Die Hoffnung Kaiser Napoleons III. Der Krieg mit Preußen werde die Kluft zwischen Nord- und Süddeutschland vertiefen, erwies sich als Fehlspekulation. Die Waffenbrüderschaft rief eine Welle nationaler Begeisterung hervor, der sich auch die süddeutschen Staaten nicht zu entziehen vermochten.
Nach dem Sieg in Sedan entfaltete Bismarck eine rege diplomatische Aktivität im deutschen Süden. Bei Verhandlungen in Versailles gelang es ihm im Oktober und November 1870, die leitenden Minister der süddeutschen Staaten gegeneinander auszuspielen. Mitte November erkannten Baden und Hessen den Zusammenschluß auf der Grundlage der Verfassung des Norddeutschen Bundes an. Württemberg und Bayern blieb schließlich nicht übrig, als sich diesem Schritt anzuschließen. Beide Königreiche schlossen über ihren Beitritt Einzelverträge mit Preußen ab. Bismarck gestand ihnen dafür Sonderrechte zu, die ihrem eigenstaatlichen Bewußtsein entgegenkamen.
Was dem neuen Deutschen Reich noch fehlte, war ein Oberhaupt. Bismarck veranlaßte den bayerischen König Ludwig II., , als angesehenster der deutschen Monarchen dem König von Preußen die Kaiserwürde anzutragen.
Bis zum letzten Tag blieb der genaue Kaisertitel umstritten. Geschickt umging der Großherzog von Baden dieses heikle Problem: Er brachte ein Hoch auf "Kaiser Wilhelm" aus, als sich die deutschen Fürsten am 18. Januar 1871 in Versailles versammelten, um das neue Deutsche Reich in einer feierlichen Zeremonie aus der Taufe zu heben.
|