Goethe nannte Prag:
"Den schönsten Edelstein in der
steinernen Krone der Welt"
Beham Michaela, 4 DHL
Es ist vielleicht übertrieben zu behaupten, dass die Geschichte von Prag die Geschichte Europas ist, aber es ist sicherlich richtig, dass beide eng miteinander verwoben sind. Prag ist einer der Schauplätze, wo die großen Mächte und Bewegungen der europäischen Geschichte zusammenstießen, nebeneinander existierten und untergingen und dabei die Stadt zu dem machten, was sie heute ist.
Schon in der Steinzeit gab es im heutigen Böhmen in erste Siedlungen. Die geographische Region - Böhmen - erhielt seinen Namen von den Bojern, einem keltischen Stamm, der im 5. Jh. v. Chr. erstmals in dieser Gegend siedelte. Ursprünglich kamen die Bojer aus dem Süd-Westen Deutschlands, von dort wanderten sie in das heutige Böhmen. In den nächsten fünf Jahren ließen sich andere Völker und Stämme in der Region nieder, was durch den Untergang des Römischen Reiches im 4. Jh. n. Chr. noch beschleunigt wurde. Im 6. Jh. Kamen die Slawen, Vorväter der heutigen Tschechen und Slowaken, nach Böhmen. Es entsteht das erste staatliche Gebilde der Westslawen, das sogenannte Reich des Samo. Um 830 wurden die Slawen zu Untertanen des Mährischen Reiches. Das Reich umfasst sowohl die heutige Slowakei als auch Böhmen. Bis in die moderne Zeit waren dies die einzigen Jahre, in denen Tschechen und Slowaken unter einem gemeinsamen Herrscher lebten. Die Mähren sahen sich eingekeilt zwischen den germanischen Stämmen im Westen und dem ehrgeizigen Patriarchen von Byzanz im Osten. Die mährischen Könige verbündeten sich mit der einen oder der anderen Seite, und im Zuge einer Annäherung an Byzanz kamen die großen byzantinischen Heiligen und Gelehrten, Kyrill und Method, nach Mähren.
Die wahre Geschichte der beiden Brüder ist immer noch Anlass für Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten, aber sowohl die Tschechen als auch die Kroaten, Serben und Bulgaren ehren ihr Andenken. Sie wurden im frühen 9. Jh. in Saloniki (griechische Stadt in Makedonien) geboren und machten sich durch ihre Missionstätigkeit einen Namen als Apostel der Slawen. Ihre Kenntnis der slawischen Sprache half ihnen sehr bei ihren überzeugenden Predigten. Deutschen Missionare, legten ihnen allerdings viele Steine in den Weg. Kyrill schuf das slawische Alphabet und legte mit seinen Übersetzungen den Grundstein für die slawische Literatur. Mit dem Alphabet übersetzten Kyrill und Method die Bibel und die Kirchenliturgie.
Die Tscheche (wie die Einwohner Böhmens nun genannt wurden) errichteten eine Festung in der Prager Burg, konnten aber den Untergang des Mährischen Reiches durch die Invasion der Magyren im Jahre 907 nicht verhindern. Dieses Ereignis spaltete die tschechisch-slowakischen Völker politisch für die nächsten 1000 Jahre, da sich die Tschechen mit den Franken verbündeten, und die Slawen zu Untertanen der Magyren wurden.
Um 873 taufte Method den ersten dokumentarisch bezeugten premyslidischen Herrscher Prags. Unter der Dynastie der Premysliden orientierte sich Böhmen mehr und mehr nach Westen, am Papsttum und am Heiligen Römischen Reich Deutscher Nationen. Böhmen wurde zum offiziellen Teil des Reiches, und um die premyslidischen Könige waren Lehensleute des Kaisers. Die erste schriftliche Beschreibung des premyslidischen Prag datiert aus dem Jahre 965.
973 wurde die Stadt Bischofssitz. Das Bistum Prag wurde gegründet, welches bis 1344 der Erzdiözese Mainz angehörte. Im selben Jahr wurde unter anderem das St. Georgs - Kloster, oder auch Georgsbasilika, gebaut, welche noch heute zu den bedeutendsten romanischen Bauwerken der Weltgeschichte gehört.
