Viele Polen gingen nach den Teilungen ins Ausland. Eines der Zentren der Ausgewanderten wurde Paris.
Zu jener Zeit strebte der junge Napoleon Bonaparte nach glorreichen militärischen Siegen.
Als er gegen Österreich 8000 Polen, die auf der Seite der Österreicher kämpfen mußten, gefangennahm, entstand die Idee, daß jene zu einer Legion zusammengefaßt und unter der von Frankreich abhängigen Lombardei für Napoleon kämpfen konnten. So entstanden die polnischen Legionen, die zunehmend Nachschub bekamen aus der besetzten Heimat.
Sie waren beseelt von brennendem Patriotismus und gewillt für Napoleon ihr Leben zulassen. Sie kämpften erfolgreich in Spanien und sogar in Übersee. Viele von ihnen starben für Napoleon auf dem Schlachtfeld. Mit Bonaparte verbanden sie die Hoffnung auf Befreiung ihres Landes. Es war klar, daß Napoleon gegen Preußen, Rußland und Österreich ziehen würde und so konnte ein freies Polen entstehen. Die Legionen glaubten fest an den guten Willen Napoleons sich für die polnische Sache einzusetzen und ebenso an sein militärisches Geschick.4
Napoleon seinerseits äußerte sich diesbezüglich recht unkonkret:
".. ich gönne es, wenn die Polen sich wert zeigen eine Nation zu sein."5
Als 1806 Napoleon in Berlin stand und Preußen in einem Blitzkrieg einnahm, fühlten sich viele Polen, als seien sie schon befreit. Mit ihrer Hilfe konnte Bonaparte Preußen "von Innen" besiegen, denn sie, die Polen in den besetzten Gebieten organisierten Aufstände und lieferten der französischen Armee Lebensmittel etc. für den weiteren Kampf gegen Preußen und später gegen Rußland.
Napoleon war klar, daß er besonders mit dem polnischen Adel, der immer noch den größten Einfluß hatte, gute Beziehungen pflegen sollte. Der Umstand, daß er eine Romanze mit der polnischen Schönheit Maria Walewska hatte, trug natürlich dazu bei.
1807 entstand durch den Friedensvertrag mit Alexander dem Ersten das Herzogtum Warschau, unter der Flagge Frankreichs. Das Herzogtum bestand aus den Gebieten, die den Preußen genommen wurden. Es hatte gerade mal 16 % der Fläche des Landes vor den Teilungen.
Als die Polen vom Ausgang des Friedensvertrages erfuhren waren sie sehr enttäuscht, denn sie erhofften sich weitaus mehr und vor allem eine rechtliche Annullierung der Teilungen. Hinzu kam, daß in dem Polen betreffenden Vertragsteil, Polen als Nation und Land nicht mal namentlich erwähnt wurde. Polens neues Staatsoberhaupt wurde der Sachsenkönig Friedrich August.
So sehr enttäuschend die Haltung Napoleons auch war, gab es für die Polen auch einige Vorteile. Beispielsweise wurde der Code civil, eine Errungenschaft der Französischen Revolution auf dem Gebiet der Gleichheit und Gerechtigkeit, eingeführt. Viele Ideen der Aufklärung flossen von Frankreich nach Polen ein.
Der Bereich der Künste und der Bildung konnte sich im Herzogtum Warschau dagegen ganz frei entfalten. Es wurden viele neue Schulen gebaut und der polnische Patriotismus konnte unzensiert in die schönen Künste einfließen.
Letztendlich war es ein wichtiger Schritt auf dem Wege Polens für die eigene Identität und den ungebrochen Stolz auf die Landessöhne, deren Namen den Arc de Triumph zieren.6
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