Im 1. Weltkrieg hatten die USA ihre Industrieanlagen in gewaltigem Maße ausgebaut. Nach der Umstellung auf die Friedensproduktion fand die Industrie zunächst genügend Absatz, weil sie den im im Krieg nicht befriedigten Bedarf im eigenen Land decken mußte. Das führte - zusammen mit der Rückzahlung der Kriegsschulden - zu einem großen Geldübertluß in den USA; das Geld wurde wieder an das Ausland, besonders Deutschland ausgeliehen, diente z.T. aber auch der weiteren Modernisierung der eigenen Fabriken.
Durch die Erhöhung der Zahl der Beschäftigten und der Löhne war zunächst genügend Kaufkraft vorhanden, um die ständig steigenden Produktion abzunehmen. Die mächtig anschwellende Reklame weckte neuen Bedarf Schließlich kam es zu einer Überproduktionskrise Die Lagerbestände wurden immer größer und drückten auf die Preise. Große Mengen von Aktien wurden an der Börse zum Verkauf angeboten; die Kurse stürzten (,,schwarzer Freitag\" 24.10.1929). Banken und Sparkassen wurden als Kreditgeber in den Strudel mit hineingerissen. Viele Banken brachen zusammen, viele Sparer verloren ihr Geld.
Der Rückgang der Produktion erforderte die Stillegung mancher Betriebe. Die arbeitslos gewordenen Menschen fielen als Käufer weitgehend aus; dadurch sank der Absatz noch weiter, die Produktion wurde wieder gedrosselt, die Arbeitslosenzahl vergrößerte sich erneut.
Bei der Verflechtung der Weltwirtschaft war es unvermeidlich, daß die Krise in einem wichtigen Industrieland auch andere Länder beeinträchtigte. Statt durch weltweite Zusammenarbeit den Rückgang einzudämmen, begannen nun alle Staaten, ihr Heil im Schutze der eigenen Wirtschaft zu sehen. Hohe Schutzzollmauern wurden errichtet, die Ausfuhr durch staatliche Maßnahmen gefördert, die Einfuhr dagegen eingeschränkt. Der Welthandel sank.
Zu einer weltweiten Katastrophe wurde die Krise dadurch, daß die großen amerikanischen Kredite aus dem Ausland zurückgezogen wurden, weil die USA jetzt selbst Kapitalmangel hatten. Besonders hart traf die Krise Deutschland und Österreich, da es hier an finanziellen Reserven fehlte. Da die Parteien der ,,Großen Koalition\" (SPD, Zentrum,DDP, VP) sich nicht auf Maßnahmen zur Überwindung der Krise einigen konnten, ernannte Hindenburg Brüning zum Kanzler einer Regierung, die nur vom Vertrauen des Reichspräsidenten getragen war (1930-1932). Brüning regierte mit Notverordnungen gemäß Art. 48 der Verfassung. Die wirtschaftliche Notlage (1932:
6 Mill. Arbeitslose) radikalisierte die Wählerschaft. Seit 1930 hatte die NSDAP und die KPD in den Wahlen immer größere Erfolge. Dem Terror ihrer Kampfverbände fielen zahlreiche Menschen zum Opfer. Hitler der ,,Führer\" der faschistischen NSDAP, war ein geschickter Redner und Organisator. Im Mittelpunkt seiner Ideologie stand die ,,Rassenlehre\". Nach ihr wären die Deutschen als ,,Herrenvolk\" allen anderen Völkern überlegen; ihr Hauptfeind wären die Juden. Der Lebensraum der Deutschen läge im Osten; ihn zu erobern wäre ihre geschichtliche Aufgabe. Der Einzelne hätte sich der ,,Volksgemeinschaft\" unterzuordnen; diese müßte eine Kampfgemeinschaft sein, aufgebaut nach den ,,Führerprinzip\".
In der Präsidentenwahl 1932 siegte Hindenburg über Hitler. Bald darauf entließ er Brüning und ernannte Papen zum Reichskanzler. Dieser sollte noch autoritärer regieren.
Im 3uli 1932 setzte er die preußische Regierung ab, da sie - aus Parteien der Weimarer Koalition gebildet - der geplanten Beseitigung der Demokratie im Reich hatte Widerstand leisten können. Dieser Verfassungsbruch wurde ohne Gegenwehr hingenommen. Papen fand ebensowenig die Unterstützung Hitlers wie sein Nachfolger Schleicher. Papen und einflußreiche Kreise aus der Wirtschaft und Großgrundbesitz bewogen den lange zögernden Reichspräsidenten, am 30.1.1933 Hitler zum Reichskanzler zu ernennen.
|