößen und zusammengekoppelten Kähnen zu überschreiten. (2) Sobald Cäsar durch Kundschafter erfuhr, daß die Helvetier bereits drei Viertel ihrer Streitkräfte über diesen Fluß geführt hatten, daß etwa ein Viertel noch diesseits der Saine übrig sei, gelangte er, noch während der dritten Nachwache (0 - 3 Uhr) mit drei Legionen aus dem Lager aufgebrochen seiend, zu dem Teile, der noch nicht den Fluß überschritten hatte. (3) Er griff sie, die nicht kampfbereit und ahnungslos waren, an und machte einen großen Teil von ihnen nieder; die übrigen flohen (vertrauten sich der Flucht an) und verbargen sich in den nächsten Wäldern (ganz in der Nähe). (4) Dieser Gau hieß Tigurinischer (12@: denn die gesamte helvetische Bevölkerung zerfällt in vier Gaue. (5) Dieser eine Gau hatte, als er die Heimat zur Zeit unserer Väter verlassen hatte, den Konsul Lucius Cassius getötet und sein Heer unters Joch geschickt. (6) SO mußte, sei es durch Zufall oder nach dem Ratschlag der unsterblichen Götter, derjenige Teil der helvetischen Bevölkerung, der dem römischen Volke eine empfindliche Niederlage beigebracht hatte, zuerst büßen Strafe zahlen). (7) Dabei rächte Cäsar nicht nur staatliches, sondern auch privates (nicht nur dem Staate, sondern auch ihm persönlich zugefügtes) Unrecht, weil seines Schwiegervaters Lucius Piso Großvater, den Legalen Lucius Piso, die Tiguriner in demselben Treffen wie den Cassius getötet hatten. 13. Nachdem dieses Treffen stattgefunden hatte, ließ Cäsar, um die übrigen Scharen der Helvetier einholen zu können, eine Brücke über die Saine schlagen und führt so sein Heer hinüber. (2) Die Helvetier, durch sein plötzliches Erscheinen beeindruckt, da sie einsahen, daß das, was sie selbst in zwanzig Tagen nur mit größter Mühe fertig gebracht hatten, daß sie nämlich den Fluß überschritten, jener (Cäsar) an einem Tage geschafft hatte, schicken Gesandte zu ihm; dieser Gesandtschaft Führer war Divico, der im Kriege mit Cassius Führer der Helvetier gewesen war. (3) Dieser verhandelte folgendermaßen mit Cäsar: Wenn das römische Volk mit den Helvetiern Frieden schließe, so würden die Helvetier dorthin ziehen und dort sich aufhalten, wo Cäsar sie ansiedele und wünsche, daß sie sich aufhielten: (4) suche er sie aber weiter mit Krieg heim, so möge er sowohl des alten Mißgeschickes des römischen Volkes als auch der alten Tapferkeit der Helvetier gedenken. (5) Wenn er unversehens einen einzigen Gau angegriffen, da diejenigen, die den Fluß überschritten hätten, den ihrigen keine Hilfe bringen konnten, so solle er deswegen entweder nicht stolz auf seine Tätigkeit sein oder sie selbst geringschätzen. (6) Sie hätten es so von ihren Vätern und Ahnen gelernt, daß sie mehr mit Tapferkeit kämpften als sich auf List oder Hinterhalt verließen. (7) Deshalb solle er nicht Veranlassung geben, daß der Ort, wo sie stünden, von einer Niederlage des römischen Volkes einen Namen erhalte und die Erinnerung daran (der Nachwelt) überliefere. 14. Diesen antwortete Cäsar folgendermaßen: Umso weniger gebe es für ihn Bedenken, weil er das, was die helvetischen Gesandten erwähnt hätten, noch im Gedächtnis habe, und er empfinde es um so schmerzlicher, jewenigeres sich durch das Verschulden des römischen Volkes ereignet habe: (2) wenn sich dieses nämlich irgendeines Unrechts bewußt gewesen wäre, so wäre es nicht schwer gewesen, auf der Hut zu sein; aber darin habe es sich getäuscht, insofern es weder einsehe, daß von ihm etwas begangen sei, weshalb es sich zu fürchten habe, noch glaube, ohne Grund zu fürchten zu sein. (3) Wenn er aber auch die alte Schmach vergessen wolle, könne er etwa auch die Erinnerung an die eben erst verübten Gewalttätigkeiten, daß sie gegen seinen Willen gewaltsam versucht hätten, durch die Provinz zu ziehen, daß sie die Häduer, daß sie die Ambarrer und daß sie die Allobroger heimgesucht hätten, aus seinem Gedächtnisse tilgen (4) Wenn sie sich ihres Sieges so ungebührlich rühmten und wenn sie sich wunderten, daß sie so lange straflos mit ihren Gewalttätigkeiten durchgekommen seien, so weise das gleichfalls darauf hin. (5) Die unsterblichen Götter seien es nämlich gewähnt, damit Menschen um so heftigeren Schmerz infolge eines Wechsels ihres Geschicks empfänden, denjenigen, die sie für ihre Ruchlosigkeit büßen lassen wollten, bisweilen größeres Glück und längere Straflosigkeit zu bewältigen. (6) Obgleich dem so sei, werde er dennoch mit ihnen Frieden schließen, wenn Geiseln von ihnen ihm gestellt wurden, damit er einsehe, daß sie das, was sie versprechen, tun würden, und wenn sie den Häduern für die Gewalttätigkeiten, die Einigen selbst und ihren Bundesgenossen zugefügt hätten, ebenso wenn sie den Allobrogern Genugtuung leisteten. (7) Divico antwortete: So seien die Helvetier von ihren Vorfahren unterwiesen worden, daß sie Geiseln anzunehmen (sich stellen zu lassen), nicht zu stellen gewohnt seien: dessen sei das römische Volk Zeuge. Nachdem er diese Antwort gegeben hatte, ging er weg. 15. Am folgenden Tag brechen die Helvetier von diesem Platze auf. Das gleiche tut Cäsar, und er schickt die gesamte Reiterei, an Zahl etwa 4 000 Mann, die er aus der ganzen Provinz und den Ländern der Häduer und ihrer Bundesgenossen zusammengezogen hatte, voraus, die sehen soll (w6tti.: sollen), nach welchen Seiten die Feinde ziehen. (2) Diese, der Nachhut zu hitzig nachgesetzt habend, geraten auf ungünstigem Gelände mit der Reiterei der Helvetier ins Gefecht, und nur einige wenige von den Unsrigen fallen, (3) Durch dieses Treffen übermütig gemacht, weil sie mit nur 500 Reitern eine so große Menge von Reitern geworfen hatten, begannen sie, mit größerer Kühnheit von Zeit zu Zeit haltzumachen und mit ihrer Nachhut die Unsrigen zum Kampfe herauszufordern. (4) Cäsar hielt seine Leute von einem Kampfe zurück und begnügte sich für den Augenblick damit, den Feind an Räubereien, Streifzügen nach Futter und Verwüstungen zu hindern. (5) Etwa 15 Tage marschierte man in der Weise, daß zwischen der Nachhut der Feinde und unserer Vorhut nicht mehr als fünf oder sechs Meilen (7-9 km) Zwischenraum war. 16. Inzwischen verlangte Cäsar täglich von den Häduern das Getreide, das