Ursprünglich war die Pest eine endemische Krankheit wildlebender Nagetiere (Zoonose) in dünn besiedelten Gebieten Asiens, Afrikas und Amerikas (Silvatische Pest). Hier erkranken unter anderem Murmeltiere, Hamster, Erdhörnchen, Springmäuse, Wiesel und Kaninchen. Unter ihnen wird die Pest durch zahlreiche Floharten verbreitet. In deren Vormägen vermehren sie sich und blockieren so den Zugang zum Magen. Bei erneutem Biss wird das angesaugte Blut mit den Pestbakterien vermischt und kommt schließlich, bedingt durch die Blockade, mit der Bisswunde in Berührung. Zu Epidemien unter Menschen kommt es erst, wenn Säuger der freien Wildbahn mit Nagern in Berührung kommen, die in unmittelbarer Nähe des Menschen leben oder diesem folgen. Wird die Seuche auf diese Art von Nagetieren übertragen, spricht man von der sogenannten domestischen Pest. Nun spielt sich das Pestgeschehen in unmittelbarer Nähe des Menschen, zum Teil in seinen Behausungen, ab, wodurch sich die Gefahr des Überwanderns infizierter Flöhe erhöht. Pestnager aus der Umgebung des Menschen sind besonders die Wanderratte und die Hausratte.
Die Pest trat seit mindestens 3 000 Jahren immer wieder epidemienartig auf; Ausgangspunkt der Krankheit waren meist die zentralasiatischen Hochsteppen. In früheren Zeiten ist die Pest durch Wander- und Hausratten über Eurasien (Bezeichnung für die Landmasse, die aus Europa und Asien besteht) getragen worden. Bereits um 224 v. Chr. wurde in China von Pestepidemien berichtet, und auch im antiken Griechenland war bereits eine pestartige Krankheit bekannt. Vom 6. bis zum 8. Jahrhundert wurde Europa von den ersten Pandemien (Epidemien großen Ausmaßes) überrollt.
Als Ursache der Pest vermutete man im Mittelalter wie auch bei anderen Krankheiten Veränderungen der Luft, giftige Dünste, Schwärme von unsichtbaren Insekten, deren Eindringen in den Blutkreislauf Veränderungen im Körper zur Folge haben sollte. Daneben wurden auch die Juden als angebliche Brunnenvergifter für die großen Pandemien verantwortlich gemacht, was im Zuge der zweiten großen Pestwelle im 14. Jahrhundert zu Ausschreitungen und Pogromen führte. Behandlungsversuche beschränkten sich auf die Anwendung schweißtreibender Mittel, das Aufschneiden der Pestbeulen, sowie auf das Ausräuchern der Krankenzimmer. Doch bereits im 14. Und 15. Jahrhundert wurden in europäischen Metropolen sinnvolle seuchenhygienische Maßnahmen eingeführt. Eine Vorreiterfunktion nahm dabei Venedig ein, das bereits 1343 eine staatliche Gesundheitskommission und 1348 als erste Stadt den Pestbrief eingeführt hatte, der dem Reisenden bescheinigte, aus einer pestfreien Gegend zu kommen. Ohne diese Bescheinigung war es dem Reisenden verwehrt, venezianisches Gebiet zu betreten. Auch die Quarantäne war eine Erfindung Venedigs. Andere Städte übernahmen später die von Venedig eingeführten Gesetze.
Eine weitere Maßnahme, die die Pest unterdrücken sollte, war die Einrichtung von Quarantänestationen im 16. Jahrhundert entlang der k.k. Militärgrenze, die sich über 2000 Kilometer erstreckte. Mit diesen Stationen konnte man das Ausbreiten der Pest in Grenzen halten.
Bis ins 18. Jahrhundert flackerte die Pest in Europa immer wieder in unterschiedlicher Ausprägung auf; besonders verschärfte sich die Pest durch Kriege, so durch den Dreißigjährigen Krieg 1618 bis 1648. Die letzte große Epidemie ereignete sich 1665/1666 in London und forderte hier zehntausende Todesopfer. 1894 nahm eine erneute Pandemie in China ihren Ausgang, die etwa 50 Jahre dauern und 12 Millionen Opfer fordern sollte. Durch Handelsschiffe wurde die Pest von Hongkong und Bombay aus in praktisch alle großen Häfen der Welt exportiert, kam nach Afrika, zu den pazifischen Inseln, nach Australien und Amerika; 1900 erreichte sie San Francisco. Europa blieb von dieser Pandemie aufgrund der seuchenhygienischen Maßnahmen weitgehend verschont.
Erst 1894 wurde durch Alexander Yersin und unabhängig von ihm durch Shibabasuro Kitsato der Erreger der Pest nachgewiesen. Zuvor hatte jedoch bereits der Italiener Agostin Bassi von Lodi (1773-1856) vermutet, dass die Ursache der Pest lebende Organismen seien. Diese Vermutung stützte sich auf einen Versuch, in dem die Krankheit eines Seidenspinners mit einem schmarotzenden Pilz in Verbindung stand. Neben der Entdeckung der Infektionskette (Ratte-Floh-Mensch) wurde so der gezielte Weg zur Bekämpfung der Pest geebnet.
