Die Maya hatten einen Vielgottglauben (Polytheismus) und teilten ihre Götter in vier Bereiche: der erste verkörperte die natürliche Welt (es gab besonders viele Götter des Ackerbaus), der zweite die Himmelswelt (Sonne, Mond, Venus), der dritte war die Unterwelt (Xibalba) und den vierten bildeten die gestorbenen Herrscher.
Die wichtigste Gottheit war die Venus, der Planet des Schicksals. Doch im Gegensatz zu den Griechen und Römern war sie nicht weiblich und sanft, sondern männlich und unheilvoll. Wenn die Venus als Morgen- oder Abendstern sichtbar wurde, verschlossen viele Maya ihre Fenster, aus Angst vor schädlichen Strahlen. Die Priester beobachteten den Planeten mit dem bloßen Auge (astronomische Instrumente gab es nicht) und konnten sein Erscheinen mit großer Genauigkeit vorraussagen. Es gab sogar ein eigenes Observatorium, nur um die Venus zu beobachten. Viele Könige planten ihre Kriege nach dem Aufgang des Schicksalsplaneten oder gaben mit ihrem Wissen über die Venus an, um ihren Status als Regent zu sichern.
Eine ebenfalls wichtige Gottheit war die Sonne (genannt Ahaw K'in, was soviel hieß wie Sonnengesichtiger Herr). Auch sie war männlich, wie der Name sagt, und wurde als Licht- und Wärmespender sehr verehrt. Während der Morgendämmerung war der Gott jung, am Abend, bei Sonnenuntergang, war er alt geworden.
Gemeinsam mit dem Mond bildet die Sonne die Heldenhaften Zwillinge, die berühmtesten Charaktere der Maya-Mythologie. Ihre Sage steht im Popol-Vuh, einem Buch, das die Geschichten und Mythen der Maya enthält (eine Art Bibel):
"Ihr Vater, der Maisgott, hat die Herren von Xibalba durch zu lautes Ballspiel gestört, wird daraufhin enthauptet und sein Kopf an einem Baum aufgehängt. Als ein Unterwelt-Mädchen an dem Baum vorbeigeht, spuckt der Kopf ihr in die Hand, worauf sie schwanger wird. Sie flieht in die Oberwelt und gebiert Zwillinge - Hunahpu und Xbalanque. Der Maisgott hat aber schon Zwillingssöhne, die die "Neuen" ständig belästigen. Als Antwort verwandeln die heiligen die irdischen Halbbrüder in Affen. Schließlich ziehen aber auch die Heiligen Zwillinge den Zorn der Unterwelt auf sich, müssen viele grausame Prüfungen durchstehen, kommen jedoch frei und wollen den Vater rächen. Nachdem sie durch eine List die Unterwelt bezwungen haben, steigen sie als Sonne und Mond in den Himmel auf."
-Die Lebenswelt der Maya-
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