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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Die wohnsituation dieser menschen



Durch die hohen Mieten und die niedrigen Einkommen wurden die Wohnverhältnisse der Zuwanderer in Wien bestimmt. Die Zuwanderer waren damals von staatlichen Unterstützungen ausgeschlossen, dh. sie bekamen keine Mietvergünstigungen. Der Großteil der Wiener Bevölkerung wohnte zu Kaiser Franz Josephs Zeiten unter schlechten Bedingungen. Selbst für die kleinste Wohnung mußte man eine unglaublich hohe Miete zahlen. Besonders kinderreiche Familien hatten es sehr schwer eine Wohnung zu finden, da die Hausherren einen Mietzinsausfall, Lärm, eine verstärkte Abnützung der Wohnung etc.

     befürchteten. Es gab keine gezielte Benachteiligung der Zuwanderer, egal wo immer man herstammte, wenn man arm war, war es schwer eine Wohnung zu finden. Diskriminierung von Zuwanderern gab es keine, wahrscheinlich desshalb, weil die Zuwanderer 60 Prozent der Bevölkerung ausmachten und es viele böhmische und mährische Hausbesitzer und Gewerbetreibende gab, die die Wohnungen vermieteten. Damals galten die Zuwanderer nicht als Ausländer, so wie heute, sondern als Österreicher. Trotzdem war die Wohnsituation der Zuwanderer meist schlechter als die eines heimischen Arbeiters. Da die Zuwanderer alleinstehend, ohne Familie nach Wien kamen suchten sie eine Schlafstelle als Bettgeher oder, seltener, als Untermieter.

     Sie fanden oft auch Schlafstellen bei tschechischen Familien, welche sie aufnehmen, um die Miete bezahlen zu können und/oder um den Arbeitskollegen, Freuden Bekannten, Verwandten Unterkunft zu geben. So kam es, daß in einer kleinen Wohnung (Zimmer/Küche) bis zu acht Menschen lebten, welche sich des Bettgeherwesen betätigten und später vielleicht auch noch Kinder bekamen. Die Unterkünfte waren meist in ungünstiger Lage und hatten schlechte Infrastruktur, weßhalb sie \"Negerdörfl\" genannt wurden. In der Mitte des 19. Jhdts. war eine typische Wohnform das Wohnen beim Arbeitgeber, dies machten zB Dienstboten, Leherlinge, Gesellen, Hilfsarbeiter, Kutscher und dergleichen.

     Etwa ein Drittel der unselbständigen Beschäftigten Wiens lebte in dieser Form. Mit dem Rückgang des Kleingewerbes nahm auch diese Art des Wohnens wieder ab. Die besitzende Bevölkerung Wiens hatte wenig Verständis für die Ursachen der schlechten Wohnverhältnisse der Masse der Arbeiter, Bediensteten, Gehilfen und Zuwanderer. Sie meinten, daß sich die Betroffenen ihre Lage selbst zuzuschreiben zu hätten. Für die tschechische Minderheit war Fluktuation (=Wechsel der Beschäftigung) ein typisches Element, weil sie meist Saisonarbeiter waren, dh. sie sind im Winter daheim und nur im Sommer hier in Wien.

     Deshalb benötigen sie auch nur im Sommer eine Unterkunft in Wien. Fanden die Zuwanderer keine Unterkunft oder wurden sie aus ihrer Unterkunft gekündigt, versuchten sie in Massenquartieren oder in Obdachlosenasylen unterzukommen. Wurden sie jedoch von der Polizei obdachlos aufgegriffen, wurden sie in ihre Heimat zurückgeschickt (geschoben). Jahr für Jahr waren dies ungefähr 10.000 Menschen, die in ihre Heimat \"schubiert\" wurden.

 
 

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