sie im Namen ihres Stammes versprochen hätten. (2) Dann wegen der kalten Witterung, weil Gallien nach Norden, wie oben erwähnt, liegt, war nicht nur das Getreide auf den Feldern nicht reif, sondern es war auch nicht einmal an Grünfutter eine genügend große Menge vorhanden: (3) dasjenige Getreide aber, das Cäsar auf der Saine in Schiffen nachgeführt hatte, konnte er deshalb weniger verwenden, weil die Helvetier von der Saine abgebogen waren, von denen er nicht weggehen wollte. (4) Von Tag zu Tag zogen die Häduer die Sache hin: man liefere ab, man speichere auf, das Getreide sei da, sagten sie. (5) Sobald Cäsar einsah, daß er zu lange hingehalten wurde und daß der Tag bevorstand, an dem man den Soldaten ihr Getreide zuteilen müßte, (14) nachdem Ihre Fürsten zusammengerufen waren, von denen er eine große Menge im Lager hatte, unter diesen Diviciacus und Liscus, der das nächste Amt verwaltete, den die Häduer Vergobret nennen, der jährlich gewählt wird und Gewalt über Leben und Tod den Untergebenen gegenüber besitzt (6) klagt er sie schwer an, daß er, obgleich weder gekauft noch von den Feldern genommen werden könnte, in so gefährlicher Zeit, bei solcher Nähe der Feinde von ihnen nicht unterstützt werde, zumal da er, zu einem großen Teile durch ihre Bitten veranlaßt, den Krieg unternommen habe, viel schwerer noch beklagt er sich, daß er hintergangen sei. 17. Jetzt erst bringt Liscus, durch die Rede Cäsars veranlaßt, vor, was er vordem verschwiegen hatte: Es gebe einige, deren Ansehen beim niederen Volke sehr viel gelte, die als Privatleute größeren Einfluß besäßen als selbst die Behörden. (2) Diese hielten durch aufrührerische und boshafte Rede die große Masse davon zurück, das Getreide zu liefern, das sie liefern sollten: (3) es sei besser, wenn sie schon die Führung in Gallien nicht behaupten könnten, das Regiment der Gallier als das der Römer zu ertragen; (4) auch zweifelten sie nicht daran, daß die Römer, wenn sie die Helvetier überwunden hätten, zusammen mit dem übrigen Gallien den Häduern die Freiheit rauben würden. (5) Von denselben (Leuten) würden unsere Pläne und was im Lager vor sich gehe den Feinden verraten; diese könnten von ihm nicht im Zaume gehalten werden. (6) Ja, was er, durch die Notlage gezwungen, Cäsar mitgeteilt habe, so sehe er ein, unter welch großer Gefahr er das getan habe, und aus diesem Grunde habe er, so lange er gekonnt, geschwiegen. 18. Cäsar merkte, daß durch diese Rede des Liscus Dumnorix, der Bruder des Diviciacus, gemeint sei, aber, weil er nicht wollte, daß diese Angelegenheiten in Anwesenheit mehrerer erörtert würden, entläßt er schnell die Versammlung, den Liscus behält er zurück. (2) Er befragt ihn unter vier Augen über das was er in der Zusammenkunft geäußert hatte. (3) Er äußert sich freier und kühner. Nach dem gleichen erkundigt sich Cäsar im geheimen bei anderen; er fand, daß es wahr war. Dumnorix selbst sei es, von äußerster Verwegenheit, von großer Beliebtheit beim niederen Volke wegen seiner Freigiebigkeit und begierig nach Neuerungen (auf Umsturz sinnend). Mehrere Jahre habe er die Zölle und alle übrigen staatlichen Einkünfte der Häduer für einen geringen Preis gekauft (gepachtet) und zwar deswegen, weil, wenn er biete, niemand dagegen zu bieten wage. (4) Dadurch habe er sowohl sein persönliches Vermägen vergrößert als auch reiche Mittel zum Schenken erworben; (5) eine große Zahl Reiterei unterhalte er immer auf eigene Kosten und habe sie um sich, (6) und nicht nur in der Heimat, sondern auch bei den Nachbarstämmen sei sein Einfluß groß, und dieses Einflußes wegen habe er seine Mutter im Lande der Bituriger an einen äußerst vornehmen und mächtigen Mann verheiratet, (7) er selbst habe eine Frau aus Helvetien und eine Schwester von mütterlicher Seite (Stiefschwester) sowie seine (übrigen) weiblichen Verwandten in andere Stämme verheiratet. (8) Wegen dieser Verwandtschaft sei er den Helvetiern günstig gesinnt und gewogen, er hasse auch aus persönlichen Gründen Cäsar und die Römer, weil durch ihre Ankunft seine Macht geschwächt und sein Bruder in seine alte Stellung von Gunst und Ansehen wieder eingesetzt worden sei. (9) Wenn den Römern etwas widerfahre, so komme er in die höchste Hoffnung, mit Hilfe der Helvetier die Königsherrschaft zu erlangen; unter der Herrschaft des römischen Volkes gebe er die Hoffnung nicht nur auf die Königsherrschaft auf, sondern auch auf die Behauptung des Einflußes, den er besitze. (10) Cäsar bekam auch bei der Untersuchung nach und nach heraus, daß in dem unglücklichen Reitertreffen vor wenigen Tagen der Anfang mit seiner Flucht (d. h. mit der in ihm vorgekommenen Flucht) von Dumnorix und seinen Reitern gemacht worden sei - denn die Reiterei, die die Häduer Cäsar zu Hilfe geschickt hatten, stand unter dem Befehle des Dumnorix; durch deren Flucht sei die übrige Reiterei erschreckt worden. 19. Nachdem dies in Erfahrung gebracht worden war, da zu diesen Verdachtsgründen die völlig sicheren Tatsachen hinzukamen, daß er die Helvetier durchs Land der Sequaner geführt habe, daß er unter ihnen habe Geiseln stellen lassen, daß er dies alles nicht bloß ohne seinen und des Stammes Befehl, sondern sogar ohne ihr Wissen getan habe und daß er von dem Oberhaupts der Häduer (dem Vergobreten) beschuldigt werde, glaubte Cäsar, es sei genügend Grund vorhanden, daß er gegen ihn entweder selbst einschreite oder dem Stamme einzuschreiten befehle. (2) Diesen Gründen allen stand nur das eine dagegen, daß er seines Bruders Diviciacus Ergebenheit dem römischen Volke gegenüber, als die nächste, sein Wohlwollen gegen ihn persönlich als das nächste, seine ausgezeichnete Treue, Gerechtigkeit und Maßhaltung kennengelernt hatte; denn er fürchtete, durch seine (des Dumnorix) Hinrichtung Diviciacus zu kränken. (3) Daher läßt er, bevor er etwas unternimmt, Diviciacus zu sich rufen, und nach Entfernung der alltäglichen (d. h. der alltäglich verwendeten) Dolmetscher bespricht er sich mit ihm durch Vermittlung des Gajus Valerius Procillus, eines Fürsten der Provinz Gallien, eines guten Freundes von ihm, dem er in allen Dingen das höchste Vertrauen schenkte; (4) zugleich erinnert er daran, was in seiner Gegenwart in der Versammlung der Gallier über Dumnorix gesagt worden ist, und offenbart, was jeder einzeln über ihn bei ihm gesagt hat. (5) Er bittet und fordert ihn auf (er bittet ihn dringend), daß er ohne eine Kränkung seinerseits entweder selbst inbetreff seiner (seines Bruders) nach Untersuchung der Sache beschließen oder dem Stamme zu beschließen befehlen dürfe. 