Das Wort Tragödie ist eine Ableitung vom griechischen Ausdruck \"tragodia\". Das heißt im Deutschen \"Gesang um den Bock als Preis oder Opfer\". Das Wort Komödie dagegen stammt vom griechischen Begriff \"komodia\" ab und bezeichnet den \"Gesang bei einem fröhlichen Umzug\".
Das Drama war ursprünglich eine rituelle Darbietung von rhythmischen Tänzen, die von Chorliedern und Musik begleitet wurde. Tragödie und Komödie haben den gleichen Ursprung, der in den kultisch-religiösen Handlungen zur Ehrung des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos lag.
Für Dionysos wurden 4 große kultische Feste veranstaltet, die seit Mitte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Verbindung mit Theateraufführungen stattfanden. Diese 4 großen kultischen Feste waren die Kleinen Dionysien, die Lenäen, die Anthesterien und die Großen Dionysien. Die bedeutendsten kultischen Festlichkeiten von den genannten waren die Feste, die in den Städten Griechenlands veranstaltet wurden. Man bezeichnete sie als die \"Großen Dionysien\". Sie dauerten mehrere Tage. In Athen beispielsweise war der Festplatz dieser Großen Dionysien das Hanggelände südlich der Akropolis. Noch heute ist dort das Dionysostheater zu besichtigen, das im 4. Jahrhundert v. Chr. fertiggestellt worden ist.
Wie verliefen diese Festlichkeiten?
Die Großen Dionysien begannen mit einer Opferprozession zum Heiligtum des Fruchtbarkeitsgottes Dionysos. Danach folgten Staatsakte. Zum Beispiel wurden verdienstvolle Bürger Athens ausgezeichnet.
Am nächsten Tag wurde der Wettbewerb im sogenannten \"Dithyrambos\" ausgetragen. Der \"Dithyrambos\" war ein Chorlied, das wiederum dem Fruchtbarkeitsgott gewidmet war. Höhepunkt der Feierlichkeiten war schließlich die Aufführung von Tragödien verschiedener Dramatiker. Das vollzog sich über etwa 3 Tage. Seit 486 v. Chr. kamen nunmehr auch Komödien hinzu. Die Darbietung der Tragödie und Komödie wiesen den Charakter eines Dichterwettstreits auf. Die Griechen nannten diesen Wettstreit. Im Mittelpunkt dieses \"Agon\" stand der dramatische Text. Die Umsetzung auf der Bühne trat dabei in den Hintergrund. Alljährlich wurde ein Sieger des Dichterwettbewerbs ermittelt. Das hatte zur Folge, daß ein Stück immer nur einmal aufgeführt wurde. Preisträger und auch führende Dramatiker waren Aischylos, Sophokles und Euripides.
Erst später kam es neben den Dichterwettstreiten zu Schauspielerwettbewerben. Dadurch setzte sich ab 4. Jahrhundert v. Chr. die Praxis durch, die Dramen nicht nur ein einziges Mal, sondern wiederholt aufzuführen.
In der Enstehungsgeschichte des griechischen Dramas spielte der Dithyrambos, das Chorlied, eine Schlüsselrolle.
Der Dithyrambos stellte ursprünglich ein Sololied dar, was sich später zu einem Wechselgesang zwischen Vorsänger und Chor entwickelte. Dieser Entwicklungsschritt wurde vom Dichter Arion von Lesbos um 800 v. Chr. vollzogen. Daher gilt Arion von Lesbos als Schöpfer des Chorliedes. Im Aufbau der Dithyramben, das heißt Sologesang auf der einen und Chorgesang auf der anderen Seite, war schon das wichtigste konstruktive Element des Dramas angelegt, gemeint ist die Dialogform bzw. die szenische Handlung.
Man kann also zusammenfassend feststellen, daß die beiden Grundformen des dramatischen Genres - Tragödie und Komödie - unmittelbar aus dem Chorlied, insbesondere aus der Dialogform zwischen Vorsänger und Chor hervorgegangen sind.
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