Am 28. November wurde Mecklenburg zum besetzten Land Napoleons erklärt. Für Mecklenburg begann eine
Leidenszeit. Das Volk aber zerbrach nicht unter diesem Druck. Die Mecklenburger wurden sich mehr und mehr
ihrer Kraft bewusst. Ein Nationalgefühl entwickelte sich. Mit Unterstützung der russischen Waffenbrüder wurde
1813 das Joch der fremden Unterdrücker beseitigt.
Friedland lag an einer der Heeresstraßen Napoleons und hatte besonders unter der Besetzung durch Truppen
zu leiden.
Am 31. Oktober 1806 rückte Marshall Murat mit seinen Truppen in Friedland ein. Es wurde geplündert, die
Pferde weggetrieben und die Einwohner misshandelt. Die Not durch diese Einquartierung war groß.
Die Kontinentalsperre im August 1810 wurde durch Napoleon nochmals verschärft. Sie brachte für Mecklenburg
große wirtschaftliche Not, da es zum größten Teil vom Handel mit England lebte.
Ende 1812 siegten russische Truppen über die Armee Napoleons. Sie wurden in den Städten als Befreier
empfangen. Jetzt schlossen sich auch die mecklenburgischen Fürsten dem Freiheitskampf an und riefen zum
Kampf gegen Napoleon auf.
Mit Begeisterung zogen junge Mecklenburger zu den Sammelplätzen und meldeten sich als Freiwillige.
Mecklenburg - Strelitz wollte ein Husarenregiment aufstellen. Friedland rüstete dreißig Husaren mit Waffen aus.
Was aber taten die, die nichts mehr zu geben hatten?
Fredericke Krüger, geb. am 4. Oktober 1789, Tochter eines armen Ackerbauer, erzählte in ihrer
Lebensbeschreibung:\" Während dieser Zeit war es, als unser gesamtes Deutsches Vaterland durch den Einfall
des benachbarten Franzosenvolks tief unter dem Joche erseufzste, dass deren gewaltiger Herrscher uns
auferlegte. Tief fühlte gewiss jedes deutsche Herz, ob Preuße oder Mecklenburger, die Schmach, die dem
Volke widerfahren war. In dieser Zeit war es auch, wo ein tiefer Franzosenhass in meiner Seele Wurzel fasste,
da ich nicht nur allein Augenzeuge der Bedrücken und Schändlichkeiten war, die sie als Sieger über die
unglücklichen Besiegten ausübten, sondern auch Gelegenheit hatte, auch in meinem elterlichen Hause zu
Friedland ihre fürchterliche Habsucht und Tyranney kennenzulernen, mit der sie, oft aus reinem Mutwillen,die
friedlichen Bürger quälten. Endlich reifte die Saat, die jene selbst ausgesäet hatten; endlich kam die Zeit der
Rache. . . .
Frauen opferten ihren Schmuck, Fredericke Krüger besaß keinen Schmuck, wollte aber trotzdem helfen. Sie
fasste den Entschluss, sich als Frau zu verleugnen und in die Truppen des Landes einzutreten. Ein besonders
ungewöhnlicher Entschluss in der damaligen Zeit, als Soldat den Kampf gegen die Unterdrückung aufzunehmen.
Es lässt sich nur anhand der damalige Begeisterung und der eigenen Erlebnisse erklären.
Fredericke Krüger hielt sich zu dieser Zeit in Anklamm auf, wo sie in einer Schneiderei lernte. Hier nähte sie sich
ihre Uniform, schnitt sich ihre Haare ab und meldete sich im Vorwerk Glasewitz zum Eintritt in das Heer.
Nach einer sechswöchigen Ausbildung wurde sie vom Kommandeur erkannt und nach Kolberg geschickt. Dort
wurde ihr erklärt, dass ihr Bleiben als Soldat unzulässig sei.
Trotzdem gelang es ihr, ihren Willen durchzusetzen. Sie blieb beim Regiment und nahm an allen Kämpfen des
Colberg'schen Regiments teil. Besonders tat sich Fredericke Krüger in der Schlacht bei Dennewitz am 6.
September 1813 hervor. Mit wenigen Freiwilligen stürmte sie eine feindliche Kanone. Bei diesem Angriff wurde
sie an der Schulter verwundet, trotzdem blieb sie bei der Kompanie, bis sie, durch einen weiteren Prellschuss
am Fuß getroffen wurde und niedersank. Schon auf dem Schlachtfeld ernannte sie der Bataillonskommandeur
zum Unteroffizier. Nach ihrer Genesung kehrte sie zum Regiment zurück und wurde mit dem Eisernen Kreuz und
dem Russischen St. Georgsorden ausgezeichnet. Sie blieb beim Regiment bis zur Beendigung des Krieges.
Auch im Jahre 1815 nahm sie an einem Feldzug teil, an der Erstürmung der Festungen Soissons, Landrecy,
Maubeuge, Compiègne, Namurè, Philippeville usw.
Nach Beendigung des Krieges bat Fredericke Krüger um ihre Entlassung. Voller Ehren wurde sie von ihrem
Regiment Richtung Deutschland in Marsch gesetzt. Noch in Uniform besuchte sie ihre Heimatstadt Friedland.
Auf dem Ordnungsfest lernte sie ihren späteren Mann kennen. Es war für ganz Potsdam eine Sensation, als am
5. März zwei Unteroffiziere unter Anwesenheit des preußischen Königs in der Garnisonkirche getraut wurden,
der stattliche Gardeunteroffizier Karl Köhler in seiner kleidsamen Reiteruniform und die viel kleinere aber
kräftige Braut in einem einfachen schwarzseidenen Kleid. Beide geschmückt mit dem Eisernen Kreuz.
Als Mutter von vier Kindern starb Fredericke Krüger am 31. Mai 1848 in Templin.
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