20. Diviciacus, unter vielen Tränen Cäsar umarmend, begann, ihn zu beschwören, er möge nicht zu streng gegen seinen Bruder vorgehen. (2) Er wisse, daß jenes wahr sei und niemand empfinde darüber mehr Kummer als er, und zwar deshalb, weil, während er selbst den größten Einfluß in seiner Heimat und im übrigen Gallien besessen habe, jener wegen seiner Jugend ganz wenig gegolten habe und durch ihn emporgekommen sei: diese Machtmittel und diesen Einfluß benutze er nicht nur zur Schwächung seines (des Diviciacus) Ansehens, sondern beinahe zu seinem Verderben. (3) Er jedoch lasse sich durch Bruderliebe und die Meinung des Volkes bewegen (d. h. zum Mitleid). (4) Wenn ihm nun etwas zu Schweres von Cäsar widerfahre, obgleich er selbst diese freundschaftliche Stellung bei ihm einnehme, werde niemand glauben, es sei nicht mit seinem Willen geschehen; die Folge davon werde sein, daß sich des gesamten Galliens Gesinnung (d. h. alle Gallier) von ihm abwenden würde. Als er dies mit mehr Worten weinend von Cäsar erbat, ergreift dieser seine Rechte; er tröstet und bittet ihn, seinem Bitten ein Ende zu machen; er weist darauf hin, daß ihm seine Beliebtheit bei ihm so viel gelte, daß er sowohl das Unrecht (des Dumnorix) dem (römischen) Staate gegenüber als auch seine persönliche Kränkung seinem (des Diviciacus) Wunsche und seiner Fürbitte gleichsam schenke (d. h. seinem Wunsche und seiner Fürbitte zuliebe verzeihen) (6) Dumnorix ruft er zu sich; den Bruder zieht er hinzu; was er an ihm zu tadeln hat, legt er dar; was er selbst wahrnimmt, worüber sich der Stamm beschwert, tut er ihm kund; für die Zukunft möge er alle Veranlassungen zu Verdacht vermeiden; das Vergangene, so erklärt er, verzeihe er dem Bruder Diviciacus zuliebe. Dem Dumnorix stellt er Wächter (heimliche Beobachter), damit er, was er tut, mit wem er sich bespricht, wissen kann. 21. An demselben Tage von Aufklärern benachrichtigt, die Feinde hätten am Fuße eines Berges eine Stellung bezogen, 8000 Doppelschritt (12 km) von seinem eigenen Lager entfernt, schickte er Leute aus, die erkunden sollten, wie beschaffen die Natur des Berges und wie beschaffen ringsum der Anstieg sei. Es wurde zurückgemeldet, er sei leicht. (2) Cäsar befiehlt dem Titus Labienus, seinem stellvertretenden Legaten, noch während der dritten Nachtwache (24 - 3 Uhr) mit zwei Legionen und unter Führung derer, die den Weg erkundet hatten, den Gipfel des Berges zu ersteigern was sein Plan ist, erklärt er. (3) Er selbst rückt noch während der vierten Nachtwache (3 - 6 Uhr) auf demselben Wege, auf dem die Feinde gezogen waren, gegen sie in Eile an und schickt die gesamte Reiterei vor sich her. (4) Publius Considius, der als sehr erfahren im Kriegswesen galt und im Heere des Lucius Sulla und danach in dem des Marcus Grassus gedient hatte, wird mit Aufklärern vorausgeschickt. 22. Bei Tagesanbruch, als der Gipfel des Berges von Labienus besetzt gehalten wurde, Cäsar selbst vom Lager der Feinde nicht weiter als l500 Doppelschritte (etwas über 2 km) entfernt war und, wie er später von Gefangenen erfuhr, weder seine Ankunft noch die des Labienus erkannt worden war, (2) kommt Considius in vollem Galopp zu ihm gesprengt und meldet, der Berg, von dem er gewollt habe, daß er von Labienus besetzt werde, werde von den Feinden (besetzt) gehalten; das habe er an den gallischen Waffen und Abzeichen erkannt. (3) Cäsar läßt seine Truppen auf den nächsten Hügel rücken, stellt sie in Schlachtordnung auf. Labienus wartete nach Besetzung des Berges auf die Unsrigen und enthielt sich des Kampfes, wie ihm von Cäsar befohlen war, nicht anzugreifen, wenn nicht seine (Cäsars) Truppen in der Nähe des Lagers der Feinde gesehen worden wären, damit von allen Seiten die Feinde gleichzeitig angegriffen würden. (4) Spät am Tage erfuhr Cäsar schließlich durch Aufklärer sowohl, daß der Berg von seinen Leuten besetzt gehalten werde, als auch, daß die Helvetier weitergezogen seien und daß Considius, durch Angst erschreckt (in seiner Bestürzung), was er nicht gesehen habe, als gesehen ihm gemeldet habe. (5) An diesem Tage rückt Cäsar in dem Abstand, in dem er es gewohnt war, den Feinden nach und schlägt 3 000 Doppelschritte (4,5 km) von ihrem Lager entfernt sein Lager auf. 23. Am Tage nach diesem Tage glaubte Cäsar, weil überhaupt nur noch zwei Tage übrig waren, bis man dem Heere das Getreide zumessen mußte, und weil er von Bibracte, (1) der weit größten und reichsten Stadt der Häduer als 1 8 000 Doppelschritte (27 km) entfernt war, für die Verpflegung sorgen zu müssen; er bog von den Helvetiern ab und zog in Eile auf Bibracte (15) zu. (2) Das wird durch Flüchtlinge des Lucius ämilius, eines Zugführers der gallischen Reiter, den Feinden gemeldet. (3) Die Helvetier, sei es, weil sie glaubten, daß die Römer sich aus Furcht von ihnen absetzten, um so mehr, weil sie tags zuvor, obgleich sie die Höhen besetzt hatten, nicht angegriffen hatten, oder sei es deshalb, weil sie darauf vertrauten, daß sie (die Römer) von der Verpflegung abgeschnitten werden konnten, änderten ihren Plan, machten kehrt und begannen, die Unsrigen von der Nachhut her zu verfolgen und anzugreifen. 