Ludwig XIII. sein Vaterbr /
Mutter Anna von Österreich
Ludwig XIV. (1638-1715)
Ludwig XIV. (von Frankreich), genannt Sonnenkönig, französisch Roi Soleil (1638-1715), König von Frankreich (1643-1715). Ludwig suchte Frankreich als europäische Hegemonialmacht zu etablieren, vollendete die absolutistische Monarchie in Frankreich, und unter seiner Herrschaft erfuhren Kunst und Kultur in Frankreich eine Blütezeit.
Ludwig wurde am 5. September 1638 in Saint-Germain-en-Laye geboren. Seine Eltern, König Ludwig XIII. und Anna von Österreich, die nach 20-jähriger kinderloser Ehe dankbar für einen Erben waren, nannten ihren Sohn Louis Dieudonné ("der Gottgegebene").
2 ABSOLUTISTISCHE HERRSCHAFT
Schloss Versailles mit Park Ein ausgewogener Sinn für Proportion und Komposition kennzeichnet den von Ludwig XIV. in Auftrag gegebenen Umbau von Schloss Versailles, die architektonische Demonstration der Macht des französischen Absolutismus. Der größte europäische Schlosskomplex wirkte vorbildhaft auf Anlage und Baustil verschiedener kleinerer Residenzen des 18. Jahrhunderts.
Ludwig XIII. starb 1643. Anna von Österreich, maßgeblich unterstützt von Kardinal Mazarin, übernahm die Regentschaft für ihren minderjährigen Sohn. Die Aufstände der Fronde, die zwischen 1648 und 1653 die Monarchie erschütterten, beeindruckten Ludwig stark und überzeugten ihn von der Notwendigkeit, in Staat, Gesellschaft und Wirtschaft für Ordnung und Stabilität zu sorgen, Reformen durchzuführen, aber auch und vor allem die Autorität der Krone wieder zu stärken. Wie im Pyrenäenfrieden zwischen Frankreich und Spanien 1659 festgelegt, heiratete Ludwig 1660 seine spanische Cousine Maria Theresia, die Tochter Philipps IV. von Spanien.
1661 starb der Minister-Kardinal Mazarin; Ludwig berief keinen neuen Ersten Minister als Nachfolger, und er regierte von nun an alleine. Er schuf nach seinem Leitsatz "L'État c'est moi" ("Der Staat bin ich") eine Form des Absolutismus, die das Europa des 17. Jahrhunderts prägte und zur Nachahmung veranlasste. Seine glanzvolle Repräsentation stellte ihn, den Sonnenkönig, als den Mittelpunkt des Hofes heraus und war zugleich Demonstration seiner politischen Macht. Nach 1682 verbrachte der König die meiste Zeit in seinem großartigen Schloss Versailles in der Nähe von Paris, das zusammen mit der prunkvollen Hofhaltung stilprägend für die Zeit des Absolutismus wurde.
Ludwig XIV. erwies sich als fähiger Herrscher, wenn auch seine Jugendeskapaden das nicht unbedingt hatten erwarten lassen. Er beriet sich regelmäßig mit einem Kreis ausgesuchter, kompetenter Minister und Mitarbeiter und legte mit ihnen zusammen die innen- und außenpolitischen Leitlinien fest, deren wichtigstes Ziel die Erweiterung der Machtgrundlagen der französischen Monarchie war. Ludwig baute zwei neue, effektive Machtinstrumente auf: ein Diplomatenkorps und ein stehendes Heer. Ein Entschluss von weit reichender Bedeutung war die Ernennung Jean-Baptiste Colberts zum Oberintendanten der Finanzen: Colbert förderte im Sinn des Merkantilismus die heimische Wirtschaft und den Export, baute die französische Flotte sowie Straßen und Wasserwege aus.
Ludwig versuchte mehrmals vergeblich, den Sonderstatus der Hugenotten aufzuheben und sie der Masse der katholischen Untertanen gleichzustellen. 1685 hob er das Edikt von Nantes auf, das den Hugenotten Religionsfreiheit und Schutz zugesichert hatte, zwang damit über 200 000 Hugenotten zur Auswanderung und provozierte den hartnäckigen Aufstand der Kamisarden, der Hugenotten in den Cevennen. Die Aufhebung des Edikts fand bei Ludwigs katholischen Untertanen Beifall, schädigte aber das Ansehen der französischen Monarchie außerhalb Frankreichs sowie - infolge der Abwanderung der Hugenotten - die französische Wirtschaft beträchtlich.
