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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Tumult und vertrauensbruch (1961 - 1974)



Im Wahljahr 1960 standen sich der Republikaner Richard Nixon und der Demokrat John Fitzgerald Kennedy gegenüber. Die Wahl ging an Kennedy, welcher mit dem Entwurf der ambitioniertesten und kostspieligsten Sozialpolitik in der Geschichte der USA vor den Kongress trat. Das Programm hieß "New Frontier" und konnte von Kennedy erst nach seiner Steuersenkung (1962) teilweise durchgeführt werden. Der Mindestlohn wurde kräftig angehoben, die Arbeitslosenförderung gestärkt und ein medizinisches Fürsorgeprogramm für ältere Bürger eingerichtet. Außerdem erreichte er die Bewilligung von Zuschüssen für Städtesanierung und sozialen Wohnbau in Höhe von 4,9Mrd. Dollar.

     1962 spitzte sich die Lage im Süden zu. Im Oktober 1962 wurde die Universität von Mississippi aufgefordert, ihren ersten schwarzen Studenten zu immatrikulieren. Im April.1963 begann Martin Luther King Jr. Mit einer Reihe von friedlichen Protestaktionen in Birmingham (Alabama) gegen welche die Polizei mit äußerster Härte vorging. Als Antwort auf die Vorfälle hielt Kennedy eine Fernsehansprache, in der er den Rassismus kategorisch verdammte.

     Kurz darauf legte der Präsident Gesetzesentwürfe vor, um die Rassentrennung in allen öffentlichen Bereichen zu verbieten. Im August des Jahres führte Martin Luther King 200000 Demonstranten nach Washington, wo er vor dem Abraham-Lincoln-Denkmal seine berühmte Rede "I have a dream..." hielt. 1965 gipfelten Unruhen im Stadtteil Watts in Los Angeles, in einer Woche voller bewaffneter Auseinandersetzungen zwischen Schwarzen und der Polizei, bei denen 34 Menschen starben.

     Ähnliche Ausschreitungen folgten in den Jahren 1966 und 1967. Die Ideologie des gewaltlosen Wiederstandes, die Martin Luther King propagierte, wich der militanteren Gesinnung der Black-Power-Bewegung. Gruppen wie Black-Panthers oder die Nation of Islam erklärten der weißen Gesellschaft den Krieg. Außenpolitisch bahnten sich Spannungen mit Kuba an. Kennedy vermutete, dass die UdSSR ihre Erstschlagkapazität verstärken wollte und bekam in der Kubakrise die Bestätigung dafür. Seit Monaten bildete der Geheimdienst CIA Exilkubaner aus, die einen Putsch in Havanna durchführen wollten.

     Kennedy sicherte ihnen die Unterstützung der amerikanischen Luftwaffe zu. Am 17.April.1961 landeten 2000 bewaffnete Expatriierte in der kubanischen Schweinebucht. Kennedy entschloss sich überstürzt gegen die Beteiligung der Luftwaffe, der Putschversuch endete in einem Desaster. Eine verstärkte Zusammenarbeit Castros mit der UdSSR war die Folge.

     Im Sommer 1962 meldete der Geheimdienst den Aufbau sowjetischer Raketenstartrampen auf Kuba. Am 22.Oktober verhängte Kennedy gegen Kuba eine amerikanische Seeblockade. Vier Tage lang bangte die Nation, bis Chruschtschow am 26.Oktober einlenkte, sowjetische Schiffe mit Raketen an Bord auf der Fahrt nach Kuba abdrehen ließ und den Abbau der Startrampen versprach, wenn sich die USA verpflichtet, künftige Invasionsversuche auf Kuba zu unterlassen. In Vietnam intervenierte Kennedy militärisch.

     Seit 1958 stand das Land im Bürgerkrieg. Schon Eisenhower wurde von dem pro-westlichen Führer Ngo Dinh Diem bedrängt, der südvietnamesischen Regierung im Kampf gegen die kommunistischen Vietkong beizustehen. Kennedy hielt eine merkliche Stärkung Dinh Diems für notwendig und erhöhte das amerikanische Kontingent in Vietnam auf 15500 Mann. Im Jahr 1963 wurde Kennedy in Texas, angeblich vom aus kommunistischen Kreisen Stammenden Lee Harvey Oswald, erschossen (22.November), der selber zwei Tage nach dem Attentat von einem Nachtclubbesitzer (Jack Ruby) erschossen wurde. Oswalds Schuld oder Unschuld ist bis heute nicht geklärt.

     Sein Vizepräsident Lyndon Baines Johnson (D) verwirklichte Kennedys und weitere Sozialprogramme wie die "Great Society". Auch die Quotenregelung der Affirmative Action entstand unter Johnson. Wesentlich teurer kam dem Präsidenten die Fortsetzung der Aktion in Vietnam. Im August 1964 wurden amerikanische Zerstörer, die in den internationalen Gewässern des Golfes von Tonking kreuzten, von nordvietnamesischen Torpedobooten angegriffen, und so veranlasste Johnson Bombeneinsätze über Nordvietnam. Bis Ende 1965 waren 180000 Amerikaner und zwei Jahre später knapp 500000 in Vietnam stationiert. Am 31.

    Januar.1968, dem vietnamesischen Neujahrstag (Tet), begann eine Offensive der Vietkong, die bis nach Saigon vordrang, doch die Amerikaner konnten sie aus der Stadt zurücktreiben. Robert Kennedy kandidierte 1968 für das Amt des Präsidenten, doch er wurde am 6.Juni.1968 in LA niedergeschossen. Wochen zuvor, am 4.

