Sowohl im individuellen als auch im gesellschaftlichen Bereich entstehen vielfältige ökonomische, soziale, gesundheitliche und politische Wirkungen.
Wirkungen auf die privaten Haushalte
Hauptwirkung der Geldleistungen
ist die dauerhafte wirtschaftliche Existenzsicherung durch gleichmäßigen Einkommensstrom und Abdeckung ungeplanter Ausgaben. Es wird ein Minimum an Lebensstandard gesichert. Die persönliche ökonomische Sicherheit erhält die persönliche Freiheit, Möglichkeiten nach eigener Wahl zu verwirklichen. Die Zahlung von Sozialeinkommen lockert den Zwang zum Arbeitsangebot:
Bei Krankheit wird die Wiederherstellung der Gesundheit und der Arbeitsunfähigkeit erleichtert.
Bei Arbeitslosigkeit wird die Notwendigkeit, die nächstbeste Arbeit anzunehmen, beseitigt, sowie die Suche nach der geeignetsten Arbeit ermöglicht.
Bei Alter wird der Angebotszwang durch Pensionsleistung völlig beseitigt und eine Verkürzung des Arbeitslebens ermöglicht.
Wirkungen der Sachleistungen
sind vor allem gesundheitliche Wirkungen durch die Krankenversicherung und die prophylaktischen sowie therapeutischen Maßnahmen der Rehabilitation.
Die gesundheitlichen Wirkungen
des Systems sozialer Sicherung bestehen in einer
Verringerung der Gesundheitsgefährdung,
Besserung des Gesundheitszustandes,
Verringerung der Sterblichkeit,
Verlängerung der Lebensdauer und in der
Wiederherstellung der Gesundheit im Krankheitsfall.
Wirkungen im Bereich der Einkommensverwendung
Einerseits verringern Sozialabgaben das Haushaltseinkommen, andererseits erhöhen Sozialleistungen das Einkommen. Die soziale Sicherung enthebt die Haushalte der Notwendigkeit, durch Konsumverzicht selbst Vorsoge zu treffen. Die begrenzte Risikodeckung regt zum Abschluß privater Versicherungen und zur Bildung privaten Vermögens an. Tendenziös wird die Konsumneigung zunehmen, da keine Einkommensteile für private Vorsorgemaßnahmen verwendet werden müssen.
Wirkungen auf Wirtschaftskreislauf, Konjunktur und Wachstum
Das System sozialer Sicherung wirkt sich positiv auf Lebensstandard, Lebensqualität und Gesamtwirtschaft aus. Als Maßstab dient die Sozialleistungsquote, das ist der Anteil der Sozialleistungen, gemessen am Sozialprodukt. Sie beträgt in Österreich mehr als ein Viertel des Sozialprodukts.
Die Sozialleistungsquote steht in engem Zusammenhang mit der Arbeitnehmerquote, die die Zahl der lohnabhängigen Erwerbspersonen angibt, und der Altersquote, die die Zahl der mindestens 65jährigen an der Bevölkerung angibt. Das Zöllnersche Gesetz läßt erkennen, daß eine Änderung der Arbeitnehmerquote um ein Prozent eine Veränderung der Sozialleistungsquote um ein halbes Prozent bewirkt. Ähnliche Zusammenhänge ergeben sich bei der Betrachtung des wirtschaftlichen Entwicklungsniveaus: Reiche Länder haben höhere Sozialleistungsquoten als ärmere Nationen. Ähnlich stellt sich der Zusammenhang zwischen Altersquote und Sozialleistungsquote dar: Je höher die Altersquote, desto höher die Sozialleistungsquote.
Umverteilungswirkung des Systems der sozialen Sicherung
Durch die Umverteilung großer Geldmengen aus einem Wirtschaftssektor in andere Sektoren werden Kreislauf und Konjunktur in doppelter Weise beeinflußt:
durch Abweichungen zwischen Einnahmen und Ausgaben des Sozialhaushaltes und
durch Änderung in der Einkommensverwendung auf Grund der Umverteilungseffekte dieser Transfers.
Die Umverteilung durch Sozialabgaben von den Beziehern höherer Einkommen (die höhere Abgaben leisten) zu den Beziehern geringerer Einkommen bewirkt bei den Beziehern geringerer Einkommen eine höhere Konsumneigung.
Wachstumswirkungen
ergeben sich im System sozialer Sicherung vor allem durch Maßnahmen der
Gesundheitsprophylaxe und der
Rehabilitation.
Die Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Lebensdauer wirken auf die Größe des Arbeitskräftepotentials und damit auf einen Bestimmungsfaktor wirtschaftlichen Wachstums. Auch die langfristige Konsumstabilisierung dürfte die Absatzerwartung der Unternehmungen wachstumsfördernd wirken.
Begriff Erklärung
Sozialpolitik Umfaßt alle Handlungen, die zur Ordnung des gesellschaftlichen Lebens nach bestimmten Wertvorstellungen beitragen.
Ziele der Sozialpolitik Verbesserung der wirtschaftlichen Lage sozial schwacher Bevölkerungsteile und die Verhinderung existenzgefährdender Risiken.
Träger der Sozialpolitik Neben der gesetzgebenden und vollziehenden Gewalt beeinflussen auch private Wohlfahrtseinrichtungen und die Interessenvertretungen die Sozialpolitik.
Arbeitnehmerschutz Arbeitnehmer sollen vor Schäden und Gefahren, die durch die Arbeitsausübung entstehen, geschützt werden.
Soziale Sicherung Soziale Sicherung dient zum Schutz der Menschen vor Daseinsrisiken. Die finanziellen Belastungen durch Krankheit, Unfall, Alter und Arbeitslosigkeit sollen gemildert werden.
Systeme sozialer Sicherung Versicherungsprinzip
Versorgungsprinzip
Fürsorgeprinzip
Sozialquote Anteil der Sozialausgaben, gemessen am Sozialprodukt einer Volkswirtschaft.
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