Ludwig verhalf Kunst und Wissenschaft in Frankreich zu einer hohen Blüte. Molière und Racine schrieben Theaterstücke, die bei Hof ebenso gegeben wurden wie etwa die Motetten eines Jean-Baptiste Lully. Ludwig gründete die Akademien für Malerei und Bildhauerei (1655), der Wissenschaften (1666) und für Architektur (1671) sowie die Comédie-Française (1680). In der Hauptstadt Paris ließ er die mittelalterlichen Stadtmauern niederreißen, für verletzte Kriegsveteranen die Les Invalides bauen, plante die Prachtstraße Champs-Élysées und ließ die Kathedrale Notre-Dame restaurieren.
Nach dem Tod seiner Frau Marie Theresia 1683 ging Ludwig eine geheime Ehe mit Françoise d'Aubigné, bekannt als Madame de Maintenon, ein. Sie drängte ihn, das wenig moralische und prunkvolle Leben am Hof zu untersagen.
3 EROBERUNGSKRIEGE
Ludwig XIV. im Holländischen Krieg In insgesamt vier Eroberungskriegen gegen wechselnde Koalitionen europäischer Mächte suchte König Ludwig XIV. von Frankreich seinen Hegemonieanspruch in Europa durchzusetzen. Der zweite dieser Kriege, der Holländische Krieg (1672-1679), war auf die Eroberung Hollands ausgerichtet, endete jedoch ohne große Zugewinne für Frankreich. Das Gemälde Ludwig XIV. im französischen Lager bei Maastricht während des Holländischen Krieges, Juni 1673 stammt von dem niederländischen Maler Adam Frans von der Meulen und wird im Louvre in Paris aufbewahrt.
Ludwigs oberstes außenpolitisches Ziel war die Errichtung der Vorherrschaft Frankreichs in Europa. Bedeutendster Gegner im Kampf um die Hegemonie waren die Habsburger, die in Spanien, dem Reich und in den Niederlanden herrschten und Frankreich von zwei Seiten her umklammerten und bedrohten. In insgesamt vier Kriegen, jeweils gegen eine Koalition europäischer Mächte, suchte Ludwig den Hegemonieanspruch Frankreichs durchzusetzen. 1667 reklamierte Ludwig das Erbrecht seiner Frau (jus devolutionis) auf die Spanischen Niederlande, fiel in den Spanischen Niederlanden ein und löste den Devolutionskrieg aus. England, Holland und Schweden schlossen sich zu einer Allianz zusammen, siegten über Frankreich und zwangen Ludwig 1668 zum Frieden von Aachen. Ludwig erhielt zwölf Festungen in Flandern und im Hennegau, musste aber die kurz zuvor von Frankreich besetzte Franche-Comté wieder abgeben.
1672 fiel Ludwig erneut in den Niederlanden ein, um Holland zu erobern (siehe Niederländisch-Französischer Krieg). Sechs Jahre lang konnte sich Holland mit der Hilfe von Brandenburg, dem sich u. a. Spanien, der Kaiser und England anschlossen, gegen Frankreich verteidigen. Der Friede von Nimwegen bestätigte in etwa den territorialen Status quo; Ludwig erhielt die Franche-Comté und einige Festungen in Flandern.
Jean Bart Der Seeräuber Jean Bart diente dem französischen König Ludwig XIV., als dieser 1672 bis 1678 Krieg gegen die Niederlande führte.
Nach dem Tod des kinderlosen pfälzischen Kurfürsten Karl erhob Ludwig für dessen Schwester, seine Schwägerin, Ansprüche auf die Pfalz, fiel 1688 zur Durchsetzung dieser Ansprüche in der Pfalz ein und löste damit den Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688-1697) aus. Gegen Frankreich schlossen sich Kaiser und Reich, Holland, England und Savoyen in der Großen Allianz zusammen. Frankreich verwüstete u. a. die Pfalz, Heidelberg mit seinem Schloss und Württemberg; England vernichtete die französische Flotte. Im Frieden von Rijswijk erhielt Frankreich 1697 das Elsass.
Der Spanische Erbfolgekrieg (1701-1713), Ludwigs letztes großes militärisches Unternehmen, entzündete sich an dem Konflikt zwischen Frankreich und den Habsburgern um die Thronfolge in Spanien; Ludwig verteidigte in diesem Krieg den vom letzten Habsburger auf dem spanischen Thron testamentarisch festgelegten Anspruch seines Enkels Philipp, des Herzogs von Anjou. Frankreich, dem wieder eine Allianz europäischer Mächte entgegenstand, verlor die meisten der großen Schlachten; der Friede von Utrecht bestätigte 1713 Philipp als spanischen König, untersagte aber eine Personalunion zwischen Frankreich und Spanien; Frankreich musste allerdings England einige Territorien in Nordamerika abtreten.