24. Nachdem Cäsar dies bemerkt hat, führt er seine Truppen auf den nächsten Hügel und schickte die Reiterei vor, die den Angriff der Feinde auffangen sollte. (2) In der Zwischenzeit stellte er auf halber Höhe des Hügels die dreifache Schlachtreihe seiner vier alten Legionen auf (d. h. er ließ seine vier alten Legionen in drei Treffen aufmarschieren), aber oben auf dem Hügel befahl er die zwei Legionen aufzustellen, die er im diesseitigen Gallien ganz vor kurzem ausgehoben hatte, (3) sowie alle Hilfstruppen, und den ganzen Berg von Menschen dicht zu besetzen und das ganze Gepäck inzwischen an eine Stelle zu schaffen und sie von diesen (d. h. von den eben genannten zwei neuen Legionen) zu sichern. (4) Die Helvetier, die mit allen ihren Karren gefolgt waren, brachten ihren Troß an eine Stelle; (5) in dichtgedrängter Schlachtstellung warfen sie unsere Reiterei zurück, bildeten eine Phalanx (Schlachthaufen, mehrere Glieder, tiefe Schlachtordnung der Gallier und Germanen, die Schilde des ersten Gliedes wurden mit den Rändern übereinandergelegt) und rückten gegen unser erstes Treffen von unten an. 25. Cäsar ließ zuerst sein Pferd, dann die Pferde aller aus dem Gesichtskreise entfernen, um die Gefahr aller gleich zu machen und die Aussicht zu nehmen, feuerte seine Leute an und begann den Kampf. (2) Die Soldaten durchbrachen (rissen Lücken) ohne Mühe mit ihren von oben geworfenen Pilen (Wurfspeere, etwa 4,5 m lange und 1 kg schwere Holzschäfte mit Eisenspitze) die Phalanx der Feinde. (3) Nachdem diese gesprengt war, machten sie mit gezückten Schwertern einen Angriff auf sie (die Helvetier). Diesen war es für den Kampf ein großes Hindernis, daß, wenn mehrere ihrer Schilde durch einen Pilenwurf durchbohrt und aneinandergeheftet waren, da sich die Eisenspitze umgebogen hatte und sie es weder herausreißen noch infolge der Verhinderung ihrer Linken nicht ordentlich kämpfen konnten, (4) so daß viele, nachdem der Arm lange geschüttelt worden war, es vorzogen, den Schild wegzuwerfen und mit ungedecktem Körper zu kämpfen. (5) Schließlich begannen sie, von Wunden erschöpft, zu weichen und, weil ein Berg in der Nähe war, in einer Entfernung von etwa 1 000 Doppelschritten (1,5 km), sich dorthin zurückzuziehen. (6) Als der Berg besetzt war und die Unsrigen von unten nachrückten, griffen die Bojer und die Tulinger(in der Nordschweiz), die mit ungefähr 15 000 Mann den Zug der Feinde schlossen und der Nachhut zur Deckung dienten, unmittelbar vom Marsch aus auf der ungedeckten (rechten) Seite an und suchten sie zu umzingeln, und das gesehen habend, begannen die Helvetier, die sich auf den Berg zurückgezogen hatten, wiederum vorzudringen und den Kampf zu erneuern. (7) Die Römer trugen die gewendeten Feldzeichen nach zwei Seiten (d. h. machten eine Schwenkung und griffen nach zwei Seiten hin an): das erste und zweite Treffen, um den Geschlagenen und Zurückgeworfenen (d. h. den Helvetiern) Widerstand zu leisten, das dritte, um die Anrückenden aufzuhalten. 26. So wurde in einer Doppelschlacht lange und hitzig gekämpft. Als sie die Angriffe der Unsrigen nicht länger aushalten konnten, zogen sich die einen, wie sie begonnen hatten, auf den Berg zurück, die anderen begaben sich zum Gepäck und ihren Karren. (2) Denn in dieser ganzen Schlacht hat, obwohl von der 7. Stunde (gegen Mittag) bis gegen Abend gekämpft worden ist, einen fliehenden Feind niemand sehen können. (3) Bis in die tiefe Nacht wurde auch beim Gepäck gekämpft, deshalb weil sie die Karren statt eines Walles entgegengestellt (eine Wagenburg aus den Karren gebildet) hatten und von dem höheren Orte aus auf die anrückenden Unsrigen schossen und weil einige aus den Zwischenräumen der Karren und Räder ihre Wurfspeere und Wurfspieße von unten her schleuderten und (die Unsrigen) verwundeten. (4) Als lange gekämpft worden war, bemächtigten sich die Unsrigen des Gepäcks und des Lagers. (5) Hier wurden die Tochter der Orgetorix und einer seiner Söhne gefangengenommen. Aus dieser Schlacht blieben ungefähr 130000 Menschen übrig, und sie zogen noch in dieser ganzen Nacht ohne Aufenthalt weiter; nachdem der Marsch auch keinen Toll der Nacht ausgesetzt worden war, gelangten sie am vierten Tage ins Gebiet der Ligoner (ins Quellgebiet der Maas und Mame; Hauptstadt Andematunnum, später Lingones, daher Langres), da die Unsrigen sowohl wegen der Wunden der Soldaten (wegen der Verwundeten) als auch wegen der Bestattung der Gefallenen einen Aufenthalt von drei Tagen gehabt und ihnen nicht hatten folgen können. (6) Cäsar schickte zu den Lingonen Boten mit einem Schreiben, sie möchten sie (die Helvetier) nicht mit Getreide und nicht mit etwas anderem unterstützen; andernfalls (wenn sie sie unterstützt hätten) werde er sie auf dieselbe Weise wie die Helvetier behandeln. Er selbst begann nach Verlauf von drei Tagen mit allen Truppen diesen zu folgen. 27. Die Helvetier, durch Mangel an allem bewogen, schickten Gesandte betreffs Unterwerfung an ihn (Cäsar). (2) Als diese ihn auf dem Marsche getroffen und sich ihr(i zu Füßen geworfen hatten und er ihnen befohlen hatte an derjenigen Stelle, wo sie jetzt seien, auf sein Kommen zu warten, gehorchten sie. (3) Nach dem Cäsar dorthin gelangt war, verlangte er Geiseln, ihre Waffen und die Sklaven, die zu ihnen übergelaufen seien. (4) Während dies zusammengesucht und zusammengebracht wurde und es inzwischen Nacht geworden war, verließen etwa 6000 Mann desjenigen Gaues, der Verbigenus heißt, zu Beginn der Nacht das Lager der Helvetier und zogen in Eile nach dem Rheins und dem Gebiete der Germanen, sei es aus Furcht, daß sie nach Ablieferung der Waffen niedergemacht würden, oder sei es durch die Aussicht auf Rettung bewogen, weil sie glauben mochten, daß bei der so großen Menge der Unterworfenen ihre Flucht entweder verborgen bleiben oder überhaupt nicht gemerkt werden könne. 28. Sobald Cäsar dies erfuhr, befahl er denen, durch deren Gebiet sie gezogen waren, sie sollten sie aufgreifen und zu ihm zurückführen, wenn sie in seinen Augen gerechtfertigt sein wollten. (2) Die Zurückgeführten behandelte er als Feinde; die übrigen alle nahm er nach Auslieferung der Geiseln, Waffen und überläufer als Untertanen auf. (3) Den Helvetiern, Tulingern und Latovicern (oder Latobrigern; die T. u. L. geographisch unbestimmbar) befahl er, in die Gebiete, von wo sie ausgezogen waren, zurückzukehren, und weil nach Verlust aller Feldfrüchte in der Heimat nichts war, womit sie den Hunger ertragen konnten, wies er die Allobroger an, sie sollten ihnen Gelegenheit zu Getreide geben (sie mit Getreide unterstützen), ihnen selbst befahl er, die Städte und Dörfer, die sie eingeäschert hatten, wiederaufzubauen. (4) Das tat er hauptsächlich aus dem Grunde, weil er nicht wollte, daß der Raum, aus dem die Helvetier weggezogen waren, freibleibe, damit nicht wegen der guten Beschaffenheit des Bodens die Germanen, die jenseits des Rheines wohnen, aus ihrem Gebiete herüberkämen und dann der Provinz Gallien und den Allobrogern benachbart wären. (5) Den Häduern gestattete er auf ihre Bitte, die Bojer, weil sie durch hervorragende Tapferkeit bekannt waren, in ihrem Lande anzusiedeln; diesen gaben jene Grund und Boden, und später nahmen sie sie in das gleiche Verhältnis von Recht und Unabhängigkeit auf (gewährten sie ihnen die Gleichberechtigung und Unabhängigkeit), in dem sie selbst standen. 