Die ersten historischen Grundlagen für die dt. Entwicklung einer deutschen Frauenbewegung findet man in den Forderungen zum Wiener Kongreß von 1814-1815. Aufgrund dieser Forderungen der Beteiligten europäischen Mächte wurde schnell deutlich, daß das 19. Jahrhundert ein Jahrhundert der nationalen, liberalen und konservativen Bewegungen wird. Vor allem letztere Bewegung wurde mit dem Ergebnis des Wiener Kongresses verdeutlicht. Die liberalen Ideen aller Beteiligten, welche größtenteils von Preußen ausgingen, wurden abgelehnt und infolge der Restaurierungs-politik zurückgestellt. Zu diesen liberalen Ideen gehörte einerseits die Bildung einer Nation und anderseits die Abrundung der inneren und äußeren Grenzen.
Das wichtigste Ergebnis des Wiener Kongreß für Deutschland war die Gründung des Deutschen Bundes, welcher von 1817-1866 existierte, und damit verbundene Gründung des Frankfurter Bundestages. Voraussetzungen für diese Neuordnung Deutschlands waren die Auflösung des Deutschen Reiches von 1806, die Eliminierung der meisten deutschen Zwergstaaten unter der Herrschaft Napoleons, das starke deutsche Gemeinschaftsgefühl (infolge des Sieges über Napoleon) und die Entstehung eines bürgerlichen National-bewußtseins. Der Deutsche Bund an sich bildete in seiner vorliegenden Form keinen Bundesstaat, sonder viel mehr nur einen losen Staatenbund ohne zentrale Exekutive. Das
Ziel des Bundes bestand in der Erhaltung der äußeren und inneren Sicherheit der deutschen Staaten, welcher sich somit an die Gleichgewichtspolitik der anderen europäischen Staaten anlehnte. Im Deutschen Bund gab es keine allgemeingültige Verfassung, sondern landesständische Verfassungen der Einzelstaaten, welche durchaus als Zugeständnis für die deutschen Liberalen verstanden werden konnte.
Eine weitere wesentliche Grundlage sind die Preußischen Reformen. Aus ihnen entstand eine persönliche, wirtschaftliche Freiheit und eine naturwissenschaftlich-technische Bildung, welche gleichzeitig die Basis für die späteren industriellen Revolutionen schufen.
Zu diesen Revolutionen gehörte die Bauernreformen von 1807, die Gewerbefreiheit, die preußische Städteordnung von 1808, die Heeresreformen von 1809 und die Bildungs-reformen von 1809/10.
Besonders großen Einfluß hatten diese doch recht umfassenden Reformen auf die Industrialisierung Deutschlands. Chronologisch gesehen verlief diese zeitgleich mit dem Eisenbahnbau von 1836-39, welchen man durchaus als Indikator der Wirtschaft betrachten kann. Den größten Fortschritt der Industrialisierung erfolgte durch die Gewerbefreiheit und den steigenden Wissen innerhalb der Bevölkerung. Erst durch diese Grundlagen war es in Deutschland möglich eine Entwicklung der Wirtschaft in Bezug auf das Kapital, der Massenproduktion und dem Handel durchzuführen.
Einige weitere Voraussetzungen für die deutsche Frauenbewegung findet man in den Auffassungen des Nationalismus und Liberalismus, welche nun verstärkt in den europäischen Ländern zum Ausdruck kamen. Kennzeichen des deutschen Nationalismus und Liberalismus waren: Die Vereinigung der Menschen für Freiheit, Gleichheit bzw. natürlicher Einheit, das Prinzip der Volkssouveränität, die neue Definition des Begriffes "Freiheit", Glaubens- und Gewissensfreiheit, das Toleranzprinzip, ein allgemeines Wahl-
recht, Meinungsfreiheit und die Freiheit der Lehre. Die daraus entstandene deutsche nationale Bewegung von 1817 wurde infolge der Restaurativen Regierung stark zensiert, kontrolliert und schließlich verboten. Mit diesem Verbot und der zusätzlich oktroyierten Verfassung (vor allem im süddeutschen Raum) spitzt sich die Lage zwischen Regierung und liberalen Bürgertum zu.
1848/49 kommt es schließlich, begründet durch die Beharrlichkeit auf der alten Ordnung des Adels und den Forderungen nach Einheit, Freiheit und einer demokratischen Verfassung des liberalen Bürgertums, zur Bürgerlichen Revolution. Mit dem Scheitern dieser Revolution kommt es wiederum, wie schon 1815, zur Unterdrückung nationaler und liberaler Ziele. Eine Ursache dieses Scheiterns war die bereits oktroyierte Verfassung
in Preußen, welche großzügige Bürgerrechte, ein Wahlrecht, das Budgetrecht und weitere Rechte der Bevölkerung und Regierung beinhaltete.
Nach diesem politischen Umsturz in Deutschland kommt es 1866 zum deutsch-deutschen Krieg zwischen Preußen und Österreich. Anläßlich des Sieges Preußens über Österreich bei Königgrätz kommt es 1867 zur Dreiteilung Deutschlands. Diese Dreiteilung, in Norddeutschen Bund, Süddeutschen Bund und Österreich, blieb in dieser Form bis zum deutsch-französischen Krieg bestehen.
Vollständige Auflösung dieser Dreiteilung erfolgte 1871 mit der Reichsgründung. Mit
dem allgemeinen und gleichen Wahlrecht, welches in der Reichsverfassung von 1871 verankert war, kam Bismarck (ähnlich wie 1866 mit dem Zugeständnis gegen Straffreiheit)
den Wünschen des bürgerlichen Liberalismus entgegen. Weiterhin war die Reichseinigung vor allem für die deutsche Nationalbewegung von Bedeutung, dessen Wunsch nach einem vereinten Deutschland nun nach mehr als einem Jahrhundert in Erfüllung ging.
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