Was ist ein Lehen?
Nach der Wahl Notgers zum Abt in Gegenwart Kaiser Ottos I.:
\"Nun wirst du mein Mann, sagte der Kaiser, als er ihn durch die Gebärde der Hände zum Lehensmann angenommen hatte. Darauf küsste er ihn. Anschließend wurde ein Evangelium gebracht und der Abt schwur Treue.\"
Ein Lehen (Beneficium =Wohltat, feudum = Feudalismus-Mittelalter(Grund und Boden, persönliche Beziehung); heute: Kapitalismus(Geld, sachliche Beziehung)) bestand aus Grundbesitz und damit auch aus Verfügungsgewalt über abhängige Menschen. Manchmal war damit auch ein Amt verbunden. Ein Lehen wurde für erwiesene oder für die Zukunft erwartete Gefolgschaftstreue oder Dienste gegeben. Das Lehensverhältnis enthielt vor allem ein gegenseitiges Treueversprechen, die gegenseitige Zusage von \"Rat und Hilfe\"(vom Vasall) sowie \"Schutz und Schirm\"(vom Lehensherrn).
Vasallen huldigen Wilhelm von der Normandie im Jahre 1127:
\"Der Graf fragte den zukünftigen Vasallen, ob er ohne Vorbehalte sein Gefolgsmann werden wolle, und er antwortete \'Ich will es\'. Darauf verbündeten sie sich mit einem Kuss, während die Hände des Vasallen in denen des Grafen lagen. Darauf gelobte der Vasall seine Treue...\'Ich verspreche auf meinen Glauben von diesem Augenblick an, dem Grafen Wilhelm treu zu sein und ihm...meinen Eid zu halten, in gutem Glauben und ohne Falsch.\' Zum dritten schwört er dasselbe auf die Reliquien des Heiligen.\"
Ursprünglich konnte das Lehensverhältnis nur durch den Tod (\"Herrnfall\" oder \"Mannfall\") gelöst werden, das Lehen fiel an den Lehensgeber zurück. Bald aber wurden die Lehen erblich, der Heimfall des Lehens konnte nur mehr bei Bruch des Treueversprechens, etwa bei Verweigerung der Heerfolge, erzwungen werden.
Wie das Lehenswesen entstand - ein Rückblick
Das Lehenswesen entwickelte sich aus dem germanischen Gefolgschaftswesen (vgl. Hildebrandstlied) und der keltischen Vasallität (vassus=Knecht). Auch in der spätrömischen Gesellschaft gab es eine ähnliche Einrichtung, das Klientelwesen.
Die Wirtschaft des Frühmitelalters war nur wenig entwickelt, die Könige verfügten über nur geringe Steuereinnahmen. Dienste und Leistungen, wie etwa die Ausübung des Grafenamtes, mussten daher durch Übertragung von Lehen abgegolten werden. Der Lehensempfänger konnte seine \"Entlohnung\" in Form von Abgaben und Diensten der Untertanen einheben.
Dieses System konnte aber nur so lange funktionieren, solange die Könige über genügend Land verfügten. Sie waren daher gezwungen neue Gebiete zu erobern. Mehr Grund bedeutete mehr Vasallen und somit mehr Macht. Unter schwachen Königen wie etwa in der Karolingerzeit verfiel die Zentralmacht rasch. Die mächtigsten unter den Vasallen er Könige bildeten eigene Herrschaftsbereiche mit eigenen Gefolgsleuten aus.
Das Lehenswesen als Grundlage des Feudalstaates
Modell der Lehenspyramide im Feudalstaat des Hochmittelalters.
Der mittelalterliche Feudalstaat war auf gegenseitige Treueversprechen, auf gegenseitige persönliche Verpflichtung zu Hilfe und Beistand aufgebaut. Der \"Staat\" bestand aus einem Verband von Personen, die einander durch diese Verpflichtungen verbunden waren (Personenverbandsstaat). Die Vergabe von Lehen in der Form von Ämtern, Rechten oder Besitzungen schuf die Basis für die Leistungen, die der König von den Kronvasallen, diese von ihren Untervasallen verlangten: Beherbergung (mit Gefolge), Teilnahme an Hoftagen, Teilnahme an Heerfahrten und Stellung eines entsprechenden ritterlichen Gefolges.
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