Die vielen Kriege, die absolutistische Prachtentfaltung des Königs sowie die Schwächung der Wirtschaftskraft durch die Abwanderung Tausender Hugenotten brachten Frankreich am Ende von Ludwigs Regierungszeit dem Staatsbankrott nahe; immer höhere Steuern ließen breite Bevölkerungsschichten verarmen. Die Überspitzung des monarchischen Prinzips im Absolutismus französischer Ausprägung und die Aufrechterhaltung überkommener gesellschaftlicher Strukturen, die allein durch Geburt und Privilegien bestimmt waren, führten langfristig zum Zusammenbruch der Monarchie in der Französischen Revolution. Ludwig starb am 1. September 1715 in Versailles.
2. Das Schloss Versailles
DAS GROSSE SCHLOSS VON VERSAILLES Zeugnis der Prunksucht eines französischen Königs
Die Prunksucht eines Königs trug zum Ruin eines Landes bei; zugleich aber schenkte sie der Welt eine erstaunliche Sehenswürdigkeit. Der König war Ludwig XIV. von Frankreich, die Sehenswürdigkeit ist das Schloss von Versailles.
Dieser Palast, Mittelpunkt des französischen Hofes und Sitz der Regierung, war ursprünglich ein bescheidenes Jagdhaus, wo Ludwigs Vater, Ludwig XIII., sich von den Anstrengungen des Hoflebens erholte. 1627 ließ Ludwig XIII. in Versailles ein bescheidenes Chateau aufführen. Nach seinem Tod beschloss der Sohn, es durch ein Denkmal für sich selbst, den ,,Sonnenkönig\", zu ersetzen. Die Arbeiten begannen 1661. Der Platz, den man für ,,das größte Schloss der Welt\" auswählte, erwies sich sogleich als ein Alptraum für Baumeister. Die Fundamente des Bauwerks sanken teilweise in dem feinen Sand ein, und die Umgebung war wild und ungastlich. Ludwig XIV. war von Versailles besessen. 50 Jahre lang beaufsichtigte er selber, sofern er nicht gerade Krieg führte, die Anlage von Gebäuden und Gärten, und er ließ sich weder von den Kosten noch von dem Elend der Arbeiter oder den vielen Toten abschrecken, die das Werk ständig forderte. In Versailles waren 36000 Menschen beschäftigt, viele davon unbezahlt oder zur Arbeit gepresst. Die Lebens- und Arbeitsbedingungen hatten Epidemien zur Folge, und Hunderte starben. Auf den Baustellen kam es oft zu tödlichen Unglücksfällen, und auch das Fieber, das aus den umliegenden Sümpfen aufstieg, forderte seinen Zoll. Ludwig waren die zahlreichen Todesfälle immerhin so peinlich, dass er seinen Höflingen ausdrücklich verbot, darüber zu sprechen.
Nur das Beste war gut genug - An Zeit, Erfindungsgabe und Aufwand wurde nicht gespart. Versailles wurde zur Werkstatt Frankreichs. Man legte dichte Wälder an, und Standbilder aus Bronze und Marmor zierten die prächtigen Gärten. Gelegentlich ließ Ludwig den gesamten Hof aus Paris nach Versailles kommen, damit er den Fortschritt der Bauten bewundere. Die Höflinge mussten hier auf halbfertigen Fußböden schlafen oder wo immer sie sonst unterkommen konnten. Mit der Erfüllung seiner Wünsche beauftragte Ludwig Frankreichs beste Baumeister. Louis Le Vau begann mit dem Ausbau der ursprünglichen Gebäude Ludwigs XIII. 1678 setzte Francois Mansart sein Werk fort; er veränderte den Hauptteil des Schlosses, indem er den Nord- und Südflügel baute. Dadurch entstand eine Fassade, die 570 Meter lang war und 375 Fenster aufwies.
Die Geldbeschaffung wurde Jean-Baptiste Colbert übertragen. Dieser bemühte sich, einiges von dem investierten Geld zurückzugewinnen, indem er Manufakturen gründete, die viele der in Versailles benötigten Ausstattungsgegenstände herstellten. Zum Direktor der Manufaktur, welche die Möbel für Versailles wie auch für die anderen Königspaläste in Frankreich fertigte, ernannte Colbert den Lieblingskünstler des Herrschers, Charles Lebrun. Der machte alle möglichen Entwürfe, vom Deckengemälde im Spiegelsaal von Versailles bis zu den Mustern für Türschlössern aus Metall. Leinenzeug, Seidenstoffe, Möbel, Teppiche und andere Luxusgegenstände konnten von Besuchern, die nach Versailles strömten, besichtigt werden.