    April, traf Martin Luther King Jr. die Kugel eines Attentäters. 1968 gewann Richard Nixon (R) die Wahl, der den Krieg in Vietnam beenden wollte. In seine erste Amtsperiode fiel im Sommer 1969 die erste Mondlandung, die alle Welt im Fernsehen gebannt verfolgte und die als Symbol amerikanischen Erfolgswillens galt. Er berief den Harvarder Professor für internationale Politik Henry Kissinger als Sonderberater für internationale Sicherheit und holte mit ihm einen der fähigsten Köpfen des Landes in sein Kabinett. Die dringendste Aufgabe war der Abzug amerikanischer Truppen aus Vietnam, und so führte man die "Vietnamiesierung" ein, die Südvietnamesische Kräfte ausbildete und waffnete.

     Darauf folgten die Abzüge der Truppen. Bis Herbst 1972 waren nur noch 50000 Amerikaner in Vietnam. Nixon arbeitete auf die Aufhebung der Wehrpflicht hin, die er schließlich 1973 durchsetzte. Kissinger bemühte sich den Konflikt in Vietnam zu schlichten und konnte die beiden Partein am 27.Februar.1973 zum Waffenstillstand bewegen.

     China aus der Isolation zu locken gehörte zu Nixons Plänen, um das internationale Gleichgewicht zu halten. Nixon kündigte einen Besuch in China an und erreichte die Aufnahme der Volksrepublik in die UNO. Der Annäherung an China gingen Versuche voraus, neue Beziehungen zur Sowjetunion zu entwickeln, welche die Nixon-Regierung als Politik der Détente bezeichnete. 1969 liefen beim Gipfeltreffen in Helsinki Abrüstungsgespräche an. Der sog. SALT-I-Vertrag, den Nixon und der sowjetische Staatschef Leonid Breschnew 1972 in Moskau unterzeichneten, beschränkte die Zahl der interkontinentalen Raketen mit Atomsprengköpfen beider Länder.

     Neben der Détente-Politik vertrat der Präsident außenpolitisch ein Prinzip, das den Namen "Nixon-Doktrin" erhielt. Die besagte, dass die USA den mit ihnen befreundeten Staaten Verteidigungshilfe leisten, die "fundamentale Verantwortung" für die eigene Sicherheit und Entwicklung jedoch diesen Staaten selbst überlassen würden. Die Umsetzung der Doktrin bedeutete z.B., dass der Geheimdienst CIA der chilenischen Regierung 1970 Geld und Materialien zukommen ließ, um ihren Kampf gegen einen kommunistischen Revolutionsversuch zu fördern. Im Oktober.

    1973, am höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur, griffen die Armeen Ägyptens und Syriens Israel plötzlich an. Israel erhielt rasche, umfangreiche militärische Hilfe aus der USA. Die israelische Gegenoffensive war für Ägypten vernichtend. Nach den ersten Siegen übte Washington Druck auf die israelische Führung aus, Ägypten nicht anzugreifen. Indem Nixon Israel dazu überredete, einen Waffenstillstand zu akzeptieren, verhinderte er eine Eskalation des Konflikts. Der solide Führungsstil brachte Nixon gute Chancen bei der zweiten Präsidentschaftskandidatur 1972 ein.

     Er gewann die Wahl mit einer der größten Mehrheiten in der Geschichte des Landes. Der Wettbewerb mit Japan und Westeuropa stellte eine ernsthafte Herausforderung für die amerikanische Dominanz auf den Weltmarkt dar. Die Abhängigkeit der USA von anderen Ländern für die Rohstoffversorgung wurde den Amerikanern 1973 bewusst, als die arabischen Länder der OPEC als Reaktion auf den Jom-Kippur-Krieg ein Ölembargo gegen alle Länder verhängten, die Israel unterstützten. Etwa zur gleichen Zeit kündigten die Übrigen OPEC-Länder eine Erhöhung des Ölpreises um 400% an. Die Wirtschaft 1970/71 geriet in den Strudel der sog. Stagflation, der Kombination von stagnierender Konjunktur und hoher Inflation.

     Am 15.August.1971 ließ Nixon alle Löhne und Preise neunzig Tage lang einfrieren, doch eine Lösung war nicht in Sicht. Mit Empörung reagierte die Öffentlichkeit auf die Ereignisse der sog. Watergate-Affäre. In den Morgenstunden des 17.

    Juni.1972 verhaftete die Washingtoner Polizei fünf Einbrecher, welche die Büros der Demokraten durchsucht haben. Die Ermittlungen ergaben, dass einige der Männer für das Wahlkomitee Nixons arbeiteten. Ein Untersuchungsausschuss deckte ein ganzes Netz von Spionagetätigkeit im engsten Mitarbeiterkreis des Präsidenten. Zur selben Zeit fanden Versuche statt die Untersuchung zu verhindern. Die Affäre nahm eine entscheidende Wende, als dem Untersuchungsausschuss bekannt wurde, dass der Präsident alle in seinem Büro stattfindenden Gespräche auf Tonband aufzeichnen ließ.

     Anfangs weigerte sich Nixon die Tonbänder auszuhändigen, doch entschied er sich später sie stückweise auszuhändigen. Schließlich wurde ein Verfahren eingeleitet, um den Präsidenten seinen Amtes zu entheben (Impeachment). Am 8.August.1974 kam Nixon den Richtern zuvor und gab seinen Rücktritt bekannt.

 
 

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