Die Vielfach auf den "Milliardensegen" seit 1871 fließender französischer Kriegskontributionen zurückgeführten "Gründerjahre" setzten schon 1866 ein. Nach dem preußisch-österreichischen Krieg war der Norddeutsche Bund entstanden, dem auch Sachsen angehörte. Von daher gingen kräftige Impulse für einen Wirtschaftsaufschwung aus. Zwischen 1867 und 1873 wurden in Deutschland 8060 km Eisenbahnstrecke neu gebaut. Die Roheisenproduktion wuchs von 1,39 auf 2,22 Mill. T (um 62 %), der Stahlausstoß von 1,04 auf 1,58 Mill. t (um mehr als 50 %) und die Steinkohlenförderung von 26,4 auf 36,4 Mill. t (um 38 %). Hinter diesen Steigerungsraten verbergen sich riesige Investitionsströme und Güterbewegungen. Kräftig stiegen auch die Aktienkurse an. Zwischen 1971 und 1873 schütteten die Banken bis zu 25 % Dividende aus. Aber auch die Großhandelspreise kletterten um 30,4 %, die Lebenshaltungskosten erhöhten sich um 25 %, schmerzhaft für die Konsumenten.
Wenn Sachsens Anteil an den genannten Führungssektoren der Industrieentwicklung auch relativ bescheiden war, so nahm es doch indirekt an ihrem Aufschwung teil. Vor allem erhielt sein Maschinenbau dadurch einen kräftigen Anstoß.
Nach dem deutsch-französischen Krieg 1870/71 mündete die Konjunktur in ein geradezu rasantes "Gründungsfieber", eine Wirtschaftseuphorie, die auf die Reichsgründung folgte.
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