Wasserkünste für den König - Der Park, der etwa einen Quadratkilometer bedeckt, ist das Werk von André Le Nótre. Ludwig liebte Blumen. Jedes Jahr ließ er vier Millionen Tulpenzwiebeln aus Holland kommen - wenn er nicht gerade mit den Holländern im Kriege lag. Besondere Attraktionen waren die Thetisgrotte und die Menagerie. Die Grotte war mit Kieselsteinen und Muscheln inkrustiert und enthielt eine mit Wasser betriebene Orgel. Eine weitere, von Besuchern allerdings weniger geschätzte Besonderheit waren versteckte Düsen, die arglose Betrachter mit Wasser bespritzten. Die Menagerie war in einem kleinen Chateau untergebracht und beherbergte exotische Tiere, darunter auch Vögel. Im Park ließ Ludwig einen großen Kanal anlegen, 60 Meter breit und gut eineinhalb Kilometer lang; auf ihm wurden geschmückte Gondeln und andere Boote gehalten. 1685 baute Mansart die Orangerie, in der ausgewachsene importierte Orangenbäume gepflanzt wurden. Prächtigster Bestandteil des Parks waren jedoch die Wasserkünste. Hierfür brauchte man Unmengen Wasser und eine mächtige Pumpanlage. Die ,,Machine de Marly\", 1681 bis 1684 gebaut, sollte das Wasser aus der Seine heranschaffen. Sie leistete aber nicht, was sie sollte; so versuchte man, den Lauf der Eure zu verändern. Diese Arbeiten verschlangen unmäßige Summen und kosteten viele Menschenleben; der Krieg gegen die Große Allianz brachte sie 1688 zum Stillstand. Schließlich sammelte man das Wasser des Plateaus zwischen Versailles und Rambouillet und leitete es durch Kanäle in die Gärten.
Großartig, aber kaum brauchbar - 1682 zog der gesamte Hof nach Versailles um, und bis 1789 war dieser Ort die Hauptstadt Frankreichs. Ludwigs Hof war ebenso grandios wie sein Schloss. Er zählte 20000 Personen, unter ihnen 9000 Soldaten, die in Versailles einquartiert lagen. Im Schloss selbst lebten 1000 Höflinge und 4000 Lakaien. Doch die großartigen Räume und Galerien eigneten sich nicht für den normalen menschlichen Gebrauch. Das Gebäude war praktisch nicht zu heizen, und sanitäre Einrichtungen waren so gut wie nicht vorhanden. Nach dem Tode Ludwigs XIV. errichtete sein Urenkel, Ludwig XV., noch einige Erweiterungsbauten, so den Petit Trianon, wohin Königin Mane Antoinette, die Gemahlin Ludwigs XVI., sich später besonders gern zurückzog. Ludwig XVI. fügte noch Wohngemächer für Mane Antoinette an; doch mit der Revolution von 1789 endeten Macht und Einfluss von Versailles. Nach der Revolution wurden die Möbel und andere Kostbarkeiten verkauft oder gestohlen, und das Schloss verfiel. Mitte des 19. Jahrhunderts wurden unter Louis Philippe mit finanzieller Hilfe der USA Restaurierungsarbeiten durchgeführt. Aus dem Versailler Schloss wurde ein Museum, gewidmet ,,dem Ruhm Frankreichs\".
3. Die Musik unter Ludwig XIV
Die Rolle der Musik am Hof von Versailles
Die Musik am Hof Ludwigs XV. nahm - wie bereits unter seinem Urgroßvater Ludwig XIV., dessen Nachfolger er war - eine entscheidende Stellung ein. Sie war nicht einfach nur Klangkulisse bei Festen und feierlichen Banketten, sondern sie diente einem ganz bestimmten Zweck, nämlich der Repräsentation und Darstellung des Königs.
Die Musik wurde also zu einem wichtigen Bestandteil am höfischen Zeremoniell - was eine Neuerung für die Rolle der Musik darstellte. Besonders Ludwig XIV., aber auch noch Ludwig XV., sahen in der Musik eine Möglichkeit der Machtrepräsentation. So zeichnete sich die Musik am französischen Hof durch die Qualität der Musiker aus, die sich in einem aufwendigen Vorspiel und Wettstreit gegen andere Bewerber qualifizieren und den König von ihrem Können überzeugen mussten. Der König selbst traf schließlich die Auswahl.