Das 13. Jh. war eine gute Zeit für das premyslidische Prag. In der Goldenen Bulle (ist ein offizielles Edikt, oder ein vom König erlassenes Gesetz) von 1212 übertrug Kaiser Friedrich der II. dem Premysliden Otakar I. und seinen Nachfahren den Titel König von Böhmen. Das böhmische Territorium wurde erweitert, und die Stadt Prag profitierte derart vom internationalen Handel, dass 1234 die Altstadt ausgebaut werden musste, um die Kaufleute zu beherbergen, die in die Stadt strömten (gleichzeitig kamen auch viele Immigranten aus Deutschland). Im 14. Jh. endete die Dynastie der Premysliden, als der letzte Herrscher ohne ein Erbe verstarb. Bis 1310 herrschte Orientierungslosigkeit im Königreich, dann übernahm Johann von Luxemburg die Regierung. Unter der langen Herrschaft seinen Sohnes Karl erreichten Böhmen mit Prag seinen politischen und kulturellen Höhepunkt.
Karl war ein intelligenter und kultivierter Mann, der fünf Sprachen beherrschte. Seine Mutter war Tschechin, und deshalb betrachtete er sich selbst als Landeskind, was ihm bei den Pragern viele Sympathien einbrachte. Seiner ausgeprägten Baubegeisterung und Sammelleidenschaft verdankt die Stadt einiges. Karl veranlasste nicht nur den Bau der Neustadt, sondern auch die Errichtung des Veits-Doms, der Karlsbrücke, der Prager Universität und einer ganzen Reihe von Kirchen. Prag profitierte nicht nur von den Architekten und Künstlern die in die Stadt kamen, sondern auch von den Kunstschätzen, die der Kaiser in die Stadt brachte.
Die Energie und visionäre Kraft des neuen Herrscher Karls leiteten Prags Goldenes Zeitalter ein, was durch seine Kaiserkrönung 1348 noch begünstigt wurde.
Prag wurde zu einer der bedeutendsten Städte Europas und zur selbsternannten Metropole des Reiches. Während Karls Regierungszeit entstanden viele von Prags institutionellen und architektonischen Wahrzeichen, sowie die gesamte Neustadt. Von besonderer Bedeutung war das Karls Herrschaft in eine Periode des Friedens in Europa fiel, die Böhmens Prestige und Sicherheit förderte.
Der Nachfolger Václav IV. reichte nicht mehr an Karls Größe heran. Religiöse Spaltungen in seinem Königreich spiegelten das Chaos des Großen Schisma (1378 - 1417) wider. Ein Schisma ist eine kirchliche oder theologische, aber nicht lehrmäßige Trennung und Bildung selbstständiger Teile in einer Kirchengemeinschaft.
Die tschechische Revolution hatte ihr Zentrum in Prag und wurde von Jan Hus vorangetrieben. Er war Prediger in der Bethlehemkirche in Prag. Er stand unter dem Einfluss der Lehren Wiclifs, der besonders die Verweltlichung der Kirche bekämpfte und sich später gegen verschiedene Dogmen wandte. Jus wurde immer mehr zum Begründer einer böhmischen nationalkirchlichen Bewegung. Er predigte gegen die Korruption der Geistlichen. Er trat gegen die Kreuzzugsbulle des Papstes Johannes XXIII. auf. Das führte sogar zu politischen Auseinandersetzungen. Nachdem Jus sich geweigert hatte seinen Glauben zu widerrufen, wurde er verdammt und am 6. 7. 1415 als Ketzer am Scheiterhaufen verbrannt. Dieses Ereignis führte zu Unruhen auf den Straßen Prags und zu Reformversuchen der Hussiten, welche die Anhänger von Jan Hus waren. Darüber hinaus spielten nationale Fragen eine Rolle, da die Tschechen die größtenteils deutschen Priester nicht nur wegen der Korruption, sondern auch wegen ihrer Herkunft verachteten. Immer wieder flackerten solche Spannungen in der tschechischen Geschichte auf. Sie führten zu den Hussitenkriegen, die zwischen1419 und 1434 wiederholt ausbrachen.
Umstrittene Wahlen und rivalisierende Ansprüche auf die Krone Böhmens sowie sporadisch wiederkehrende Gewaltausbrüche machten die nächsten 75 Jahre zu einer sehr unsicheren Zeit. Unter Vladislav II. wurde 1485 ein gewisses Maß an religiöser Toleranz erreicht, aber 1526 starb sein Sohn Ludvik im Kampf gegen die Türken, und die Habsburger Herrscher von Österreich erbten die böhmische Krone.......
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