Es gibt eine Legende, welche die Entstehung des Ordens etwas anders erzählt: Als 1099 das Kreuzfahrerheer Jerusalem eroberte, wurden auch viele christliche Soldaten verwundet. Ein altes Ehepaar nahm sich dieser an und versorgte sie bei sich zu Hause. Sie steckten schließlich ihr gesamtes Vermögen in die Krankenpflege und gründeten eine feste Organisation, die vom Patriarchen von Jerusalem anerkannt wurde. Es wurde ein Krankenhaus und ein Bethaus errichtet, das der heiligen Maria gewidmet war. Dieses Hospital wurde den Johannitern unterstellt und soll sogar von Papst Cölestin einmal erwähnt worden sein. Aber das ist alles nur Legende und geschichtlich nicht beweisbar, es erklärt aber den Namen des Deutschen Ordens: "Orden des Hospitals zu Sankt Marien der Deutschen zu Jerusalem". Es heißt weiter, dass der junge Friedrich I. Barbarossa, der auch am 2. Kreuzzug teilgenommen hatte, dieses Hospital gesehen einmal hat und es wieder aufbauen wollte. Er hatte diese Geschichte wohl einmal seinem Sohn Friedrich von Schwaben erzählt und dieser hat dann im dritten Kreuzug vor Akkon das "Vermächtnis" seines Vaters erfüllt.
Der Orden der "Brüder vom Deutschen Haus St. Mariens in Jerusalem", kurz "Deutscher Orden", entstand jedenfalls historisch gesichert 1190 während der Belagerung Akkons aus einer Hospitalgenossenschaft, die von Bremer und Lübecker Bürgern gegründet und betrieben wurde. Diese hatten die Segel ihrer Schiffe für die Versorgung von Verwundeten zur Verfügung gestellt. Im Oktober 1190 traf Friedrich von Schwaben in Akkon ein, übernahm das Hospital und bekam vom König von Jerusalem Guido von Lusignan ein Grundstück in der Stadt Akkon zugewiesen. Friedrich von Schwaben starb bald und wurde in diesem ersten Ordenshaus beerdigt. Zuvor hatte er noch seinem Bruder, Kaiser Heinrich VI., Nachfolger von Friedrich I. Barbarossa, geschrieben und der hatte beim Papst um die Anerkennung des Ordens angesucht.
Am 6. Februar 1191 wurde der Orden durch Papst Klemens III(1187-1191) in päpstlichen Schutz genommen. Zum ersten Prior wurde 1193 Heinrich Walpot von Passenheim ernannt. Er war ein deutscher Ritter, der dem Johannniterorden angehörte. Unter ihm wurde der Orden in einen Ritterorden umgewandelt, um Kreuzfahrer des nächsten Kreuzzuges aufzunehmen. Dieser wurde schon von Kaiser Heinrich VI. vorbereitet. Der Tod des Kaisers 1197 vereitelte dieses Unterenhmen.
Im Jahre 1198 wurde der Orden als Geistlicher Ritterorden von Papst Innozenz III. (1199-1216) endgültig bestätigt. Dieses Jahr gilt als offizielles Gründungsjahr des Ordens. Der Orden ähnelte den beiden älteren Ritterorden: Die Ordensregeln wurden nach dem Vorbild der Johanniter, die Regeln der Ritter nach jener der Templer gestaltet. Die Mitglieder des Ordens gliederten sich in Ritter, dienende Brüder und Priester, die sich alle an die drei Mönchsgelübde zu halten hatten: Armut, Keuschheit und Gehorsam. Neben den Brüdern gab es auch noch sehr viele Halbbrüder, die sich nur an manche Gelübde halten mußten, aber trotzdem die Vorrechte eines Ordensritters erhielten. Sogar Verheiratete durften sich dem Orden als Halbbrüder anschließen. Neben den Ordensbrüdern gab es bald auch Ordensschwestern und neben den Halbbrüdern auch Halbschwestern.
Das Zeichen des Deutschen Ordens ist ein einfaches schwarzes Kreuz, das zuerst nur auf weißem Hintergrund getragen wurde, später auf allen Farben. Dieses schwarze Kreuz auf weißem Grund diente 1813 im Befreiungskrieg gegen Napoleon als Vorbild für eine militärische Auszeichnung: Das Eiserne Kreuz, das auch noch in den beiden Weltkriegen in der Deutschen Wehrmacht als Auszeichnung diente.
An der Spitze des Orden steht der Hochmeister, der von einem Ordenskapitel beraten und überwacht wird. Diesem gehören alle Schwestern und Brüder an. Es hatte sehr weitreichende Befugnisse, wie die Aufnahme neuer Mitglieder oder die Wahl eines neuen Hochmeisters. Daneben standen fünf weitere Gebieter an der Spitze des Ordens: der Großkomtur (der Stellvertreter und Statthalter der Hochmeisters), der Ordensmarschall (der für den kriegerischen Teil des Ordens zuständig war), der Spittler (der das Hospitalwesen leitete), der Trapier (der sich am Anfang nur um die Bekleidung der Ordensbrüder und Schwestern kümmerte, dessen Befugnisse später aber auf die innere Verwaltung und das Bauwesen ausgedehnt wurden), und der Treßler (der Schatzmeister). Der Hochmeister und die Leitung des Ordens befanden sich in Akkon, daneben gab es bis 1196 schon fünf weitere Burgen in Gaza, Jaffa, Ascalon, Rama und Zansi. Später kam noch die Burg Montfort östlich von Akkon dazu, wo dann zwischen 1224 und 1275 der Hochmeister residierte, bis die Burg von den Arabern zerstört wurde.
Durch Spenden erhielt der Deutsche Orden zahlreiche Liegenschaften im ganzen Mittelmeerraum, das Zentrum in Europa lag aber in Deutschland und Österreich. So waren etwa die Babenberger in Österreich dem Orden gegenüber sehr großzügig. Auch die Leechkirche in Graz ist ein sehr frühes Besitztum des Deutschen Ordens. Sie wurde 1233, also ungefähr 50 Jahre nach der Gründung, dem Deutschen Orden geschenkt und der erbaute dort 1275 eine Kirche, die älteste noch erhaltene Kirche in Graz. Auch ein Haus in der Sporgasse wurde dem Deutschen Orden geschenkt, auf dem noch immer eine Inschrift an den früheren Besitzer erinnert.
Um diesen Besitz in Europa zu verwalten und um Mitglieder zu werben wurden in Europa mehrere Ordenshäuser nach dem Vorbild Palästinas gegründet. Die Gebiete in Europa unterstanden zwar auch dem Hochmeister, der wurde dort aber von einem eigenen "Meister", dem Deutschmeister vertreten.
Nach dem ersten Hochmeister Heinrich Walpot von Passenheim folgte im Jahre 1200 der Johanniter Otto von Karpen und 1208 der erste Hochmeister, der kein Johanniter war: Heinrich Bard. Unter ihm wurde der Deutsche Orden endgültig als eigenständige Organisation anerkannt. Er suchte sich einen besonders wichtigen Nachfolger aus: Hermann von Salza.
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