Aber auch in Bezug auf die Anzahl der Musiker hob sich der französische Hof von anderen großen Höfen seiner Zeit ab. So leistete sich Ludwig XIV. neben einem "Oboenkorps" (bestehend aus 12 Oboen), seinem "Stammensemble", den "24 violons du roi" (typisch dabei war, dass Ober- und Bassstimme ausgeschrieben und mit jeweils sechs Instrumenten stark besetzt war, während die drei Mittelstimmen von jeweils nur vier Musikern gespielt und auch nur angedeutet bzw. von den Gehilfen ausgeführt wurden) und seinem Eliteorchester, den "petits violons" (die 12 besten Violonisten aus seinem Stammensemble), noch eine Vielzahl anderer Musiker - darunter allein drei Organisten für die königliche Kapelle; denn auch die geistliche Musik spielte eine wichtige Rolle.
Neben dieser handfesten Machtrepräsentation durch die Qualität und Quantität der Musiker diente die Musik aber auch durch ihren besonderen Stil dazu, das absolutistische Herrscherverständnis des Sonnenkönigs und seines Nachfolgers auszudrücken.
So wurde die Position des Königs und sein Herrschaftsverständnis durch die unter Ludwig XIV. neu aufgekommenen königlichen Ballette dargestellt, in denen mythische Gestalten, Götter und Helden auftraten, als Symbole für den König und seine Machtstellung. Anfangs tanzte Ludwig XIV. noch selbst mit, um die Absicht, welche er damit verfolgte - beispielsweise sich als Sonne, als Mittelpunkt darzustellen, um den alles kreist und dem sich alles unterordnet - zu verdeutlichen.
Neben der weltlichen Musik, zu der diese königlichen Ballette gehören, spielte aber auch die geistliche Musik eine entscheidende Rolle, mit der ähnliche Ziele verfolgt wurden. Sie sollte dazu beitragen, das "Gottesgnadentum", das ein entscheidendes Element der absolutistischen Herrscher war, für jeden sichtbar und erfahrbar werden zu lassen.
So legte Ludwig XIV. unter anderem großen Wert darauf, dass in der Messe, die er täglich um 10.00 Uhr in der königlichen Kapelle besuchte, nie die gleichen Stücke erklangen, was zu einer regelrechten Massenproduktion von überwiegend dreistimmigen Chorälen, Motetten und Psalmen (ein oder zwei Sänger, begleitet von der Orgel oder dem Cembalo und einer Bassvioline, dem basso continuo) führte, wie es in dieser Zeit Mode war.
Jedoch kann man durchaus nicht von einem einzigen Musikgeschmack jener Zeit sprechen, sondern es entwickelte sich eine Vielzahl von unterschiedlichen Musikrichtungen, Musikstilen und Aufführungsarten.
Die Musik unter Ludwig XIV.- die wichtigsten Vertreter 1.1.Jean-Baptiste Lully (1632-1687)
1632 im Armenviertel von Florenz geboren, kam Jean-Baptiste Lully, alias Giovanni Battista Lulli, 1644 mit zwölf Jahren als Küchenjunge und Musikpage nach Paris, wo er im Hause einer Verwandten Ludwigs XIV. diente. Dadurch kam er schon sehr früh in Kontakt mit der Hofgesellschaft. Da er überaus begabt war und sehr gut die Gitarre und Violine spielte, qualifizierte er sich für das Orchester "Les 24 violons du roi" Ludwigs XIV., dessen Dirigent er bereits 1652 wurde. Jean-Baptiste Lully war aber nicht nur ein guter Musiker, sondern auch ein begabter Tänzer, was Ludwig XIV. besonders schätzte, da der Tanz eine große Leidenschaft von ihm war. Dadurch erlangte Lully auch einen starken Einfluss auf den Sonnenkönig. Dem Bedürfnis nach Tanz kam Lully sehr gerne nach und schrieb eine Vielzahl von Balletten, in denen der König und er häufig die Hauptrollen tanzten.
Diese zu Beginn traditionellen Ballette wurden immer reicher. Sie waren keine lose Abfolge von Tänzen mehr, sondern besaßen feste Handlungen mit Vor- und Zwischenspielen, Rezitationen, Gesang, Pantomimen und jeder Art von Tanz. Das königliche Ballett ("ballet du roi" oder "opéra ballet") war geschaffen. In ihm vermischte sich Sage und Wirklichkeit, denn die bevorzugten Themen wurden aus der Mythologie entlehnt, die dann für die besonderen Bedürfnisse Ludwigs XIV. nach Machtrepräsentation und Selbstverherrlichung verwendet wurden. Die wohl bekannteste "opéra ballet", mit der Ludwig XIV. auch seinen Ruf als Sonnenkönig begründete, war das 1653 aufgeführte allegorische "Ballet de la nuit", wo er die Rolle der Sonne übernahm, welche alle anderen Planeten umkreisen.
Im Jahre 1671 wurde die Opernakademie mit Vorsitz des Komponisten Robert Cambert von Ludwig XIV. offiziell eröffnet. Mit dem Vorsitz war auch gleichzeitig das königliche Privileg verbunden, Opern aufzuführen.