Die heutige Verbreitung der Krankheit wird nur noch aus den pestverseuchten Reservoiren wildlebender Nagetiere gespeist, die vor allem in Zentralasien, Ost- und Zentralafrika, Madagaskar, Südamerika und den westlichen USA (Rocky Mountains) bestehen. Dank internationaler Bemühungen konnte die Pest weitgehend eingedämmt werden. So ist im Vergleich zu früheren Ausmaßen der Pestepidemien die Infektionsrate in heutiger Zeit gering: 1989 erkrankten weltweit 770 Personen, davon 315 in Afrika, mit 55 Todesfällen. Im April 1991 wurden Pestfälle noch aus Madagaskar, Tansania, Zaire, Bolivien, Brasilien, Peru und Vietnam gemeldet. 1994 fielen einer neuerlichen Pestepidemie in Westindien insgesamt 58 Menschen zum Opfer; diese Epidemie war offenbar durch eine neue Virusvariante ausgelöst worden. In Österreich wie auch in anderen Ländern besteht schon bei Verdacht auf eine Pesterkrankung eine Anzeigepflicht, die mit scharfen Quarantänemaßnahmen verbunden ist.
Die Beulenpest: Die Inkubationszeit der Beulenpest beträgt zwei bis sechs- maximal zehn Tage. Übertragen wird die Beulenpest am häufigsten durch den Biss verschiedener Insekten, die gewöhnlich als Parasiten auf Nagetieren leben und sich einen neuen Wirt suchen, wenn der bisherige stirbt. Das wichtigste dieser Insekten ist der Rattenfloh Xenopsylla cheopis, der als Parasit Wanderratten befällt. Nach der Infizierung beginnt die Krankheit auszubrechen. Aus scheinbar völliger Gesundheit heraus kommt es schlagartig zu einem Fieberanstieg auf etwa 40°C und zur Schwellung der Lymphdrüsen in der Leiste, in den Achselhöhlen am Hals oder am Hinterkopf. Oft tritt anfangs Schüttelfrost auf, dazu heftige Kopf- und Gliederschmerzen, Lichtscheue und körperliche Schwäche. Puls und Atmung sind beschleunigt, und der Kranke wirkt erschöpft und teilnahmslos. Durchfall oder Stuhlverhalten sind häufig. Zu den Initialsymptomen zählen ferner eine lallende Sprache und ein taumelnder Gang, welcher an einen Betrunkenen denken lässt. Die Kranken sind unruhig und nicht mehr im Bett zu halten. 50 - 80 % der Fälle enden mit dem Tod, zwischen dem dritten und dem fünften Tag, durch eine Lähmung des Zentralnervensystems. Selbst mit Hilfe von Antibiotika ist die Letalität keineswegs gleich null. Doch seit den 60'er Jahren starben nur mehr sehr wenige Menschen an der Beulenpest
Die Lungenpest: Sie kann sich als sekundäre Lungenpest, infolge einer sich in einem Organismus ausbreitenden Beulenpest zeigen oder, als primäre Lungenpest, als Folge einer Tröpfcheninfektion. Nach einer kurzen Inkubationszeit, Zeitraum zwischen der Ansteckung mit dem Virus und dem Ausbrechen der Krankheit, von ein bis drei Tagen beginnt sie stürmisch. Bei der primären Lungenpest tritt zunächst schleimiger, mit dunklem Blut durchsetzter Auswurf auf, der später dünnflüssig und hellrot wird. Die Lungenpest endete vor dem Zeitalter der Antibiotika fast immer tödlich. Der Tod tritt in den meisten Fällen zwei bis drei Tage nach dem Auftauchen der ersten Symptome ein.
Die Pestsepsis: Zur Pestsepsis kommt es, wenn Pestbakterien durch die Lunge in die Blutlaufbahn geraten und sich dort massenhaft vermehren. Die Pestsepsis kann auch unmittelbar entstehen, wenn verunreinigte Hände, Lebensmittel oder Gegenstände mit der Mund- oder Rachenschleimhaut in Berührung kommen. Die Toxine von Yersinia pestis schädigen die Blutgefäße, sodass als Folge Flüssigkeit ins umgebende Gewebe austritt. Bei Nichtbehandlung bilden sich entzündliche, zu Blutungen führende (hämorrhagische) und mit Flüssigkeit angesammelte Verletzungen in allen Organen. Unmittelbare Todesursachen sind das übermäßig hohe Fieber mit Schüttelkrämpfen, der toxische Schock sowie die Gerinnung zwischen den Blutgefäßen. Wer an der Pestsepsis erkrankt stirbt zu einen sehr hohen Wahrscheinlichkeit.
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