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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

England- industrialisierung



Industrialisierung Klassische Nationalökonomie Die britischen Nationalökonomen Thomas Malthus, Stuart John Mill und David Ricardo leisteten bedeutende Beiträge zur britischen Volkswirtschaftslehre des 18. und 19. Jahrhunderts. John Stuart Mill Der britische Nationalökonom John Stuart Mill war einer der bedeutendsten Vertreter des Positivismus. Mit seinem Hauptwerk Grundsätze der politischen Ökonomie leistete er einen wichtigen Beitrag zur britischen Volkswirtschaftslehre des 19. Ende des 18.

     Jahrhunderts hatte in Großbritannien die industrielle Revolution begonnen. Die Voraussetzungen dafür waren vielschichtig, angefangen bei einer effektiven Landwirtschaft, die Arbeitskräfte für die industrielle Produktion freigab. Schon vor Beginn der Industrialisierung hatten sich regionale Schwerpunkte der Produktion gebildet und ein funktionierender Markt entwickelt. Durch den Ausschluss der Nonkonformisten von politischen Ämtern (Test Act, 1673) existierte außerdem eine gehobene, auf das Erwerbsleben verwiesene Schicht, die eine auf nüchternem Gewinnstreben basierende Arbeitsauffassung entwickelte. Die theoretische Begründung von Kapitalismus (Adam Smith) und klassischer Nationalökonomie (David Ricardo, Thomas Malthus, John Stuart Mill) erfolgte in Großbritannien, ebenso kamen wichtige Erfindungen aus Großbritannien, so die Dampfmaschine (Thomas Newcomen, James Watt, 1769) und der mechanische Webstuhl (Edmund Cartwright) Großbritannien hatte somit eine günstige Ausgangsposition für die Industrialisierung und spielte lange Zeit eine beherrschende Rolle auf dem Weltmarkt. Die britische Kohlefördermenge übertraf im Jahr 1800 die kontinentaleuropäische um das Fünffache und stieg im Verlauf des 19.

     Jahrhunderts noch rasant an. Das Eisenbahnnetz, 1830 mit der Strecke Stockton-Darlington begonnen, umfasste 1850 10 600 Kilometer und wurde in der Folgezeit auf mehr als das Doppelte ausgebaut. Das Telegraphensystem ermöglichte eine schnelle Nachrichtenübermittlung. Henry Bessemer entwickelte 1856 eine neue Methode der Stahlerzeugung, die den Herstellungspreis von Stahl sinken ließ, und in den sechziger Jahren setzte ein Boom im Dampfschiffbau ein. Der Gesamtwert britischer Exporte verdreifachte sich, und die Kapitaleinlagen in Übersee stiegen auf das Vierfache ihres bisherigen Umfangs. Erst die "große Depression" von 1873 leitete, zunächst bei weiterer Expansion und wachsender Kaufkraft für die Mehrheit der Briten, den Verlust der beherrschenden Stellung ein.

     Absatzschwierigkeiten in den wichtigen Bereichen Baumwolle und Bergbau sowie starke Konkurrenz besonders aus den USA und dem Deutschen Reich trugen zu Preisverfall und sinkenden Profiten bei. In der Stahlproduktion (u. a.) überholten beide Staaten Großbritannien, das jedoch weiterhin im Schiffbau, im Transport- und im Finanzwesen weltweit führend blieb. Der britische Anteil am Welthandel mit Fertigprodukten, der 1880 noch 41 Prozent betrug, sank bis zum 1. Weltkrieg auf unter 30 Prozent.

     7.2.2.2 Die Arbeiterbewegung Trotz der Erfolgsgeschichte der industriellen Revolution waren die negativen Folgen dieser Zeit ebenso prägend. Zum einen verloren viele in handwerklicher Produktion Tätige durch die mechanisierte Produktion ihre Arbeit, andererseits waren die Arbeitsbedingungen in den Fabriken zumeist denkbar schlecht. Proteste gegen die fortschreitende Mechanisierung wie die Ludditen-Unruhen in der Frühphase der industriellen Revolution blieben aber die Ausnahme.

     Dagegen verlagerten sich von außerparlamentarischen Bewegungen initiierte Petitionen und Massenkundgebungen für mehr Volkssouveränität in dieser Zeit in die neuen Industrieregionen. 1819 wurde z. B. eine solche Kundgebung mit etwa 60 000 Teilnehmern auf dem St. Peter Field in Manchester blutig niedergeschlagen ("Peterloo"). Die sinkende Bedeutung agrarischer Betriebe gegenüber industrieller Produktion sorgte für ein Abwandern der Bevölkerung in die Städte.