1.2Die Zeit der "comédie ballet" (Ballettkomödie) Mit zunehmendem Alter verlor Ludwig XIV. immer mehr das Interesse selbst zu tanzen, oder vielmehr am Tanz allgemein. Außerdem war diese subtile Form der Machtrepräsentation, wie sie das "ballet du roi" darstellte, auch nicht mehr nötig, da er mittlerweile seine Position als absolutistischer Herrscher gefestigt hatte.
In Zusammenarbeit mit dem Komödiendichter Jean-Baptiste Molière (1622-1673) entstand nun eine völlig neue musikalische Gattung, die "comédie ballet". Sie ist von der Form her eine Komödie, für das Theater geschrieben, also mit gesprochenem Text, aber auch mit Gesang und vor allem mit Balletteinlagen - eine Mischform also aus Musik, Tanz und Theater. Die beiden hatten mit dieser neuen Form der Unterhaltung einen großen Erfolg, sowohl beim König, als auch beim übrigen Publikum. Das wohl bekannteste Werk dieser Art ist "Le Bourgeois Gentilhomme" ("Der Bürger als Edelmann"), das am 14.10.1670 in Chambord uraufgeführt wurde.
1.3.Die Zeit der "opéra tragique" (Tragische Oper) Der um drei Jahre jüngere Philippe Quinault (1635-1688) wurde 1674 Lullys künstlerischer Adjutant und Textdichter. Mit ihm zusammen schuf er die "Tragédie lyrique", die große tragische französische Oper.
Ein Beispiel einer "opéra tragique" ist "Armide", mit ihrer markanten Ouvertüre, einem der Merkmale der genuin französischen Oper. Dabei ist interessant, wie Lully mittels des Orchesters den neuen Typus der französischen Oper darstellt. Das Orchester liefert Schilderungen, Ton- und Stimmungsmalereien, ob während der Ouvertüre, der Handlung oder den Vor- und Zwischenspielen, wie sie noch nie vorher zu hören waren.
Bis zu seinem Tode 1687 feierte Jean-Baptiste Lully zusammen mit Philippe Quinault mit der tragischen Oper große Erfolge.
Durch sein Können, aber auch durch seinen großen Einfluß beim König hatten seine Zeitgenossen wie Marc-Antoine Charpentier (1634-1704), André Campra (1660-1744) oder André Destouches (1672-1749) nur wenig Gelegenheit ihre Begabung und ihr Können unter Beweis zu stellen.
2. François Couperin (1668-1733) 2.1. Die Zeit der "musique sacrée" (Geistliche Musik) Nach dem Tode Jean-Baptiste Lullys 1687, der in seiner Position als Hofkomponist und Präsident der Opernakademie den nun unverwechselbaren Stil der französischen Oper definiert und geprägt hatte, trat ein starker Wandel ein im Musikgeschmack des Königs und damit des Hofes von Versailles.
Nachdem Ludwig XIV. kurz nach Lullys Tod längere Zeit ernsthaft krank war, lenkte seine vormalige Mätresse und nun zweite Frau, Madame de Maintenon, sein musikalisches Interesse auf die bedächtigere Kirchen- und Kammermusik. Die Zeit der rauschenden Feste, Bälle und Tänze war somit vorbei. Und es kam die Zeit des François Couperin "le Grant", wie er zu Lebzeiten schon genannt wurde.
Im Jahre 1693 veranstaltete Ludwig XIV. einen offiziellen Vorspielwettbewerb in Versailles, da einer seiner drei Organisten gestorben und die Stelle somit vakant war. Auch François Couperin stellte sich zusammen mit sieben anderen Mitbewerbern diesem Auswahlritual. Wie gewöhnlich ließ der König die Bewerber nach ihrem Vorspiel drei Tage im Ungewissen warten, bis er seine Entscheidung bekannt gab. Schließlich fiel die Wahl auf Couperin.
Entscheidend für die Auswahl Ludwigs XIV. mit seinem verhältnismäßig guten Musikverständnis und einer genauen Vorstellung von "seiner" Art von französischer Musik war nicht nur Couperins Vorspiel, sondern vielmehr überzeugte er den König durch seine Kompositionen, für die er zu diesem Zeitpunkt bereits bekannt war.
Couperins Amt war sehr vielschichtig: neben dem Organistenamt in Saint Gervais, das er immer noch inne hatte, war er nun für vier Monate pro Jahr der Organist des königlichen Orchesters und der königlichen Kapelle; außerdem wurde er Hofkomponist für sakrale Musik, was einen erheblichen Aufwand bedeutete. Ludwig XIV. wollte nämlich jedes Stück nur einmal bei den Festlichkeiten, den Konzerten und dem täglichen Zeremoniell in der Hof-Kapelle von Versailles hören.
