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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Grammatik nach dem zweiten weltkrieg bis zum anfang der 70er jahre: der traditionelle grammatikunterricht



Nach dem zweiten Weltkrieg kam es zum einen zu einem fachdidaktischen Neubeginn im Deutsch- und Grammatikunterricht, zum anderen gab es eine Rückbesinnung auf die didaktischen Modelle der 20er Jahre. Sprache wurde nun definiert als "ein System von klanggetragenen Zeichen, die sich gegenseitig bestimmen und begrenzen und mit deren Hilfe die Menschen sich verständigen, durch die sie vital und geistig aufeinander wirken können." (Erlinger 1988, S. 11). Somit ist die Sprache ein zentrales Stück des menschlichen Verhaltens und Handelns, sie schafft den Kontakt sowie das Verstehen zwischen den Menschen durch den Aufbau eines überpersönlichen, vitalen und geistigen Ordnungssystems und begründet somit eine gemeinsame seelisch-geistige Welt.
Der Unterricht über die deutsche Sprache wurde ersetzt durch einen Unterricht zur muttersprachlichen Erziehung. Die Konzeption dazu stammt von Leo Weisgerber. Sein didaktischer Ansatz umfaßte "4 Hauptwege": sprachliches Wachsen, Können, Wissen und Wollen. Damit sollte der Schüler zum eigenverantwortlichen Handeln im Bereich der Sprache erzogen werden. Dabei steht das sprachliche Wissen im Vordergrund, durch das sprachliche Wissen wird dann ein Einfluß auf das sprachliche Wachsen, Können und Wollen ausgeübt.
Die Volksschule ist hierbei die Muttersprachschule. Hier wird die Sprachkraft sowie das Sprachgefühl und das Sprachverständnis des Kindes entfaltet. Sie öffnet ihm den Zugang zu der in Sprache und Dichtung geformten Geistes- und Gemütswelt und befähigt es, am geistigen Leben des Volkes teilzunehmen. In den höheren Schulen kommt es dann mehr auf inhaltliche Erscheinungen an, welche dem Besprechen der Einzelerscheinungen vorausgeht.
Sprache steht im Dienst der Persönlichkeitsbildung. Somit ist Sprachbildung auch Menschenbildung, der Sprachunterricht eine ethische Aufgabe des Deutschlehrers.

Ein weiterer Vertreter dieses didaktischen Konzeptes ist Robert Ulshöfer. Für ihn sit die Sprache eine geistige Zwischenwelt, die der Geist zwischen sich und die Gegenstände setzt. Er meint, man solle im "geistweckenden Charakter unserer Sprache das geistige Grundprinzip unseres menschlichen Daseins sehen". (Erlinger 1988, S. 20) "Vor dem sprachunmündigen Menschen liegt die objektive Welt verhüllt", d.h. der Weg zur Sprachmündigkeit führt nur über die Aufdeckung sprachlicher Ordnungen.
Die Aufgaben des Deutschunterrichts sind daher: den jungen Menschen in seiner Muttersprache zu bilden, ihn in die Welt einzuführen, ihn Anleitungen zu verständigem und sachgemäßem Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben sowie ihm Einblick in die Kräfte und Leistungen der deutschen Sprache zu geben. Somit sind die Aufgaben des deutschen Sprachunterrichts Grammatik und Wortkunde.

Erika Essen sieht den Sinn des Deutschunterrichts in der Kräftigung und Bildung des sprechenden Menschen durch seine Sprache. Der Deutschlehrer soll dem jungen Menschen Selbstverwirklichung und Weltbewältigung durch Sprachbildung ermöglichen. Die Punkte, auf die es dabei ankommt, sind:
. Menschliche Lebenszusammenhänge bilden sich als Gesprächsgeflechte, sie bewirken stetige Verbindung;
. alle Kräfte wirken im Gleichmaß harmonisch zusammen;
. Interessengegensätze sind ausgleichbar;
. provoziert wird die Vorstellung eines stetigen Wechsels von Spannung und Lösung;
. das im Gespräch Richtige wird hypostasiert zum ethisch "Rechten";
. jeder einzelne hat in sich die Grundvorstellung der rechten Proportionen von der Welt;
. letztlich sind Interessengegensätze vordergründig vor der Perspektive ausgleichender Beziehungen aller zueinander.
Ihr Ziel ist die geistige Durchdringung, Klärung und Ordnung des sprachlichen Verhaltens. Dabei steht im Zentrum der Betrachtung der Satz als Spannungseinheit von Inhalt und Form. Gleichzeitig aber warnt sie davor, gleich nach Satzgliedern oder Wortarten zu fragen, sondern versucht, den Satz bzw. das Satzgefüge in Satzfiguren darzustellen:

einfacher Hauptsatz

der übergeordneten Aussage eingefügt oder nachgestellter Nebensatz

der übergeordneten Aussage vorangestellter Nebensatz

Zuletzt möchte ich noch auf Hermann Helmers, einen weiteren Vertreter des traditionellen Grammatikunterrichts, hinweisen. Für ihn war die gesellschaftliche Kommunikation der Ansatzpunkt. Er unterschied zwischen der funktionalen Sprachlehre, d.h. der Orientierung an der laufenden, sinnbezogenen, aktuellen Sprache, und der formalen Sprachlehre, d.h. daß nur die grammatische Form gilt und das Funktionieren der Sprache unwesentlich ist. Eine elementare Schulgrammatik sollte für ihn
. ökonomisch sein, d.h. mit einem Minimum an grammatischen Wissen ein Maximum an sprachlichen Strukturen erzielen
. konsequent sein, d.h. die einzelnen Teile sollen sich nicht widersprechen
. eindeutig sein, d.h. Fachbegriffe sollen unerwünschte Assoziationen nicht zulassen
. international sein, d.h. das System sollte auf andere europäisch-amerikanische Sprachen angewendet werden können
. wissenschaftlichen Ansprüchen standhalten können

 
 

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