Mit der Besiedelung der nördlichen Ostküste entstanden auch neue Wirtschaftszweige in den englischen Kolonien: Fischerei, Schiffsbau und der Handel wurden ihre Stützpfeiler. An den Küsten entstanden neue Großstädte, wie Boston, Neu Amsterdam oder Philadelphia, die mittlerweile auch von anderen Nationalitäten, etwa Holländern, Deutschen und Iren besiedelt oder gegründet waren und die mit ihren Häfen zur Versorgungsader des jungen Landes wurden. Man erklärte Leben, Freiheit und streben nach Glück zu seinen obersten Grundsätzen, wovon aber in den meisten Fällen Indianer, Andersgläubige und Müßiggänger ausgenommen und vertrieben wurden. Durch eine große Anzahl von eigenständigen Betrieben aus dem Handwerk oder Handel, ergab sich eine relativ ausgewogene Bevölkerungsschicht aus reichen Kaufleuten, breitem Mittelstand und einfachen Arbeitern. Wirkliche Armut war zu dieser Zeit eher eine Ausnahme, da es auch den neu eintreffenden Einwanderern, aufgrund des Mangels an Arbeitskräften und des noch dünn besiedelten Landes, möglich war, rasch die ersten Sprossen der Wohlstands-leiter zu erklimmen.
Waren die ersten Jahrzehnte noch von einer weitgehend wirtschaftlichen Autonomie geprägt, wurden die Eingriffe der englischen Machthaber in der Mitte des 18. Jahrhunderts zu einem ernsten Problem für die koloniale Wirtschaft. Da sich die Staatsverschuldung in England, durch Kriegskosten oder Misswirtschaft, auf dem Höhepunkt befand, entschloß sich das Parlament die Steuern und Einfuhrzölle in den amerikanischen Kolonien zu erhöhen. Ein weiteres Problem stellten die Handelsvorschriften aus England dar, die den Handel oder die Herstellung bestimmter Güter verboten, was zur Folge hatte, daß die Kolonien mehr Waren importierten als sie exportierten, da auch der Wirtschaftsverkehr mit anderen Staaten vielfach verboten war. Da man jedoch nicht gewillt war sich gute Geschäfte entgehen zu lassen, erreichte der Schmuggel (indem der Großteil der amerikanische Kaufleute kein Unrecht sah) seinen Höhepunkt. An der Amerikanisch - Kanadischen Grenze entwickelte sich ein reger, illegaler Güterverkehr, bei dem die Holländer die begehrtesten Handelspartner waren.
Der Süden hingegen glich in seiner Struktur stark dem des englischen Mutterlandes. Einige wenige Plantagenbesitzer mit riesigen Besitztümern, herrschten wie Landgrafen über ein Heer von Tagelöhnern, die zum Teil jahrelange Fronarbeit ausführen mussten, um die von ihren Herren bezahlte Schiffspassage in die Kolonien abzuarbeiten. Die Indentured servants, wie sie genannt wurden, machten in den mittleren und südlichen Kolonien zeitweise bis zu 50% der Immigranten aus. Einige Tausend von ihnen waren Sträflinge aus englischen Gefängnissen, die dadurch die Chance bekamen, nach dem Abarbeiten ihrer Strafe ein neues Leben zu beginnen. Trotz dieser Vorgehensweise, Menschen aus ärmlichen Verhältnissen mit falschen Versprechungen in die Kolonien zu locken, herrschte ein ständiger Mangel an Arbeitskräften, so dass man, anfangs über holländische Händler, Negersklaven importierte, um auf den mehreren hundert Hektar großen Plantagen Tabak, Reis und Baumwolle anzubauen.
Aufgrund des enormen Export des begehrten Tabaks und des Einsatzes von billigen Arbeitskräften, entwickelte sich der Süden schnell zu der wirtschaftlich stärksten Region in den Kolonien. Aber erst der Einsatz von Negersklaven, der in dieser Form nicht dem englischen Recht entsprach und von den englischen Karibikinseln übernommen wurde, machte diesen enormen wirtschaftlichen Aufschwung möglich. Die erste Generation von verschleppten Negersklaven wurde nur zeitlich befristet zu Arbeiten gezwungen und waren nach Ablauf dieser Frist freie Bürger. Diese Regelung ließ man jedoch aus ökonomischen Gründen fallen und in den Folgezeiten konnte man auf ihren teuren Einkauf verzichten, da die nachfolgenden Generationen ebenfalls versklavt wurden, so dass in South-Carolina der Anteil der Schwarzen an der Bevölkerung bis zu 60% betrug. In den Augen der weißen Bevölkerung war der Schwarze ein Wesen, das seine Erfüllung darin fand, sich zu unterwerfen und seinem Herren zu dienen. Der Sklave galt als Eigentum seines
Besitzers: er besaß keinerlei Rechte oder Mitspracherecht und auch das Erlernen von Lesen und Schreiben war ihm verboten. Bemerkenswert ist auch, dass in allen Menschenrechtserklärungen vor oder auch unmittelbar nach der Amerikanischen Unabhängigkeit die Negersklaven keine Erwähnung fanden. Selbst solche historischen Größen und Verfechter der Demokratie und Freiheit, wie Thomas Jefferson oder George Washington, besaßen Sklaven für ihre Ländereien und hatten bis zuletzt ein ambivalentes Verhältnis zur Sklaverei.
Während der Süden in der Wirtschaft führend war, besaß der Norden nicht zuletzt auch wegen seiner stark religiösen Mentalität die moderneren Sozialstrukturen. Der Sklaven-
handel war verboten, das politische Mitspracherecht der unteren Bevölkerungsschichten war ausgeprägter und man besaß schon eine Schulpflicht. In Massachusetts veranlasste ein Gesetz das Dörfer mit 50 oder mehr Familien eine Schule zu unterhalten hatten. In Pennsylvania gar wurde Eltern eine Gefängnisstrafe angedroht, wenn sie ihren Kindern nicht den Schulbesuch ermöglichten. Die ersten Universitäten auf amerikanischem Boden entstanden in Neu-England und die hohe Allgemeinbildung hatte einen nicht unerheblichen Anteil daran, dass der Funke der Revolution in den nördlichen Kolonien entsprang.
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