Ludwig XIV. war sein ganzes Leben lang sehr gläubig und sah auch die Religion und die Kirche als das an, was sie für ihn war: ein wichtiger Pfeiler seiner Macht und deren Legitimation ("von Gottes Gnaden"). Dementsprechend pflegte er sie auch und eben nicht zuletzt in Form der Musik. Ein typisches Beispiel für die Kirchenmusik Couperins war seine "Messe (á l´usage ordinaire des paroisses pour les fêtes solemnelles)" und davon besonders das Offertorium.
2.2.Die Zeit der "musique de chambre" (Kammermusik) Seit 1714 ging François Couperin fast jeden Sonntag nach Versailles, da dort nachmittags die kleinen königlichen Kammerkonzerte stattfanden, bei denen seine "Concerts royaux" aufgeführt wurden. Zu diesem Anlass wurde natürlich nur mit einem kleinen Ensemble musiziert: Cembalo (das Couperin meistens selbst spielte), Violine, Bassviola, Oboe und Fagott. Diese kleinen Konzerte, die er ausschließlich für den König geschrieben hatte, besaßen eine sehr unterhaltende und graziös-charmante Art, die vom greisen, mittlerweile 89-jährigen Ludwig XIV. sehr geschätzt wurden.
Bereits ein Jahr später starb Ludwig XIV.
4. Kleidung am französischen Hof
Von Ludwig XIV. eingeführt, spielte die höfische Kleidung, insbesondere die Galakleidung, eine zentrale Rolle innerhalb des höfischen Zeremoniells, das auch das Tragen bestimmter Kleidung je nach Rang der jeweiligen Personen festlegte. Getragen wurde die grande parure zu Zeremonien, Hochzeiten, Taufen und anderen großen Festivitäten am Hof und war dementsprechend aufwendig und unbequem. Oft dauerte es mehrere Stunden, bis man angekleidet war. Nichtsdestoweniger war diese Prozedur sehr wichtig für die höheren Gesellschaften, da das Auftreten in Versailles über Erfolg und Misserfolg einer Person entschied. So musste einerseits das \"richtige\" Kleid zum richtigen Zeitpunkt ausgewählt, andererseits der persönliche Reichtum und Luxus dargestellt werden.
Wurde eine Person neu am Hofe eingeführt, legte eine dreitägige Zeremonie fest, was man zu tragen hatte. Dazu benötigte man mindestens zwei Kostüme: eines, um sich am ersten Tag dem König vorzustellen und am zweiten der königlichen Familie, und ein zweites für den dritten Tag, an dem man an der Jagd teilnahm. Dabei trugen die Männer ein graues Justaucorps, eine dunkelrote Hose und eine dunkelrote Weste sowie Reitstiefel und einen Dreispitz. Die Damen trugen bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal das dreiteilige grand habit, das aus einem schweren Mieder mit Walgräten, einem weiten Reifrock in ovaler Form sowie einer Schleppe bestand, deren Länge vom Rang der Trägerin abhing. Dazu präsentierte man gern den gesamten Familienschmuck. Die Ärmel und das Mieder waren mit mehreren Schichten aus Borten, Manschetten, Spitzen und Schleifen ausgeschmückt. Zum Auftreten am Hof gehörte es, den Raum des Königs rückwärts mit Knicks und Verbeugungen zu verlassen - mit einem derartig schweren Gewand erscheint dies undenkbar. Daher übten Tanzmeister mit den Damen die richtige Haltung und Bewegung im grand habit ein.
Die Männer und Frauen, die den König umgaben, mussten viel Geld für ihre Garderobe aufwenden, wobei sie sich mitunter hoch verschuldeten. Dies lag an dem teuren Aufputz, der ständig erneuert werden musste und neben der Gestaltung und Musterung eine gewichtige Rolle spielte, da er zum einen auf die Persönlichkeit, zum anderen auf den Reichtum der Trägerin beziehungsweise des Trägers schließen lassen konnte. Häufig war sogar das Zubehör eines Kostüms das teuerste daran. Unter Aufputz versteht man Blumen, Schleifen, Bänder, Federn, Borten, Spitzen, Rüschen, Schleifen, Girlanden oder Quasten, die zum Beispiel unterhalb des Decolletés, an der Taille oder an den Ärmeln getragen und als Ausdrucksmittel benutzt wurden.
