Im antiken, besonders im römischen Naturverständnis, ist Natur insbesondere dann schön und vorteilhaft, wenn sie vom Menschen genutzt und kultiviert wurde. Zwar ist die Natur - neben den \"größeren\" Göttern des griech.-röm. Kanons - von unzähligen kleineren Göttern und Nymphen besiedelt, und es gibt auch religiöse Tabus, die den Eingriff in die Natur verhindern sollten, doch dennoch siegt meist ein auf menschlichen Nutzen kalkulierender Pragmatismus, der es durchaus versteht, die Götter dennoch zu besänftigen.
In der Römischen Welt, besonders im Kaiserreich, gilt die Bezwingung der Natur als Herausforderung, die Zurückdrängung natürlicher Ressourcen wie von Wäldern und Sümpfen wird als Sieg des Menschen über die Natur verstanden. Römische Straßen sowie römische Landparzellierung gehen dabei geradlinig und rechtwinklig vor - ein Sieg der Geometrie über die zu kultivierende Natur. Naturkatastrophen wie Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen, Hangrutsch etc. wurden meist übernatürlichen Phänomenen zugeschrieben, sei es Konkurrenz unter den Göttern, die Rache der Götter aufgrund Verfehlungen der Menschen oder der Kampf zwischen Göttern und Titanen.
Eine pointierte Wahrnehmung von der Endlichkeit der materiellen Güter, von einem Verlust der Lebensgrundlage, gab es in der Antike - wie auch bis weit in die Neuzeit hin - nicht. Anders als Flusskulturen wie Ägypten, die sich der Funktion des Nils als lebensspendendes Element inmitten der Wüste durchaus bewusst sein mussten, herrschte in Italien wie auch in Griechenland weitestgehender Überfluss vor. Ohne die Erfahrung der Endlichkeit natürlicher Ressourcen musste ein Umweltbewusstsein fehlen. Selbstverständlich können die von ihnen diagnostizierten Fehlentwicklungen mit den heutigen ökologischen Problemen nicht verglichen werden. Die antike Zivilisation hat zwar einige Umweltschäden zu verantworten, doch es fehlten ihnen die technischen Mittel um die Natur in großem Maße auszubeuten. (dies war damals allerdings auch die einzige wirkungsvolle Bremse).
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