4.1 Allgemeine Hilfsaktionen
Es kam neben einer Vermietung von Wohncontainern auch zur Einquartierung von Rentner, die ihre Wohnungen und Häuser verloren hatten, in Altersheimen.
In Prag wurde eine Stelle zur Nachforschung nach Vermißten eingerichtet.
Aber auch von Seiten der Kirche gab es Hilfe. So rief Kardinal Vlk die katholischen Christen auf, ihren Mitmenschen zu helfen, überall wo es notwendig sei, sowohl im materiellen als auch im seelischen Bereich.
4.2 Hilfe durch die Regierung
Das Abegeordnetenhaus billigte einstimmig den Vorschlag der Regierung, 9OO Millionen Kronen aus den Finanzreserven des Staates für die der betroffenen Bevölkerung bestimmten Hilfeleistungen freizugeben. Weiters beschloß das Kabinett für die erste Phase der geplanten Hilfeleistungen unverzüglich jedem der insgesamt 24 von Überschwemmungen betroffenen Kreise Ostböhmens bzw. Nord-, Mittel- und Südmährens jeweils 13 Millionen Kronen zukommen zu lassen.
Ein Entwurf des Ministeriums sah drei Varianten für die Gewährung von Darlehen vor: ein zinsloses Darlehen bis zu einer Million Kronen, eine Subvention in der selben Höhe und eine Kombination der beiden vorhergehenden Möglichkeiten.
4.3 Privatinitiativen
Das tschechische Rote Kreuz konnte auf seinem Sonderkonto 77 Millionen Kronen verzeichnen. Die Stiftung der verstorbenen ersten Frau des tschechischen Präsidenten, die Olga-Havlová-Stiftung/Ausschuß des guten Willens konnte auf 14 einhalb Millionen Kronen verweisen.
Der tschechische Gewerkschaftsdachverband stellte über das Rote Kreuz mehrere 100 Millionen Kronen zur Verfügung , außerdem stellte er seine Unterkünfte zur Nutzung für die Obdachlosgewordenen bereit. Gemeinsam mit der Regierung stellte der Verband weiters Informationen für Arbeitnehmer über arbeitsrechtliche Angelegenheiten zusammen, z.B. über Fehlen am Arbeitsplatz wegen des Hochwassers.
.Die Investiçní a poÊtovní banka wiederum lockerte ihre Geschäftsbedingungen: wer an seine fest angelegten Gelder herankommen wollte, konnte dies tun jegliche ohne Sanktionen befürchten zu müssen.
4.4 Spenden aus dem Ausland
Die Tschechische Republik erhielt 700 000 Euro (19 Millionen Kronen) von der Europäischen Union zur Beseitigung der Hochwasserschäden.
Obwohl Václav Havel immer wieder betonte, daß die Tschechische Republik durchaus in der Lage sei, die Situation aus eigener Kraft zu meistern, ließen sich verschiedene internationale Hilfsorganisationen aber dennoch nicht davon abhalten, die gebotene Initiative zu ergreifen. Zu den Ersten zählten in dieser Hinsicht das Internationale Rote Kreuz, der Rote Halbmond, das Deutsche Rote Kreuz, die deutsche Johanniter-Unfall-Hilfe und nicht zuletzt der deutsche Pharma- Konzern BAYER. Andere ausländische Firmen spendeten auch - beispielsweise Wasseraufbereitungsanlagen oder Mittel zur Reinigung der nach dem Hochwasser kontaminierten Böden.
Der niederländischen Heilsarmee war es zu verdanken, daß zwei Militärmaschinen - vollbepackt mit Zelten und Feldküchen - aus den Niederlanden erwartet, den tschechischen Hilfsmannschaften zur Seite standen.
Auch viele Geldspenden aus dem Ausland wurden registriert. In Prag wurden Sammlungen durchgeführt in den diplomatischen Vertretungen Kanadas, Großbritanniens und Rußlands - um nur einige stellvertretend für viele zu nennen. Aus Taiwan kamen 20.000 Dollar, 10.000 D-Mark spendeten die Bamberger Sinfoniker. Die amerikanische Agentur für internationale Entwicklung übergab einen Scheck über 100.000 Dollar. Zuvor hatte die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright im Namen der US-Regierung ebenfalls 100.000 Dollar zugesagt.
4.5 An den Aufräumarbeiten beteiligte Personen
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hatte die Naturkatastrophe über 2.354 Flugeinsätze notwendig gemacht. Insgesamt seien Armeeflugzeuge 686 Stunden im Einsatz gewesen, womit über 3.200 Personen gerettet und 413 Tonnen Militärmaterial und humanitäre Lieferungen in die Katastrophengebiete transportiert worden seien.
4.6 Schweigeminute zu Ehren der Hochwasseropfer
Insgesamt 4087 Haushalte waren ohne Dach über dem Kopf, und insgesamt 11.973 Personen mußten Notunterkünfte beziehen. 2 680 Häuser wurden total zerstört, 19.053 standen völlig oder teilweise unter Wasser. Insgesamt 536 Gemeinden wurden vom Hochwasser in Mitleidenschaft gezogen. Es waren 48 Todesopfer zu beklagen.
Um all diesen Menschen, aber auch denjenigen, die noch immer mit den Folgen des Jahrhundertwassers zu kämpfen hatten, zu gedenken, ertönten zu Mittag am Donnerstag in der Tschechischen Republik die Sirenen, und die Glocken von rund 3000 Kirchen und Kapellen erklangen.
4.7Benefizkonzert
Zum Wohle der von der Hochwasserkatastrophe betroffenen Menschen in Nord- und Südmähren hatten sich von Anfang an auch die tschechischen Künstler engagiert. So gaben sie auch eine Reihe von Benefizkonzerten, wie z.B. am 2. August im Berliner Dom (Kartenpreis: 25,-D-Mark). Ganze 195.000 Kronen konnten beim Benefizkonzert zugunsten der Hochwasseropfer gesammelt werden. Der Erlös kam einer deutschen, einer polnischen und einer tschechischen vom Hochwasser heimgesuchten Gemeinde zu Gute.
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