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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Eduard bernstein (1850-1932)



Eduard Bernstein ist deshalb fr unseren Zweck interessant, da er die beiden Grotheo¬rien, um die es hier geht, explizit zusammenbringt: Sozialismus hlt er fr organisierten Liberalismus. Ausgangspunkt dabei ist das Ziel nach gleicher Freiheit fr alle Menschen, welche nur erreicht werden kann, wenn sie durch Organisation in Wirtschaft und Gesell¬schaft gesichert ist. Individuelle Freiheit ist das unberbietbare Ziel des Sozialismus. Die¬ses ist nicht mit Laisser-faire zu erreichen, sondern mittels bewuter Organisation, gemein¬schaftlicher Entscheidung und mit sozialer Verantwortung.(Vgl. Meyer, 1991a, S.213 und Meyer, 1991b, S.56f.) Dabei geht es Bernstein nicht darum, die gesamte Wirtschaft zu verstaatlichen. Ziel ist ihm die Selbstbestimmung der Arbeiter.(Vgl. Meyer, 1991a, S.210) Es bedarf der gleichberechtigten Teilhabe an allen Entscheidungen. Sie stellt eine Voraus¬setzung fr eine Freiheit aller da. Fr Bernstein ist Demokratie der hchstmgliche Grad von Freiheit fr alle; er sieht in der Demokratisierung eine Form der Verwirklichung des Sozialismus.(Siehe Kleger, 1994, S.113) Bernstein steht fr eine soziale Emanzipation der Arbeiterschaft ein.(Ebd. S.114) Die Arbeiter brauchen eine \"Schule der Selbsterfahrung\" (zu Erlangen durch parittische Mitbestimmung in den wirtschaftlichen und sozialen Be¬reichen sowie selbstorganisierten Genossenschaftswesen), um die dem Kapital entrissenen Hoheitsrechte auch wirklich ausben zu knnen.(Vgl. Meyer, 1991a, S.214)

Kennzeichend fr Bernstein ist, da er nicht mehr wie Marx davon ausgeht, da der Kapitalismus zusammenbricht und an seiner statt der Sozialismus sofort zur Entfaltung kommt. Nachzuweisen war dagegen eine wachsende Marktkontrolle und ein wachsendes Einkommen der Arbeiter, was mithin die Verelendungstheorie negierte. Er erkannte, da eine Revolution ungeeigenet ist, politische Demokratie zu installieren.(Vgl. Meyer, 1991a, S.209f.) \"An die Stelle dieser Zuspitzungen, Automatismen und Vereinfachungen tritt die Leitidee eines gradualistischen Reformprozesses\"(Kleger, 1994, S.118). Dabei stellt der Sozialdemokrat auf die Lernfhigkeit der Menschen ab. Im Gegensatz zu Engels und Marx ist bei ihm nicht der Weg wissenschaftlich \"fundiert\" und begrndet vorgegeben. Es geht nicht um Umsturz, sondern um schrittweise reflektierte Transformation. Dabei sind Menschenrechtsgarantie und Pluralismus \"zugleich Ziel des Sozialismus und unabdingba¬rer Rahmen fr den Fortgang der gesellschaftlichen Reform.\"(Meyer, 1991b, S.58)

 
 

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