Für den Aufputz waren nicht die Schneider zuständig, sondern die sogenannten Putzmacherinnen - marchandes de modes -, die dadurch sehr stark die jeweilige Mode beeinflussten, so zum Beispiel Rose Bertin, die für Marie-Antoinette arbeitete, oder Madame Eloffe.
Der Pelz war schon seit längerem ein wichtiger Bestandteil der Hofkleidung und diente dazu, die mangelnde Hygiene zu überdecken und Flöhe abzufangen. Schmuck trug man am Körper, auf Knöpfen, auf Uhren und Miniaturen. Der beliebteste Schmuck der Rokokozeit waren Perlen als Symbol der Liebe und Treue. Viele trugen sogar imitierte Perlen aus Wachs. Die Accessoires, das Zubehör, bildeten einen wichtigen Bestandteil der Mode: sie konnten den gesamten Körper verändern, waren nicht nur praktisch und notwendig, sondern besaßen zudem hohe symbolische oder politische Bedeutung. Sie verdeutlichen außerdem den Lebensstil, die sozialen und ökonomischen Verhältnisse der Epoche.
Der Fächer Der Fächer besaß ursprünglich eine praktische Bedeutung - um sich Luft zuzuwedeln oder Mücken zu vertreiben - und wurde als Symbol des Lebens betrachtet. Im Laufe der Zeit entwickelte er sich zum Standes- oder Hoheitszeichen, der meist hochrangigen Männern zustand, aber auch schon früh ein Utensil der Damen bildete.
Gerade am französischen Hof bildete der Fächer ein unerlässliches Mittel der Koketterie und stand in enger Verbindung mit Erotik. Eine eigene Sprache des Fächers, die durch besondere Bewegung und Haltung ausgedrückt werden konnte, wurde in Tanzschulen vermittelt. Der Fächer diente auch dazu, das Gesicht bei Erröten zu verstecken und seine Emotionen zu verbergen. Am Hofe war es zudem üblich, der Königin etwas auf dem offenen Fächer darzureichen, obgleich man sonst in ihrer Anwesenheit den Fächer nicht aufklappen durfte.
Die Fächer waren meist sehr aufwendig ausgeschmückt und bestanden aus unterschiedlichem Material: Elfenbein, Perlmutt, bemalte Seide oder Papier, Lack. Verziert wurden sie häufig mit Chinoiserien, Blumen, mythologischen und biblischen Motiven, Genrebildern mit ländlichen Idyllen und Schäferszenen; während der Französischen Revolution mit zahlreichen aktuellen politischen Ereignissen und Symbolen.
Der Knopf Der Knopf war ein wichtiges schmückendes Beiwerk, das aus unterschiedlichem Material - Stein, Knochen, Holz, Metall, Kork, Bambus,Muschel, Glas, Porzellan, Schildpatt, Emaille - hergestellt wurde. Er galt als Statussymbol und besaß kultische Bedeutung. Auch die Knöpfe unterlagen den Kleiderordnungen: Gold- und Silberknöpfe zum Beispiel waren den unteren Schichten verboten
Der Schirm Der Schirm war weniger ein praktischer Gegenstand als ein Symbol der Macht und Würde einerseits, des Schutzes andererseits. Der Schirm war ein Standeszeichen, den häufig ein Dienstbote über seinen Herrn hielt. Damen benutzten in erster Linie Sonnenschirme, um ihre helle Haut zu bewahren, die als besonders vornehm galt.
Schuhe und Strümpfe Die Fußbekleidung bildet einen grundlegenden Bestandteil der Kleidung, die Epoche und Kultur sowie gesellschaftliche Veränderungen wiederspiegelt. Abgesehen von ihrem praktischen Zweck waren Schuhe ein Standeszeichen und galten als ausgesprochen erotisch. Voraussetzung war allerdings ein möglichst kleiner Fuß. Ein Absatz verstärkte die erotische Wirkung. Alle Absätze trugen, wobei diejenigen der Herren flacher waren als die der Damen. Absätze waren ursprünglich aus einem praktischen Zweck heraus entstanden: wenn man sich beim Reiten aufstellte, verhinderte ein Absatz, dass man aus den Steigbügeln rutschte. Überdies trugen Absätze zu einer veränderten Gangart bei: man lief aufrechter, würdiger und stolzer.
Damenschuhe wurden aus Leinen oder Seide hergestellt und mit Schleifen und Bändern aus Seide, Brokat, Samt oder Spitze ausgeschmückt. Auch die Strümpfe - aus Baumwolle, Seide oder Leinen - besaßen unterschiedliche Farben und Musterungen und waren häufig mit Sprüchen und Edelsteinen bestickt, wobei sich eine regelrechte Strumpfsprache ausbildete, die den Verzierungen unterschiedliche Bedeutungen zuwies.
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