1.) Schrift
Die Azteken kannten keine Aufzeichnungen in unserem Sinne (Texte
in geschriebener Sprache), sie benutzten \"Bilderbücher\", die
sogenannten Codices (Einzahl: Codex). Die meisten Symbole der
aztekischen Schrift zeichnen sich durch eine naturalistische
Bildtechnik aus. In den Faltbüchern wurden religiöse Gesänge,
Zeremonialtexte, Chroniken und Erzählungen, Sitten und Gebräuche,
und vor allem die Geschichte der Indianer Mesoamerikas
dargestellt. Die meisten Faltbücher wurden von den Spaniern
zerstört. Ganze vierzehn Codices aus ganz Mexiko (aus der Zeit vor
der Eroberung) sind erhalten geblieben. Die meisten befinden sich in
europäischen Museen und Bibliotheken.
Durch den Franziskanerpater Bernadino de Sahagun wissen wir, wie
die Faltbücher hergestellt und interpretiert wurden. Er rettete die
Faltbücher, die der spanischen Zerstörungswut entgehen konnten.
Sahagun hatte indianische Helfer, die Informationen über den Inhalt
der zerstörten Faltbücher sammelten. Diese Wissen wurde dann in
neuen Codicen festgehalten, wie z. B. im Codex Florentino. Neben
den Bildern kann man dort auch spanische Anmerkungen finden.
Die Tradition der Herstellung solcher Bücher blieb erhalten und so
wurden während der spanischen Kolonialzeit, bis ins 18. Jahrhundert
hinein, noch über 400 Codices hergestellt.
2.) Zahlen
Die Azteken zählten und rechneten nach dem Zwanziger-System (im
Gegensatz dazu rechnen wir heute nach dem Zehner-System). Das
heißt, die Zahl 20 ist die Basis. Zum Beispiel:
Darstellung der Zahl 30
Darstellung der Zahl
400
Azteken (mit
Basis 20)
1*20^1 + 10*20^0 = 20 + 10
= 30
1*20^2 + 0*20^1 +
0*20^0 = 400
Wir (mit
Basis 10)
3*10^1 + 0*10^0 = 30
4*10^2 + 0*10^1 +
0*^0^0 = 400
Leute, die nicht an dieses System zu zählen und zu rechnen gewöhnt
sind, scheint es reichlich kompliziert. Die Basiseinheiten haben
eigene Symbole. Das Zeichen für 20 ist bspw. eine Fahne.
ie Kalender der Azteken
Der normale aztekische Kalender richtete sich nach dem Sonnenjahr
und hieß xihuitl (bei den Maya haab). Er umfaßte 18 Monate zu je
20 Tagen plus 5 extra Tage, die unglücksvoll gewesen sein sollen.
Jeder Monat hatte 4 Wochen zu je 5 Tagen. Der letzte Tag in der
Woche war öffentlicher Markttag (tianquiztli) und gleichzeitig Fest-
und Ruhetag. So gab es insgesamt 288 Arbeitstage und 72
tianquiztli im Jahr. An den 5 Unglückstagen sollte man nicht
arbeiten. Dies ergab insgesamt 365 Tage. Da aber das Jahr ca. 6
Stunden länger ist, ergab sich ein Überschuß an Tagen. Deshalb
wurde nach jeweils 52 Jahren 12 ½ Schalttage eingeschoben. Damit
wurde eine genauere Angleichung an das Sonnenjahr erreicht, als in
jedem europäischen Kalender.
Es gab noch einen zweiten, heiligen Kalender mit 260 Tagen, den
sogenannten tonalpohualli, der zu Weissagungen benutzt wurde. Die
260 Tage waren in 20 Wochen zu je 13 Tagen aufgeteilt. Jeder Tag
war einem Gott (bzw. einer Göttin) zugeordnet. Das Schicksal der
Menschen hing davon ab, ob ihrem Geburtstag gute oder schlechte
Eigenschaften zugeschrieben wurde. So war bspw. \"Sieben Regen\"
ein günstiger Tag, \"Zwei Kaninchen\" dagegen ein schlechter Tag.
Auch bei den Azteken wurden die beiden Kalender kombiniert, so
dass ein \"Kalenderrad\" von 52 Jahren entstand. In Mesoamerika
wurde die Zeit nicht als linear aufgefasst (so wie wir das machen),
sondern als zyklisch: Am Ende einer 52jährigen Periode wird die Zeit
und die Welt wiedergeboren. Dies symbolisierte dann die
\"Zeremonie des Neuen Feuers\". Bei dieser Zeremonie wurden in den
letzten Stunden des alten Jahres alle Feuer gelöscht, die Bildnisse
der Götter ins Wasser geworfen und Kinder und Frauen versteckt.
Priester stiegen auf den \"Hügel des Sterns\", oberhalb von
Ixtapalapa und warteten bis die Plejaden den Zenit überschritten.
Um diese Zeit war die Gefahr am größten, dass die Erde zerstört
wird. Um dieses Unglück abzuwenden, wurde ein Mensch geopfert,
dem man das Herz aus dem Leibe riß. In der Brusthöhle des Opfers
entfachte man ein neues Feuer und damit auch einen neuen
52jährigen Zyklus. Das Feuer wurde mit Fackeln zum Templo Mayor
in Tenochtitlan gebracht und von dort aus in die anderen Städte der
Azteken.
Die Götter des tonalpohualli:
Tag
Symbol
Gott
1
Krokodil (cipactli)
Tonacatecuhtli, Herr der
Erhaltung
2
Wind (ehecatls)
Quetzalcoatl, die Gefiederte
Schlange
3
Haus (calli)
Tepeyollotli, das Herz des
Berges
4
Eidechse
(cuetzepalin)
Hueyhuecoyotl, der Alte
Kojote
5
Schlange (coatl)
Chalchiuhtlicue, die
Wassergöttin
6
Tod (miquiztli)
Tecciztecatl, der Mondgott
7
Hirsch (mazatl)
Tlaloc, der Regengott
8
Kaninchen (tochtli)
Mayahuel, die Göttin des
Pulque
9
Wasser (atl)
Xiuhtecuhtli, der Feuergott
10
Hund (itzcuintli)
Mictlantecuhtli, Herr der
Unterwelt
11
Affe (ozomatli)
Xochipilli, Prinz der Blumen
12
Gras (malinalli)
Patecatl, Gott der Heilkunst
13
Rohr (acatl)
Tezcatlipoca, Herr des
rauchenden Spiegels
14
Jaguar (ocelotl)
Tlazolteotl, Göttin der Liebe
und des Schmutzes
15
Adler (cuauhtli)
Xipe Totec, der gehäutete
Herr
16
Geier
(cozcaquauhtli)
Itzpapalotl, der
Obsidianschmetterling
17
Bewegung (ollin)
Xolotl
18
Reibstein (tecpatl)
Tezcatlipoca, Herr des
rauchenden Spiegels
19
Regen (quiauitl)
Chantico, Göttin des Herdes
20
Blume (xochitl)
Xochiquetzal, Göttin der
Blumen
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