Obwohl Papst Clemens am 13. Oktober in Paris war, erfuhr er erst aus der Zeitung von der Verhaftung der Templer. Er zögerte bis zum 27. Oktober, bis er zaghaften schriftlichen Protest beim König einlegte. Auf eine Antwort auf dieses Schreiben musste er zwei Monate lang warten. Nicht einmal seine Legaten wurden in diesem Zeitraum von Philipp empfangen.
Der König musste Zeit gewinnen, er brauchte erst eine große Zahl von Geständnissen, ehe er zum Papst gehen konnte. Clemens wagte nicht, streng gegen den König vorzugehen, er fürchtete um sein eigenes Leben: Das Attentat gegen seinen Vorgänger Bonifaz, das ebenfalls von Nogaret vorbereitet worden war, lag schließlich erst wenige Jahre zurück. Er selbst nahm die unter Folter erpressten Geständnissen als einwandfrei an, da er selbst überzeugter Legist war. Der als Bertrand de Got in geborene Papst hatte in Rom Jura studiert, bevor er Erzbischof von Bordeaux wurde. Seine Papstkrönung wurde in Lyon vorgenommen. Vom französischen König beeinflusst, weigerte er sich, nach Rom zu gehen und leitete so das Exil von Avignon ein.
Als Papst setzte er vor allem Familienmitglieder in höhere Ämter ein, was für ihn aber eher ein Schaden war. Schon während seiner ganzen Amtszeit hatte er sich sehr von Philipp beeinflussen lassen, so auch jetzt. Der König war hart und versuchte, Clemens zur Verurteilung des Ordens zu erpressen, und Philipp war ein Mann, dem man schwer etwas abschlagen konnte. Er war ein sehr würdiger König, seine Ratgeber, Minister und Kirchenfürsten dienten ihm mit Hingabe. Dank seiner guten Taktik war Philipp während des ganzen Templerprozesses stets der Agierende, der den Papst an die Wand spielte. Zweifelsohne war er ein sehr guter Politiker, der den kränklichen Papst unter Druck zu setzen wusste.
Schon drei Tage nach der Verhaftung der Ordensmänner sandte er Schreiben ins Ausland, Aufforderungen an die Könige Englands, Aragóns und Portugals, ähnliche Maßnahmen zu ergreifen. Auch die Dominikaner, Franziskaner und Augustiner wurden gegen die Templer aufgehetzt. Nun endlich war selbst der Papst, der von allen Seiten nur noch Schlechtes über den Orden hörte, von der Schuld desselben überzeugt. Am 22. November erließ er ein Dekret, in dem er alle Fürsten aufforderte, die Tempelherren zu verhaften und deren Güter der Kirche zu übergeben. Damit war das Schicksal des Ordens endgültig besiegelt.
Im Ausland gab es jedoch Protest gegen die Maßnahmen Clemens´: Eduard II. von England wagte auszusprechen, was in Frankreich jeder wusste, sich aber niemand auszusprechen traute: Nämlich, dass nur die Habsucht Philipps an der Verhaftung im Sommer Schuld war. Da er aber mit Philipps Tochter verheiratet war, ließ er die Sache auf sich beruhen. Er ließ zwar die englischen Templer festnehmen, jedoch ging er dabei höchst nachlässig und mild vor, sodass in seinen Gefängnissen nur ungefähr 280 Ritter festgehalten wurden. Er zeigte nur Gehorsam gegenüber dem Papst, sprach die Gefangenen aber von jeder Schuld frei. Genauso geschah es in Deutschland, wo es ohnehin nur eine geringe Zahl von Templern gab.
In Portugal wurden die Ritter nicht nur freigesprochen, es wurde sofort ein neuer Orden, die Christusritter, gegründet, der alle Tempelgüter übernahm. Nur in Italien wurden die Ordensleute so grausam verfolgt wie in Frankreich. Generell war das Ausland aber überzeugt von der Unschuld des Tempels, und man verachtete den Papst wegen seiner Schwäche dem Philipp gegenüber.
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