Der Islam, (auch is`la:m ) von Mohammed gestiftete Weltreligion, versteht sich alsVollendung der jüdischen und christlichen Religion. Der Islam ist monotheistisch und kennt nur die unbedingteErgebung (Kismet ) in den Willen Allahs, der als absoluter Herrscher angesehen wird. Die religiösen Glaubenssätze undPflichten sind genau festgelegt; zu ihnen gehören die *5 Pfeiler*:
1. Das Glaubensbekenntnis ( Sahada ): "Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist der Gesandte Allahs." Dieses Glaubensbekenntnis bildet die zentrale Aussage des Islam und stellt gleichzeitig dessen monotheistischen Charakter ausdrücklich heraus. Formal genügt es, dieses Credo öffentlich auszusprechen, um zum Islam überzutreten.
2. Das Gebet ( Salat ), das der Gläubige fünfmal täglich, eine Stunde vor Sonnenaufgang, mittags, nachmittags, bei Sonnenuntergang und am Abend, nach einem festgelegten Ritus und in Richtung Mekka gewandt, sprechen muß. Das gemeinsame Freitagsgebet in der Moschee wird von einem Vorbeter vollzogen und bisweilen auch zu politischen Aussagen genutzt.
3. Almosengeben ( Zakat ) ist im Lauf der Zeit fast zu einer geregelten Steuer geworden. Sie diente früher dem gerechten sozialen Ausgleich zwischen reichen und armen Bevölkerungsschichten.
4. Das Fasten ( Saum ) im Ramadan, dem neunten Monat im islamischen Mondjahr. Jeder, der dazu körperlich in der Lage ist ( Ausnahmen gelten für kranke oder schwangere Frauen ), muß zwische Sonnenaufgang und Sonnenuntergang fasten. Der Überlieferung nach wurde Mohammed am 27. Tag des Ramadan der Koran offenbart.
5. Die Pilgerfahrt ( Hadsch ) nach Mekka. Wenigstens einmal im Leben sollte jeder Muslim daran teilnehmen. Durch den Nachvollzug der Pilgerfahrt in der gleichen Art, wie sie von Mohammed überliefert wird, wendet sich der Gläubige zu den Ursprüngen seiner Religion zurück.
Das heilige Buch des Islam ist der Koran; in ihm ist Mohammeds Lehre, die von den Anhängern des Islam als geoffenbarte Wahrheit betrachtet wird, in Suren niedergelegt. Neben dem Koran bildete sich aus mündlichen Überlieferungen über Mohammeds Entscheidungen und Verhaltensweisen in konkreten Fragen und Situationen die Sunna. Die Einschätzung der Wichtigkeit der Sunna ist das unterscheidende Kennzeichen für die Sunniten ( ca. 90% der Moslems ) und die Schiiten ( ca 10% der Moslems ). Die Gesamtzahl der Moslems beträgt schätzungsweise 700 Mio. bis 1 Mrd.
Seinen Ausgang nahm der Islam in Mekka, wo die Kaaba, das arabische Nationalheiligtum, stand.
Mohammed wurde um 570 n. Chr. In Mekka geboren. Da er seine Eltern früh verlor, wuchs er unter der Obhut eines Onkels auf. Im Alter von 25 Jahren heiratete er eine reiche Kaufmannswitwe, mit der er drei Söhne und vier Töchter hatte.
Im Jahre 610 hatte Mohammed in einer Höhle des Berges Hira ein Berufungserlebnis. Der Engel Gabriel forderte ihn auf: " Lies im Namen deines Herrn!" Diese Sure 96 aus dem Koran gilt als erste Offenbarung. In der Folgezeit betrachtete Mohammed es als seine Aufgabe, eine neue Botschaft zu verkünden. Die anfangs recht kurzen und später immer länger werdenden Eingebungen, die er vortrug, handeln in der Mehrzahl von Allahs Güte und Allmacht, vom Jügsten Gericht, Von Ereignissen der Heilsgeschichte, von Ermahnungen und Anleitungen für das Alltagsleben und von Rechtsfragen. Alle Texte zusammen bilden die 114 Suren des Koran. Jede Sure beginnt mit der gleichen Eröffnungsformel: "Im Nahmen Allahs, des Gnädigen, des Barmherzigen."