29. Im Lager der Helvetier fand man Listen in griechischer Schrift (mit griechischen Buchstaben hergestellt, in gallischer Sprache) und brachte sie zu Cäsar. Auf diesen Listen war ein Verzeichnis unter Angabe von Namen zusammengestellt, welche Zahl ausgewandert sei von denjenigen, die Waffen tragen könnten und ebenso gesondert die Jugendlichen, die Alten und die Frauen. (2) Aller dieser Rubriken Gesamtzahl waren 263000 Helvetier, 36000 Tulinger, 14000 Latovicer, 23000 Rauricer und 32000 Bojer, unter diesen an die 92000, die Waffen ragen konnten. (3) Die Gesamtzahl war etwa 368000. Von denen, die in die Heimat zurückkehrten, wurde, als eine Zählung angestellt wurde, wie Cäsar befohlen hatte, eine Zahl von 110000 ermittelt.
III. Der Krieg mit Ariovist (Kap. 30-54)
30. Nachdem der Krieg mit den Helvetiern beendet war, fanden sich Gesandte fast ganz Galliens, die Fürsten der Stämme, bei Cäsar ein, um ihre Glückwünsche zu bringen. (2) Sie sähen ein, (sagten sie,) daß, obgleich er für die alten Übergriffe der Helvetier gegen das römische Volk von ihnen durch den Krieg Buße gefordert habe, (3) dies dennoch nicht weniger vorteilhaft für das Land Gallien als für das römische Volk sich ereignet habe, und zwar deshalb, weil die Helvetier trotz der blühendsten Verhältnisse ihre Heimat verlassen hätten, in der Absicht, ganz Gallien mit Krieg zu überziehen, sich der Herrschaft zu bemächtigen, aus dem großen Bereiche die Gegend als Wohnsitz auszuwählen, die sie von ganz Gallien für die günstigste und fruchtbarste hielten, und die übrigen Stämme alle als tributpflichtige zu haben. (4) Sie baten darum, es möchte ihnen erlaubt sein, einen Landtag ganz Galliens für einen bestimmten Termin anzusagen und das mit Cäsars Genehmigung zu tun; sie hätten etliches (gewisse Sachen), worum sie ihn auf Grund allgemeiner Zustimmung bitten wollten. (5) Nachdem dies erlaubt worden war, setzten sie einen Termin für den Landtag fest und bestimmten feierlich durch einen Eid untereinander, daß niemand eine Aussage machen sollte (über die Verhandlungen) außer denen, die auf gemeinsamen Beschluß den Auftrag dazu erhielten. 31. Nachdem dieser Landtag entlassen worden war, kehrten dieselben Stammesfürsten, die vorher dagewesen waren, zu Cäsar zurück und baten darum, daß es ihnen erlaubt sein möchte, mit ihm ohne Zeugen über ihr eigenes Heil und das aller zu verhandeln. (2) Als sie das erreicht hatten, warfen sie sich alle weinend Cäsar zu Füßen. Ihr Streben und ihre Sorge (erklärte, sie,) seien nicht weniger darauf gerichtet, daß das, was sie sagten, nicht verraten werde, als darauf, daß sie das, was sie wollten, erlangten. Deswegen weil sie sähen, daß sie, wenn ein Verrat stattfinde, der schlimmsten Marter entgegengehen würden. (3) Für sie führte der Häduer Diviciacus das Wort: Gesamtgallens Parteien seien an Zahl zwei; die Führung der einen hätten die Häduer inne, die der anderen die Aärnä. (4) Als diese so erbittert um die Vormachtsstellung unter sich viele Jene stritten, sei es dahin gekommen, daß von den Arvernern und Sequanern Germanen als Söldner herbeigeholt wurden (um 70 v. u. Z.). (5) Von diesen hätten zuerst etwa 15000 den Rhein überschritten; nachdem die wilden und barbarischen Gesellen an Land, Lebensweise und Wohlstand der Gallier Geschmack gefunden hätten, seien noch mehr herübergebracht worden; jetzt seien in Gallien an die 120000. (6) Mit diesen hätten sich die Häduer und ihre Klienten zu wiederholten Malen im Kampfe gemessen; geschlagen hätten sie eine schwere Niederlage erlitten; ihren gesamten Adel, ihren gesamten Rat und ihre gesamte Ritterschaft hätten sie eingebüßt. (7) Durch diese Kämpfe und Niederlagen gebrochen (geschwächt) seien sie, die sowohl durch ihre Tapferkeit als auch durch ihre Gast- und Staatsfreundschaft mit dem römischen Volke den größten Einfluß vorher in Gallien gehabt hätten, gezwungen worden, die Vornehmsten ihres Stammes den Sequanern als Geiseln zu geben und ihren Stamm durch einen Eid zu verpflichten, weder die Geiseln zurückzuverlangen noch das römische Volk um Hilfe anzuflehen noch sich zu weigern, unter der dauernden Botmäßigkeit und Herrschaft jener (der Sequaner) zu stehen. (8) Er (Diviciacus) sei der einzige aus dem gesamten Stamme der Häduer, der nicht habe veranlaßt werden können, den Eid zu leisten oder seine Kinder als Geiseln zu geben. (9) Deswegen sei er aus dem Stamme geflohen und nach Rom zum Senate gekommen, um Hilfe zu verlangen, weil er allein weder durch einen Eid noch durch Geiseln gebunden sei. (10) Aber schlimmer sei es den siegreichen Sequanern als den besiegten Häduern ergangen, deswegen weil sich Ariovist, der König der Germanen, in ihrem Gebiet festgesetzt und ein Drittel des Sequanerlandes, das das beste ganz Galliens sei, besetzt habe und jetzt den Sequanern befehle, das zweite Drittel zu räumen, deswegen weil wenige Monate zuvor 24000 Mann, Haruden zu ihm gekommen seien, denen Raum und Wohnsitze verschafft würden. (11) Innerhalb weniger Jahre würden sie alle aus dem Lande Gallien vertrieben werden und alle Germanen den Rhein überschreiten; denn weder dürfe man das gallische Land mit dem der Germanen vergleichen noch die Lebensweise hier mit der dort (noch diese Lebensweise mit jener). (12) Ariovist aber führe, nachdem er einmal die Scharen der Gallier im Kampfe besiegt habe - ein Treffen, das bei Magetobriga (Lage unbekannt) geliefert worden sei - ein stolzes und grausames Regiment, verlange die Kinder gerade des höchsten Adels als Geiseln und vollziehe an ihnen alle Arten von