Im ganzen Werk herrschte großer Unmut und Proteststimmung. Im Lauf des Vormittags trafen die ersten Nachrichten über die große Protestkundgebung der Steyrer Arbeiterschaft ein, die auf dem Hauptplatz mit 16.000 Teilnehmern stattfand.
Die Empörung der Arbeiter und Angestellten stieg von Stunde zu Stunde. Aus diesem Grund wurde von der Gewerkschaftsortsgruppe eine Vertrauensmännerversammlung einberufen. Die Vertrauensmänner brachten die große Empörung der Arbeiter zum Ausdruck. Sie sprachen ohne Unterschied der Partei eine klare Sprache: Ablehnung des Paktes! Nahezu einstimmig (drei Stimmenthaltungen) wurde der Beschluß gefaßt, um 14.30 Uhr die Arbeit niederzulegen und einen Protestmarsch zum Linzer Hauptplatz durchzuführen. Gleichzeitig wurde eine Delegation gewählt, die bei der oberösterreichischen Landesregierung die Empörung der Arbeiter und Angestellten deponieren sollte. (...)
Pünktlich um 15 Uhr begann der Marsch der 10.000 Arbeiter und Angestellten der VÖEST durch die Straßen der oberösterreichischen Landeshauptstadt. An der Spitze marschierten die Betriebsrats- und Gewerkschaftsobmänner aller Fraktionen. Der Protestmarsch wurde mit größter Disziplin durchgeführt. Er hinterließ bei jedem Teilnehmer den bleibenden Eindruck, daß die größte Stärke der Arbeiterschaft in der Einheit liegt. Fast alle größeren Betriebe in Linz schlossen sich mit Abordnungen an, und so versammelten sich auf dem Hauptplatz rund 20.000 Menschen.
Durch stürmische Protestkundgebungen unterbrochen, wurden die Berichte der Betriebsdelegationen vom Balkon des Linzer Rathauses angehört. Spontan kam die Entschlossenheit zum Ausdruck, den Kampf gegen den 4. Lohn- und Preispakt aufzunehmen und die Regierung aufzufordern, den Pakt zurückzuziehen. Die Versammlung wurde um 18 Uhr ohne Zwischenfälle geschlossen. Nach der Kundgebung am Hauptplatz begaben sich die Schichtarbeiter des Walzwerks in den Betrieb. Es wurde nicht gearbeitet, aber umso heftiger diskutiert. In den kontinuierlichen Betrieben (Hochofen, Kokerei) wurde gearbeitet. Die Arbeiterschaft zeigte ihre Stärke.
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