Der Koran wird von allen Muslimen als direktes göttliches Wort und als absolut unfehlbar angesehen.Der Koran wird von allen Gläubigen in Arabisch gelesen und darf zum Zweck des Gebetes nicht übersetzt werden, da es für Muslime undenkbar ist, daß Menschen nach eigenem Ermessen in die Worte Allahs eingreifen.
In seiner Heimatstadt stieß Mohammed mit seiner Botschaft auf Skepsis und war schließlich einer regelrechten Verfolgung ausgesetzt, was ihn im Jahre 622 zwang, in das ca. 300 km nördlich gelegene Medina zu fliehen. Diese Flucht ist die berühmte Hidschra, die zugleich den Beginn der islamischen Zeitrechnung darstellt.Hier wurde Mohammed das Oberhaupt einer rasch größer werdenden Zahl von Anhängern seiner neuen Lehre und verbreitete diese von hier aus.
630 eroberte er nach mehreren Schlachten Mekka und bekehrte auch hier viele Einwohner zum islamischen Glauben. Die Kaaba, die schon in vorislamischer Zeit das Ziel von Wallfahrten war, behielt er als islamisches Nationalheiligtum bei, wodurch der Glaubenswechsel für viele gar nicht so tiefgreifend war.
Als Mohammed im Jahre 632 starb, war die Gemeinschaft seiner Anhänger bereits soweit gefestigt, daß sie selbstständig existieren konnten. Jetzt begann die Zeit der Kalifen, die die Vormachtstellung des Islam auf der arabischen Halbinsel festigten und seinen Einflussbereich weit über die Grenzen Arabiens hinaus ausdehnten. Doch schon bald kam es zu Streitigkeiten über die gesetzmäßige Nachfolge des Propheten. Als der vierte Kalif Ali, ein Schwiegersohn Mohammeds, im Jahre 661 ermordet wurde, spalteten sich die Muslime in zwei Lager: in Sunniten und Schiiten. Während die Sunniten ( von sunna, "Gewohnheit des Propheten" ) ihren Führungsanspruch von der Befolgung religiöser Prinzipien und der anerkannten Tradition ableiteten, beriefen sich die Schiiten ( von schiat Ali, "die Partei Alis" ) auf die persöhnliche Erblinie. Am Ende setzten sich die Sunniten durch, die heute etwa 90% der islamischen Weltbevölkerung ausmachen. Etwa 10% sind heute Schiiten. Einer ihrer geographischen Schwerpunkte ist der Iran. Bezüglich der Lehre unterscheiden sie sich von den Sunniten besonders durch den Glauben an einen Imam. Ein Imam ist ein göttlich inspirierter, fehlerloser Lehrer, der den Koran nicht nur der äußeren Form nach kennt, sondern darüber hinaus auch noch über ein geheimes religiöses Wissen verfügt, daß er vor seinem Tod persöhnlich an seinen Nachfolger weitergibt. Von den verschiedenen schiitischen Gemeinschaften ist die sogenannte Zwölferschia die bedeutenste. Nach ihrer Lehre starb der elfte Imam ( der letzte in der Reihe der direkten Nachkommen Mohammeds ) im Jahre 874. Seitdem wird die Wiederkehr des zwölften, des Mahdi, erwartet. Dem Glauben nach hat er sein Wissen noch vom elften Imam erhalten und lebt nun im Verborgenen, bis er sich eines Tages zeigt und die Gläubigen erlöst. In seiner heutigen Bedeutung bezeichnet der Begriff Imam einen "obersten religiösen Lehrer", der die Geschicke der Gemeinde sozusagen als Stellvertreter des Mahdi lenkt. Auch Khomeini wurde als solcher Stellvertreter betrachtet.