Strafen und Martern, wenn etwas nicht nach seinem Wink und Willen geschehen sei. (1 3) Er sei ein roher, jähzorniger und leidenschaftlicher Mensch; es sei unmöglich, sein Regiment noch länger zu ertragen. (14) Es sei denn, daß bei Cäsar und dem römischen Volke etwas Hilfe zu finden sei, sonst müßten alle Gallier dasselbe tun, was die Helvetier getan hätten: sie müßten von daheim auswandern, eine andere Heimat, andere Wohnsitze, fern von den Germanen, aufsuchen und ihr Glück, wie es auch ausfalle, versuchen. (15) Wenn dies Ariovist verraten worden sei, so zweifele er (Diviciacus) nicht, daß er (Ariovist) an allen Geiseln, die bei ihm seien, die martervollste Todesstrafe vollziehen werde. (16) Cäsar sei imstande, sei es durch sein und seines Heeres Ansehen oder sei es durch seinen jüngst errungenen Sieg oder sei es durch den Ruf des römischen Volkes, davon abzuschrecken, daß eine noch größere Menge Germanen, über den Rhein herübergebracht werde, und ganz Gallien vor der Gewalttätigkeit Ariovists zu schützen. 32. Nachdem diese Rede von Diviciacus gehalten worden war, begannen alle, die anwesend waren, unter lautem Weinen Cäsar um Hilfe zu bitten. (2) Cäsar bemerkte, daß als die einzigen von allen die Sequaner nichts von dem taten, was die übrigen taten, sondern traurig gesenkten Hauptes zu Boden blickten. (3) Was der Grund davon sei, fragte sie Cäsar verwundert. (4) Die Sequaner antworteten nichts, sondern verharrten schweigend in derselben Traurigkeit. Als er sie noch öfter fragte und überhaupt kein Wort herausbringen konnte, antwortete derselbe Häduer Diviciacus: (5) Dadurch sei das Geschick der Sequaner bedauernswerter und druckender als das der anderen, weil sie allein nicht einmal im geheimen zu klagen oder um Hilfe zu flehen wagten, und vor der Grausamkeit des abwesenden Ariovist schauderten, als wenn er persönlich da sei, (6) deswegen weil den anderen doch wenigstens die Gelegenheit zur Flucht sich biete, die Sequaner aber, die Ariovist innerhalb ihres Gebietes aufgenommen hätten und deren Städte alle in seiner Gewalt seien, alle Quälereien ertragen müßten. 33. Nachdem Cäsar, dies erfahren hatte, sprach er den Galliern Mut zu und versprach, er werde sich die Sache angelegen sein lassen: er hege große Hoffnung, daß Ariovist, durch seine Gunstbezeugung und sein Ansehen bewogen, seinen Gewalttätigkeiten ein Ende lachen werde. (2) Nachdem diese Rede gehalten worden war, entließ er die Versammlung. Und nächst dem bestimmte ihn vielerlei, weswegen er glaubte, daß er diese Sache in Erwägung ziehen und in die Hand nehmen müsse, besonders weil er sah, daß die Häduer, die zu wiederholten Malen vom Senate Brüder und Blutsverwandte genannt worden seien, in der Knechtschaft und unter der Botmäßigkeit der Germanen gehalten wurden, und weil er wahrnahm, daß Geiseln von ihnen bei Ariovist und den Sequanern waren; das, so glaubte er, sei bei der so großen Macht des römischen Volkes höchst schimpflich für ihn und den Staat. (3) Daß allmählich aber die Germanen sich daran gewöhnten, den Rhein zu überschreiten, und, daß eine große Menge von ihnen nach Gallien komme, betrachtete er als gefährlich für das römische Volk. (4) Auch war er der Meinung, die wilden und rohen Gesellen würden, wenn sie ganz Gallien in Besitz genommen hätten, sich nicht enthalten können, wie es ehedem die Cimbern und Teutonen getan hätten, in die Provinz auszurücken (einzufallen) und von dort in Eile nach Italien zu ziehen, zumal da die Sequaner von unserer Provinz nur die Rhone trenne; diesen Gefahren glaubte er so rasch wie möglich vorbeugen zu müssen, (5) Ariovist selbst aber hatte einen solchen Hochmut und eine solche Anmaßung angenommen, daß er unerträglich schien. 34. Deshalb beschloß Cäsar, Gesandte zu Ariovist zu schicken, die von ihm verlangen sollten, er möchte irgend einen Platz in der Mitte zwischen ihnen beiden zu einer Unterredung auswählen; er wolle mit ihm über eine staatliche Angelegenheit und über für beide höchst wichtige Fragen verhandeln. (2) Dieser Gesandtschaft antwortete Ariovist: Wenn er selbst etwas von Cäsar haben wolle, so wäre er zu ihm gekommen; wenn Cäsar etwas von ihm wolle, so müsse er zu ihm kommen. (3) Außerdem wage er es weder ohne ein Heer in diejenigen Teile Galliens zu kommen, die Cäsar in Besitz habe, noch könne er ein Heer ohne große Zufuhr und Anstrengung an einem Punkte zusammenziehen. (4) Ihm aber komme es merkwürdig vor, was in seinem Gallien, das er im Kriege besiegt habe, entweder Cäsar oder das römische Volk überhaupt zu schaffen habe. 35. Nachdem diese Antwort Cäsar hinterbracht worden war, schickt er nochmals Gesandte zu Ariovist mit folgenden Aufträgen: (2) Weil er denn, obgleich durch seine und des römischen Volkes so große Gunst ausgezeichnet, da er während seines Konsulates König und Freund vorn Senate genannt worden sei, ihm und dem römischen Volke diesen Dank abstattete, daß er, aufgefordert, zu einer Unterredung zu kommen sich weigere und nicht dar Ansicht sei, daß er über eine gemeinsame Angelegenheit sprechen und davon Kenntnis nehmen müsse, so sei es folgendes, was er von ihm fordere: (3) erstens, daß er keine Menge Menschen mehr über den Rhein nach Gallien führe, sodann, daß er die Geiseln, die er von den Häduern habe, zurückgebe und den Sequanern erlaube, daß es ihnen freistelle, diejenigen, welche sie hätten, mit seinem Einverständnis jenen zurückzugeben; auch solle er die Häduer nicht durch Gewalttätigkeit reizen und sie und ihre Bundesgenossen nicht mit Krieg überziehen. (4) Wenn er dies so tue, werde für ihn (Cäsar) und das römische Volk dauernde Gunst und Freundschaft mit ihm bestehen; wenn er (Cäsar) nichts erreiche, so werde er, da ja unter dem Konsulate des Marcus Messala und Marcus Piso der Senat beschlossen habe (61 v. u. Z.), daß, war auch immer die Provinz Gallien verwalte, die Häduer und die übrigen Freunde des römischen Volkes schützen solle, soweit er es ohne Gefährdung des Staates tun könne, die Gewalttätigkeiten gegen die Häduer nicht ungeahndet lassen. 