5.1. Verdächtigte
Jemand hatte die deutsche Polizei angerufen und ihr mitgeteilt, im Haus Prinsengracht 263 seien Juden versteckt. Wer dieser Anrufer war, weiß man bis heute nicht. Diese Frage beschäftigt noch immer viele Menschen. Der Hauptverdächtigte war Willem van Maaren. Im Jahr 1948 kam es erstmals zu polizeilichen Ermittlungen. Vierzehn Jahre später erfolgte erneut ein Versuch. Beide Male blieben die Ermittlungen ohne Ergebnis. 1998 deutete Melissa Müller in ihrer Biographie Anne Franks an, die Putzfrau Lena Hartog könne den Verrat begangen haben. Zwei Jahre später hatte Carol Ann Lee in ihrer Biographie Otto Franks eine neue Theorie. Sie vertrat die Ansicht, Tony Ahlers, ein Bekannter Otto Franks, sei der Schuldige. Jedoch wer der wirkliche Verräter ist weiß man bis heute nicht da alle Verdächtigen gestorben sind.
5.3. Willem van Maaren
Die Frage, wer der Verräter gewesen war, beschäftigte Kleiman und die anderen Helfer nach dem Krieg zunehmend. Gleich nach Kriegsende schreibt Kleiman einen Brief an den POD (Politischer Fahndungsdienst). Der POD hatte die Aufgabe, nach Menschen zu fahnden, die mit der deutschen Besatzungsmacht zusammengearbeitet hatten. In dem Brief äußert Kleiman seinen Verdacht gegen van Maaren. Doch trotz des Briefes geschieht zwei Jahre lang nichts. Erst 1948 werden Ermittlungen aufgenommen. Es blieb alles ziemlich oberflächlich. Die Ermittlungen wurden abgeschlossen, weil kein Beweis erbracht werden konnte. Es sollte vierzehn Jahre dauern, bis ein neues Ermittlungsverfahren eingeleitet wurde. Die Ermittlungen im Jahr 1963 waren viel gründlicher als die im Jahr 1948. Wieder sprach alles für die Täterschaft Willem van Maaren. Einige neue Zeugen wurden vernommen, aber andere wichtige Zeugen waren inzwischen verstorben. Über van Maaren wurde nun viel mehr bekannt, unter anderem, dass er tatsächlich die Diebstähle begangen hatte, die man ihm zur Last legte. 1964 wurden die Ermittlungen ohne konkretes Ergebnis eingestellt. Willem van Maaren starb 1971.
5.2 Lena Hartog
1998 erschien das Buch "Das Mädchen Anne Frank - Die Biographie" von Melissa Müller. Die Autorin schreibt, der andere Lagerarbeiter, müsse mit Sicherheit auch gewusst haben, dass sich im Haus Juden versteckten, ebenso wie dessen Frau Lena Hartog. Diese arbeitete nicht nur als Putzfrau im Haus Prinsengracht 263. Als Lena Hartog 1948 vernommen wurde, sagte sie der Polizei nicht, dass sie in der Prinsengracht 263 gearbeitet hatte. Einer Aussage zufolge sagte Lena im Juli 1944 sie mache sich schreckliche Sorgen über die Sicherheit ihres Mannes, weil im Haus an der Prinsengracht Juden versteckt seien. Melissa Müller suggeriert in ihrem Buch, dass die Untergetauchten wahrscheinlich von Lena Hartog verraten worden seien. Aber auch dafür existiert kein einziger Beweis.
5.2 Tony Ahlers
Otto Frank und Tony Ahlers begegnen sich zum ersten Mal im April 1941, also bevor sich die Familie Frank im Hinterhaus versteckte. Otto Frank hatte während eines Treffens mit einem Bekannten seine Zweifel an einem deutschen Sieg geäußert. Dieser Bekannte denunzierte ihn danach in einem Brief an die Gestapo. Tony Ahlers, der in NSB- und SD-Kreisen verkehrte, fing den Brief ab und ließ sich von Otto Frank Schweigegeld zahlen. Carol Ann Lee zufolge blieb es nicht bei dieser einen Begegnung; sie schreibt: Tony Ahlers habe Otto Frank danach weiterhin erpresst. Ahlers behauptete nach dem Krieg, er habe über die Untergetauchten im Hinterhaus Bescheid gewusst. Carol Ann Lee vertritt deshalb die Ansicht, Tony Ahlers sei der Verräter gewesen.
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