Der Neue Mensch ist Bürger erst wenn er Vermögen hat: die Reformen gelten nicht für die Armen, die Revolution hört bei denen auf, die nichts haben. Aber im Kampf hat das anders ausgesehen, die Toten vor der Bastille waren so arm, daß man noch nicht einmal ihre Namen kannte. Aber weil die Bourgeoisie auf diese Armen angewiesen war ohne jemals die Absicht zu haben, sie auch am Ergebnis zu beteiligen, lief sie Gefahr, die Führung der Bewegung zu verlieren. Sicher, sie kann sich auf Danton, Barnave und Mirabeau verlassen, aber neue Persönlichkeiten, neue Führer treten auf die Bühne, die das Elend der Armen kennen, wie z.B. Marat. Und er gibt ihnen eine Stimme. Soweit wollte die Bourgeoisie aber gar nicht gehen. Die Perspektive, die durch Marat erkennbar wird, würde jahrhundertelange Anstrengungen der Bourgeoisie zunichte machen. Das Volk darf wohl der Revolution zum Durchbruch verhelfen, aber die Augen zu öffnen - keine Frage. Die Forderungen der Arbeiter beschränken sich vorläufig zwar auf höhere Löhne und einen verkürzten Arbeitstag, aber die Revolution führt schnell zu neuen Erkenntnissen. Die pariser Stadtverwaltung sieht sich in einem Zweifrontenkampf und ergreift Maßnahmen gegen Marat. Er ist gezwungen, sich zu verstecken, seine Zeitung erscheint, verschwindet, erscheint wieder. Die Verfolgungen, denen er ausgesetzt ist, werden nicht mehr aufhören. Indessen entwickeln sich mehrere Affären: Necker spekuliert mit dem Weizenpreis, Lafayette intrigiert mit dem Königshof, der Luxus der reichen Bürger verbittert die Menschen, die sehen, wie der Besitz der Emigranten unter der Bourgeoisie aufgeteilt wird. Die Emigration nimmt weiter zu und die Emigranten sind so zahlreich geworden, daß sie an einen Angriff auf Frankreich denken, womit sie allerdings Ludwig XVI. dem Haß des Volkes ausliefern. Vorläufig ist die Bourgeoisie nicht am Sturz des Königs interessiert. Wesentlich ist zu dieser Zeit der Staatsschatz. Die Güter der Emigranten dienen als Sicherheit der Assignaten, einer Art Hypothek auf den künftigen Verkaufserlös. Dadurch verbessert sich die wirtschaftliche Lage. 1793 werden erneut Assignaten in Umlauf gebracht. Um den Verkauf der großen Güter zu erleichtern werden sie aufgeteilt. Den größeren Bauern ist es möglich, eigenes Land zu erwerben - ein uralter Wunsch wird Wirklichkeit. Die bürgerliche Revolution bekommt auf dem Lande eine breite Massenbasis, denn diese Bauern sind fortan an den Erfolg der Revolution gebunden, sie werden nicht mehr zulassen, daß an ihrem Besitz gerührt wird.
Als dann auch der Kirchenbesitz verstaatlicht wird kommt der Verkauf in Schwung. Und als logische Folge beschließt die Nationalversammlung im Juli die bürgerliche Kirchenverfassung. Dadurch wird die Kirche in Frankreich von der Macht Roms unabhängiger. Währenddessen werden auf dem Marsfeld (da, wo heute der Eiffelturm steht) Tribünen für 200.000 Menschen zum Fest der Föderation am 14. Juli 1790 aufgebaut. Inmitten von Fahnen, der neuen Trikolore, am Fuße des Altars des Vaterlandes, leistet La Fayette den Schwur, den die Menschen, die aus allen Teilen Frankreichs gekommen sind, ihm nachsprechen. Die Gemeinden Frankreichs hatten sich spontan vereint um die Unteilbarkeit Frankreichs zu bekräftigen, es war eine Zeit der Freude in der man glaubte, das Glück sei nun endlich gekommen und die gesellschaftlichen Probleme gelöst - weil man sie nicht erkannte.
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