     In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerung in der Industriestadt Liverpool um über das Vierfache, in Birmingham und Manchester verdreifachte sich die Einwohnerzahl. Dies führte einerseits zur Verelendung großer Teile der Arbeiterschaft, festigte andererseits aber auch den Zusammenhalt dieser Schicht. Obwohl schon 1807 fast 30 Prozent der englischen Familien sich durch die Arbeit in Fabriken und Bergwerken ernährte, gab es zunächst im Gegensatz zu Frankreich und Deutschland keine klassenkämpferische Arbeiterbewegung. Seit 1824 durften sich in Großbritannien Arbeiter zu Interessenvertretungen zusammenschließen, aus denen später die Gewerkschaften hervorgingen. 1868 wurde der Gewerkschafts-Dachverband Trades Union Congress gegründet, der ebenso wie seine Mitglieder einen Reformkurs vertrat.

     Die Revolutionswelle des Jahres 1848 (siehe Revolutionen 1848/49) erfasste das Vereinigte Königreich nicht, nicht zuletzt weil Liberale und Konservative als Antwort auf die soziale Frage ihre politischen Programme auch Positionen der Arbeiterschaft öffneten. Unternehmer wie Robert Owen, der als Mitbegründer der Idee der Kooperativen für seine Arbeiter Plansiedlungen und Modellstädte entwarf, in denen gemeinschaftlich gearbeitet, gelernt und abgestimmt wurde (siehe Genossenschaftsbewegung), versuchten zur Verbesserung der Situation der Arbeiterklasse beizutragen. Gleichwohl kam es unter dem Einfluss des frühsozialistischen Chartismus 1839 zu Unruhen, die mit Gewalt unterdrückt wurden. Nachdem sich der Staat zunächst jeglicher Eingriffe in die Wirtschaft enthalten hatte, ging die Gestaltung der allgemeinen Arbeitsbedingungen nun auch in die Gesetzgebung ein: Gegen die Missstände in der Textilindustrie wurde 1833 das erste wirksame Fabrikgesetz (Factory Act) erlassen, das die Arbeitszeit von Kindern und Jugendlichen begrenzte, 1842 folgte mit dem Mines Act das Arbeitsverbot unter Tage für Frauen und Kinder, 1850 wurde der Zehnstundentag allgemein verbindlich. Im Bereich der Sozialpolitik war Großbritannien durch das Armengesetz von 1834 im europäischen Vergleich führend, obwohl das Elend vieler Armer dadurch kaum verringert wurde und das Gesetz eher den finanziellen Interessen der Mittelklasse entgegenkam. Die Krise in der Landwirtschaft, die in der zweiten Hälfte des 19.

     Jahrhunderts in Irland zu sozialen Unruhen führte, wirkte sich auch auf die Landwirtschaft Großbritanniens und den Wohlstand der Landbesitzer aus. Auf den Wirtschaftsboom der hochviktorianischen Zeit folgte eine Periode der Deflation, fallender Löhne und phasenweise weit verbreiteter Arbeitslosigkeit. Als Folge der "großen Depression" und des verlorenen Vertrauens der Arbeiter in die etablierten Parteien formierte sich die Arbeiterschaft gegen Ende des 19. Jahrhunderts stärker. In dieser Zeit entstanden die Marxist Social-Democratic Federation (1881), die Fabian Society (1883/84) und die Independent Labour Party (1893), die auf Betreiben des Trades Union Congress gemeinsam das Labour Representation Committee (1900) ins Leben riefen. Dieses benannte sich 1906 in Labour Party um, nachdem es im Jahr zuvor den Liberalen nach zwanzigjähriger Regierungsabstinenz zum Wahlsieg verholfen hatte.

     7.2.2.3 Der spätviktorianische Sozialstaat Herbert Henry Asquith Asquith war in seiner Zeit als Regierungschef von 1908 bis 1916 u. a. verantwortlich für einige damals sehr umstrittene Sozialgesetze Die liberalen Regierungen unter Henry Campbell-Bannerman (1905-1908) und Herbert Henry Asquith (1908-1916) legten die Fundamente des Wohlfahrtsstaates im Vereinigten Königreich.

     Hierzu gehörten die Einführung einer Altersrente (1908), die Schaffung staatlicher Behörden für Stellenvermittlung (1909), die Einführung einer Arbeitslosenversicherung (1911) und eines Beitragssystems für eine staatliche, den Großteil der Arbeiterschaft umfassende Krankenversicherung (1911) sowie die Einführung von Minimallöhnen für Minenarbeiter und andere Arbeitnehmer (1909, 1912). Das heftig umstrittene Programm eines "Volksbudgets" (people\'s budget, vorgelegt 1909) des Schatzkanzlers Lloyd George zielte darauf ab, durch Besteuerung der oberen Schichten soziale Reformen und die Wiederaufrüstung der Marine zu finanzieren. Die Blockade dieses Vorhabens im Oberhaus zog das Parlamentsgesetz (Parliament Act) von 1911 nach sich, das die politische Macht des Oberhauses auf ein nur noch aufschiebendes Vetorecht in der Gesetzgebung reduzierte.

 
 

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