Das Jahr 1789 brachte die Französische Revolution und damit die erste Aufteilung des Elsaß in die beiden Départemente Ober- und Unterrhein. Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts opponierten viele Elsässer gegen die Jakobiner und sympathisierten mit den eindringenden österreichischen und preußischen Streitkräften, die die junge Revolution niederschlagen wollten. Nach dem Sieg der französischen Revolutionsarmee am Rhein flüchteten Zehntausende vor ihr nach Osten. Als später eine Rückkehr erlaubt wurde, stellte sich oft heraus, daß ihre Habe konfisziert war. Diese Gegebenheiten führten zu einer Massenauswanderung von Familien nach Rußland.
Als Reaktion auf die Wiedereinsetzung Napoleons wurde das Elsaß 1814/15 von fremden Truppen besetzt, darunter 280.000 Soldaten und 90.000 Pferde allein im Departement Niederrhein. Dies hatte starke Auswirkungen auf Wirtschaft und Handel der Region, zumal die alten Handelsrouten neuerlich an die Häfen des Mittelmeeres und Atlantiks angeschlossen waren. Um diese Zeit wuchs die Bevölkerung rasch. Die Kombination all dieser Faktoren bedeutete Hunger, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit für die junge Generation.
Deshalb wundert es nicht, daß nun viele, wie erwähnt nach Rußland, aber auch nach Amerika auswanderten, wo nach dem Verbot der Sklaveneinfuhr 1807 Arbeiter für die Baumwollfelder gebraucht wurden. Viele der amerikanischen und russischen Werber arbeiteten für Schiffseigner und machten den rastlosen Elsässern maßlos übersteigerte Versprechungen. Wenn sie einwilligten und heimlich das Elsaß verließen, fanden sie sich oft in eine große Abhängigkeit gezwungen. Dies häufte sich derart, daß die Generalversammlung von Lousiana ein Gesetz zum Schutz der Einwanderer erließ. Doch die Schiffseigner ließen sich etwas Neues einfallen: sie verlangten überhöhte Summen für die Passage. Trotzdem wanderten zwischen 1817 und 1838 mehrere Zehntausend Siedler nach Rußland und Amerika aus.
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