36. Darauf antwortete Ariovist: Es sei Kriegsrecht, daß diejenigen, die gesiegt hätten, denjenigen, die sie besiegt hätten, geböten, wie sie wollten; ebenso pflege das römische Volk nicht nach der Vorschrift eines anderen, sondern nach seinem eigenen Gutdünken zu gebieten. (2) Wenn er selbst dem römischen Volke nicht vorschreibe, wie es sein Recht auszuüben habe, so dürfe er auch vom römischen Volke in seinem Rechte nicht gehindert werden. (3) Die Häduer seien ihm, da sie das Kriegsglück versucht und gekämpft hätten und überwunden worden seien, tributpflichtig geworden. (4) Cäsar begehe ein großes Unrecht, da er ihm wodurch seine Ankunft die Steuereinkünfte geringer mache (schmälere). (5) Den Häduern werde er die Geiseln nicht zurückgeben, doch werde er weder mit ihnen noch mit ihren Bundesgenossen zu Unrecht Krieg anfangen, wenn sie bei dem verharrten, worüber man sich geeinigt habe, und ihm jährlich ihren Tribut zahlten; täten sie das nicht, so werde ihnen der Brudertitel des römischen Volkes sehr wenig nützen. (6) Wenn Cäsar ihm ankündige, er werde Gewalttätigkeiten gegen die Häduer nicht ungeahndet lassen, (so möge er wissen,) noch niemand habe mit ihm ohne sein Verderben gekämpft. (7) Wenn er Lust habe, solle er nur kämpfen: er werde merken, was unbesiegte Germanen, überaus in den Waffen geübt, die vierzehn Jahre lang unter kein Dach gekommen seien, durch Tapferkeit zu leisten vermochten. 37. Zu ebenderselben Zeit wurde Cäsar dieser Bescheid (wörtl.: Plural) gebracht, und es kamen Gesandte von den Häduern und den Treverern: (2) die Häduer, um sich zu beklagen, daß die Haruden, die unlängst nach Gallien herübergebracht worden seien, ihr Land verwüsteten; sie hätten nicht einmal durch Stellung von Geiseln den Frieden mit Ariovist erkaufen können; (3) die Treverer aber (brachten die Kunde), daß sich hundert Gaue der Sueben an den Ufern des Rheines festgesetzt hätten, die den Versuch machten, den Rhein zu überschreiten; an der Spitze dieser ständen die Brüder Nasua und Cimberius. (4) Hierdurch stark beunruhigt, glaubte Cäsar sich beeilen zu müssen, damit nicht, wenn sich die neuen Scharen der Sueben mit den alten Streitkräften Ariovists vereinigt hätten, weniger leicht Widerstand geleistet werden könne. (5) Nachdem daher die Verpflegung möglichst schnell beschafft worden war, zog er in Eilmärschen Ariovist entgegen. 38. Als er einen Weg in drei Tagen vorgerückt war, wurde ihm gemeldet, Ariovist beeile ich mit alten seinen Truppen, um Vesentio zu besetzen, welches die größte Stadt der Sequaner ist, und sei drei Tagesmärsche von seinem Lande aus vorgerückt. (2) Daß das geschehe, glaubte Cäsar energisch verhüten zu müssen (3) Denn von allen Dingen, die für den Krieg von Nutzen sind, war in dieser Stadt der nächste Vorrat, (4) und durch ihre natürliche Lage war sie so fest, daß sie eine günstige Gelegenheit bot, den Krieg in die Länge zu ziehen, deswegen, weil der Doubs, wie mit einem Zirkel herumgezogen, fast die ganze Stadt umgibt; (5) die übrige Strecke, wo der Fluß aussetzt - sie ist nicht länger als 1 600 Fuß (480 m) - nimmt ein Berg von großer Höhe ein, und zwar in der Weise, daß den Fuß des Berge auf beiden Seiten die Flußufer berühren. (6) Diesen (Berg) macht eine umgeführte Mauer zu einer Burg und verbindet ihn mit der Stadt. (7) Hierher zieht Cäsar in Eilmärschen Nacht und bei Tage, und nachdem er die Stadt besetzt hat, legt er eine Besatzung hinein. 39. Während Cäsar wenige Tage bei Vesontio der Verpflegung und Zufuhr wegen verweilte, befiel infolge der Erkundigung der Unsrigen und der Aussagen der Gallier und Kaufleute, die von der ungeheuren Körpergröße der Germanen, der unglaublichen Tapferkeit und übung in den Waffen viel Rühmens machten wiederholten Malen seien sie, so sagten sie, mit ihnen zusammengestoßen und hätten nicht einmal ihre, Gesichtsausdruck und das Feuer ihrer Augen ertragen können - plötzlich eine so große Furcht das ganze Heer, daß sie in nicht geringem Grade aller Denken und Wollen in Verwirrung brachte. (2) Diese (Furcht) entstand zuerst bei den Kriegstribunen, den Präfekten und den übrigen, die aus der Stadt (aus Rom) freundschaftshalber Cäsar gefolgt waren, aber keine große Erfahrung im Kriegswesen besaßen: (3) von diesen bat der eine aus diesem, der andere aus jenem vor gebrachten Grunde, von dem er sagte, daß er für ihn zur Abreise zwingend sei, daß es ihm mit seinem Einverständnis erlaubt sein möge heimzukehren; nur einige wollten bleiben, durch Schamgefühl bewogen, um den Verdacht der Furcht zu vermeiden. (4) Diese konnten weder ihre Miene verstellen noch sich zuweilen der Tränen enthalten. Verborgen in ihren Zelten klagten sie entweder über ihr persönliches Geschick, oder zusammen mit ihren vertrauten Freunden jammerten sie über die gemeinsame Gefahr. (5) Allenthalben im ganzen Lager versiegelte man Testamente. Durch deren Gerede und Furcht gerieten allmählich auch diejenigen, die große Erfahrung im Kriegsdienste hatten, Soldaten, Zenturionen sowie die die Reiterei befehligten, in Verwirrung. (6) Diejenigen von ihnen, die für weniger furchtsam gehalten werden wollten, sagten, sie fürchteten nicht den Feind, sondern die Enge der Wege und die Größe der Wälder, die zwischen ihnen und Ariovist lägen, oder (äußerten ihre Befürchtung), daß der Proviant nicht leicht genug herangebracht werden könne. (7) Einige hatten Cäsar auch gemeldet, daß, wenn er den Befehl gebe aufzubrechen und weiterzumarschieren, die Soldaten dem Befehle nicht Folge leisten und aus Furcht nicht weiterziehen würden. 