Die für den Islam maßgebenden Vorschriften und Wertordnungen basieren einerseits auf den Offenbarungen Mohammeds, die im Koran niedergeschrieben sind, und andererseits auf Mohammeds Aussprüchen und Verhaltensweisen, der Sunna.
Ein wichtiger Eckpfeiler der islamischen Gesellschaft ist die Scharia, das Gesetz.Ihre Quellen sind der Koran und die Sunna. Während der Koran die Richtlinien der Rechtsprechung bestimmt, präzisiert die Sunna allgemein gehaltene Aussagen des Korans und regelt die Auslegung im Einzelfall. Die Scharia legt sowohl die Pflichten des Einzelnen fest ( etwa in Bezug auf die fünf Hauptgebote ) als auch die der Gemeinschaft ( wie das Freitagsgebet oder den heiligen Krieg ). Die Scharia kann von ihrer Konzeption her als das vollständigste Rechtssystem der Welt betrachtet werden. Im Westen wird sie meistens in Verbindung mit dem teilweise drakonischem Strafrecht ( Steinigung für Ehebruch, Abhacken einer Hand für Diebstahl, etc. ) erwähnt. Andererseits lässt sie aber auch Raum für neue Entwicklungen. Denn prinzipiell gilt, daß alles, was dem Koran oder der Sunna nicht widerspricht, in die Scharia aufgenommen werden kann.
In den westlichen Medien macht der Islam heute überwiegend negative Schlagzeilen. Spätestens seit der Machtübernahme durch die iranischen Mullahs geht in Europa und den USA das Gespenst des Dschihad, des " heiligen Krieges", um. Khomeinis Drohung, die Ungläubigen vernichten zu wollen und den Islam über die ganze Welt auszubreiten, hat alte Vorurteile bestätigt und neue Ängste geweckt.
Auch Saddam Hussein berief sich auf den Iran, um seine militärischen Aktionen zu rechtfertigen und die Bevölkerung des Irak hinter sich zu versammeln.
Dem westlichen Betrachter prägte sich so vor allem das Bild des eroberungswütigen Islam ein. Es ist jedoch keine neuzeitliche Erscheinung, das der Islam in Europa als etwas Bedrohliches empfunden wird. Schon sehr bald nach Mohammeds Tod hat sich der Islam kriegerisch über Arabien, Nordafrika und Persien ausgebreitet. Im 8. Jahrhundert eroberten muslimisch Truppen Spanien und Frankreich und konnten erst hier gestoppt werden. Fast gleichzeitg erfolgte der Vorstoß nach Osten bis nach Indien hinein. Durch die Bekehrung der Türken und Mongolen zum Islam und durch zahlreiche Feldzüge hatte das islamische Reich um 1500 eine Ausdehnung von der afrikanischen Westküste bis zum Golf von Bengalen und von Südindien bis nach Zentralasien. So stand das christliche Abendland zwangsläufig immer wieder einer enormen militärischen, wirtschaftlichen und kulturellen Herausforderung gegenüber.
Heute ist der Islam die herrschende Religion im vorderen Orient, in Nordafrika, Pakistan, Irak, Iran, Indonesien. Die Rückbesinnung auf die alten islamischen Traditionen ( Reislamisierung ) bestimmt Politik, gesellschaftliches und kulturelles Leben in diesen Regionen. Sie wird im Wesentlichen getragen von den Traditionalisten und den Fundamentalisten. Während die Traditionalisten für die Aufrechterhaltung der bestehenden Ordnung eintreten unter Zurückdrängung westlicher Einflüsse, streben die Fundamentalisten die Zerstörung dieser Ordnung an und die bedingungslose Rückkehr zum frühislamischem Gesellschaftssystem. Es geht den Fundamentalisten um die Restauration des gesamten islamischen Religions- und Staatssystems. Sie sind eine entschieden revolutionäre, radikale, sendungsbewußte und öffentlichkeitswirksame Minderheit, wie das Beispiel der islamischen Republik Iran zeigt.
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