40. Als Cäsar dies wahrgenommen hatte, berief er eine Heeresversammlung ein unter Hinzuziehung der Zenturionen aller Rangstufen zu dieser Versammlung und machte ihnen (den Versammelten) heftige Vorwürfe: zuerst darüber, daß sie fragen oder darüber nachdenken zu müssen glaubten, wohin oder in welcher Absicht sie geführt wurden. (2) Ariovist habe unter seinem Konsulat sehr begierig nach der Freundschaft des römischen Volkes gestrebt; warum jemand meinen sollte, daß er so ohne Grund seiner Pflicht werde untreu werden? (3) Er für seine Person gewinne die überzeugung, daß Ariovist, wenn er von seinen Forderungen Kenntnis genommen und die Billigkeit seiner Bedingungen erkannt habe, weder seine noch des römischen Volkes Gunst zurückweisen werde. (4) Wenn er aber, von Raserei und Verblendung getrieben, Krieg anfange, was in aller Welt hätten sie zu fürchten. Oder warum sie an ihrer eigenen Tapferkeit oder an seiner Umsicht verzweifelten. (5) Bestanden sei mit diesem Feinde die Probe zur Zeit der Väter, damals, als Gajus Marius die Cimbem und Teutonen geschlagen und das Heer sich offenbar nicht geringeren Ruhm als der Feldherr erworben hat; bestanden sei sie auch unlängst (73 - 71 v. u. Z.) in Italien zur Zeit des Aufstandes der Sklaven, die doch die übung und Kriegszucht, die sie bei uns gelernt, einigermaßen unterstützten. (6) Danach könne man beurteilen, wieviel Gutes Unerschrockenheit in sich habe, deshalb, weil sie diejenigen, die sie eine Zeitlang ohne Grund als ungenügend Bewaffnete gefürchtet hätten, später als vollständig Bewaffnete und als Sieger überwunden hätten. (7) Endlich sei dies derselbe Feind, mit dem die Helvetier zu wiederholten Malen gekämpft und den sie nicht nur in ihrem eigenen, sondern auch in seinem Lande meistenteils überwunden hätten, der doch unserem Heere nicht habe gewachsen sein können. (8) Wenn manche das ungünstige Treffen und die Flucht der Gallier beunruhige, so könnten sie, wenn sie nachforschten, finden, daß diese (die Gallier), als sie durch die lange Dauer des Krieges erschöpft wren, Ariovist, nachdem er viele Monate lang im Lager und hinter Sümpfen geblieben sei und nicht Gelegenheit gegeben habe, ihn zu fassen, plötzlich angegriffen habe, sie, die schon nicht mehr mit einem Kampfe rechneten und sich (deshalb schon) zerstreut hatten, und so mehr durch kluge Berechnung und Kriegslist als durch Tapferkeit gesiegt habe. (9) Daß durch diese Methode, die wilden und unerfahrenen Menschen gegenüber am Platze sei, unsere Heere getäuscht werden könnten, glaube er (Ariovist) auch selbst nicht. (10) Diejenigen ferner, die ihre Furcht auf den Vorwand der Getreidebeschaffung und der Engen des Weges schöben, handelten anmaßend, da sie entweder nicht an die Pflichterfüllung des Feldherrn (Cäsars) zu glauben oder Vorschriften zu machen schienen. (11) Das sei seine Angelegenheit. Getreide lieferten die Sequaner, Leuker und Lingoner, und schon sei das Getreide auf den Feldern reif. über den Weg würden sie selbst in kurzer Zeit urteilen (können). (12) Wenn man von ihnen sage, daß sie den Gehorsam verweigern und nicht weiter mitziehen würden, so mache das auf ihn gar keinen Eindruck; er wisse nämlich, wenn auch immer ein Heer den Gehorsam verweigert habe, der betreffende habe entweder einen Mißerfolg erlitten und kein Glück mehr gehabt oder durch Bekanntwerden einer schlimmen Tat der Habsucht überführt worden sei, (13) seine Uneigennützigkeit aber sei sein ganzes Leben hindurch, sein Glück im Kriege mit den Helvetiern erkannt worden. (14) Daher werde er, was er auf einen späteren Termin habe aufschieben wollen, sofort ausfahren und in der nächsten Nacht, noch während der vierten Nachtwache (3 - 6 Uhr) aufbrechen, damit er so bald wie möglich erkennen könne, ob, bei ihnen Scham- und Pflichtgefühl oder Furcht überwiege. (15) Sollte ihm nun auch sonst niemand folgen, so werde er dennoch mit der zehnten Legion allein, an welcher er nicht zweifle, marschieren, und sie werde ihm seine Leibgarde sein. - Dieser Legion hatte Cäsar eine ganz besondere Gunst erwiesen, und wegen ihrer Tapferkeit vertraute er ihr ammeisten. 41. Nachdem er diese Rede gehalten hatte, wurden auf wunderbare Weise die Gemüter aller umgestimmt, und die höchste Begeisterung und Begierde, Krieg zu führen, entstanden, (2) und zuerst dankte die zehnte Legion durch ihre Kriegstribunen Cäsar, daß er ein so günstiges Urteil über sie gefällt habe, und versichert, sie sei völlig bereit zum Kriegführen. (3) Danach verhandelten die übrigen Legionen mit ihren Kriegstribunen und den Zenturionen der obersten Rangstufen, um sich bei Cäsar zu entschuldigen; weder hätten sie jemals Zweifel oder Furcht gehegt noch angenommen, daß die Entscheidung in der Kriegsleitung ihnen, sondern dem Feldherrn zustehe. (4) Nachdem Cäsar ihre Entschuldigung angenommen und durch Diviciacus, dem er von den Galliern das größte Vertrauen schenkte, den Weg hatte ausfindig machen lassen, so daß er das Heer auf einem Umwege von mehr als fünfzig Meilen (75 km) durch offenes Gelände führte (führen konnte), brach er noch während der vierten Nachtwache, wie er gesagt hatte, auf. (5) Am 7. Tage, während er den Marsch nicht unterbrach, wurde ihm von Aufklärern mitgeteilt, daß Ariovists Truppen von den unsrigen (nur noch) 24 000 Doppelschritte (36 km) entfernt seien. 42. Als Ariovist die Ankunft Cäsars erfahren hat, schickt er Gesandte zu ihm: Was er (Cäsar) früher in betreff einer Unterredung gefordert habe, das könne seinetwegen setzt) geschehen, da er näher herangekommen sei und er das ohne Gefahr tun zu können glaube. (2) Cäsar wies den Vorschlag nicht zurück und meinte, Ariovist kehre schon zur Vernunft zurück, da er das, was er früher auf seine Bitte abgeschlagen habe, aus freien Stücken verspreche, (3) und er machte sich große Hoffnung, daß er (Ariovist) zum Danke für seine und des römischen Volkes so großen Gunstbeweise ihm gegenüber, wenn er von seinen Forderungen Kenntnis genommen habe, von seinem Starrsinne abstehen werde. Als Tag wurde für die Unterredung der fünfte von diesem Tage aus bestimmt. (4) Als inzwischen wiederholt hin und her Gesandte zwischen ihnen geschickt wurden, verlangte Ariovist, Cäsar solle keinen Mann zu Fuß zur Unterredung mitbringen; er fürchte, er werde von ihm hinterlistigerweise umzingelt werden. Beide sollten nur mit Reiterei kommen; auf andere Weise werde er nicht kommen. (5) Weil Cäsar weder wollte, daß die Unterredung durch einen vorgeschobenen Grund (Vorwand) zustande komme noch seine Sicherheit gallischer Reiterei anzuvertrauen wagte, sagte er sich, es sei das zweckmäßigste, allen gallischen Reitern die Pferde zu nehmen und darauf Legionssoldaten der zehnten Legion, der er am meisten vertraute, zu setzen, damit er, wenn etwas zu tun nötig sei, einen möglichst ergebenen Schutz habe. (6) Als das geschah, sagte nicht unwitzig einer von den Soldaten der zeh |