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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Anfänge des hexenwahns



Das Prinzip der Hexenverfolgung ist ganz einfach: Frauen wurden beschuldigt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Als Folge davon wurden sie gefoltert und hingerichtet.
"Entweder du gestehst, oder ich bringe dich raus und prügele dich zu Tode, Tituba!" Parris droht dies Tituba an, weil sie nicht gestehen will, dass sie einen Bund mit dem Teufel eingegangen ist.
Aufgrund der zeitgenössischen Dokumente müssen wir davon ausgehen, dass praktisch alle Hingerichteten unschuldige Opfer einer hysterischen Volksbewegung wurden. Heute würde man wohl von Mobbing sprechen. Opfer dieses Mobbings wurden mehrere zehntausend Personen, vor allem Frauen, teilweise Kinder und später auch Männer, zuerst Leute aus dem unteren, später auch aus dem höheren Stand. Auffallend ist, dass ungefähr die Hälfte aller weltweiten Hexen-Hinrichtungen im deutschsprachigen Europa stattfanden. Angefangen hat der Hexenwahn allerdings in Frankreich. In diesem Zusammenhang wird an den Prozess der Jeanne d\'Arc, der 1920 von der katholischen Kirche heiliggesprochenen Jungfrau von Orléans erinnert. Sie wurde 1431, erst 20jährig, als Ketzerin verbrannt. Das Ende des Hexenwahns scheint vor allem in der Schweiz zu liegen.


Vom zeitlichen Gesichtspunkt gesehen liegt die Spitze der Verfolgung ums Jahr 1700. Vereinzelte Prozesse aufgrund von Anklagen wegen Zauberei gab es zwar schon um 1000, und vereinzelt auch noch bis etwa 1900. Als letzte hingerichtete Hexe in der Schweiz wurde der Fall der Anna Göldi bekannt. Die Dienstmagd wurde in Glarus Ende 1782 mit dem Schwert hingerichtet, also nur wenige Jahre vor Ausbruch der Französischen Revolution. Diese sollte durch ihre Auswirkung die alte Ordnung in Europa wegfegen.

Während allen Phasen des Hexenwahns wurde das Verfolgen unschuldiger Menschen teilweise heftig kritisiert. In einzelnen Gebieten Europas gab es deshalb überhaupt keine Hexenverfolgung oder höchstens vereinzelte Verhöre ohne Folterungen, nach denen man die Angeklagten wieder freiließ - mangels Beweisen. Hier stoßen wir bereits auf das Kernproblem der Hexenverfolgung. Zaubereisünden lassen sich nicht beweisen, weil ihre Auswirkungen das Nachvollziehbare und damit Beweisbare überschreiten. Dass es heute noch Zauberei durch Schwarze Magie gibt, welche Menschen objektiven Schaden zufügt, daran würden heutzutage ohnehin die meisten Zeitgenossen nicht mehr glauben. Aus der Bibel wie aus der Überlieferung von Naturvölkern wissen wir jedoch, dass es durchaus gewisse magische Praktiken gibt, welche Menschen wirklichen Schaden zufügen können. Da sich solche Vorkommnisse aber nicht beweisen lassen, ist es nicht möglich, sie durch weltliche oder kirchliche Gerichte beurteilen zu wollen. Gewisse Dinge werden eben erst am Jüngsten Tag ins richtige Licht gerückt werden. Von einer solchen Perspektive des Jüngsten Tages wichen zur Zeit der Hexenverfolgung kirchliche wie staatliche Obrigkeiten ab. Sie stützten sich dabei auf das Bibelwort, dass man die Zaubereisünde nicht dulden solle und gingen dagegen an. Allerdings nicht mit geistlichen, sondern unangebrachterweise mit weltlichen Waffen. Die Folge davon war eine Katastrophe, die uns heute noch erschüttert und bei der das Christliche im ursprünglichen Sinne vollends auf der Strecke blieb. Eine Spätfolge davon ist das Misstrauen oder sogar die Abscheu, welche man der Institution Kirche in weiten Bevölkerungskreisen noch heute entgegenbringt, wenn die Rede auf die Hexenverfolgung oder auch die Kreuzzüge fällt.

Die Massenhysterie gegen Frauen in früheren Jahrhunderten hatte ihren Ursprung zu einem grossen Teil in den heidnischen Götter- und Dämonenvorstellungen. Diese lebten in den Köpfen der Menschen fort, auch lange nachdem Europa christianisiert war, und teilweise sind solche Vorstellungen heute noch vorhanden. Die Christianisierung Europas brachte es zwar mit sich, dass viele Menschen Christen wurden, so wie auch viele andere über den Status der getauften Heiden nicht hinweg kamen und es eigentlich auch gar nicht so recht wollten.

Das Christentum war die offiziell erwartete Denk- und Lebensweise, sodass sich viele mehr nur äusserlich anpassten und der christliche Glaube immer in einem Wettlauf mit den animistischen Vorstellungen stand. Da war zum Beispiel die Vorstellung, dass Geister an den Zäunen hausten und die Menschen bedrohen würden.
Genau von dieser Vorstellung stammt das Wort Hexe. Der Begriff geht zurück auf das alt-nordische Wort für Zaunsitzerin, hagazussa. Jedenfalls begann sich mit der Christianisierung die Vorstellung des Teufels mit derjenigen von Hexen, Dämonen und Unholden zu vermischen. Man spricht in der Fachwelt auch von der Christianisierung des antiken, keltischen, germanischen und slawischen Dämonenglaubens.

Teilweise wurden gewisse Formen der Magie bewusst von der frühmittelalterlichen Kirche übernommen, damit die heidnische Bevölkerung das Christentum leichter annahm. Jedenfalls wurden der Teufel, aber auch die Hexen von der christianisierten Bevölkerung verantwortlich gemacht für schlechtes Wetter, Missernte, Fehlgeburten, die Pest und so weiter. In Zeiten der Missernte und der damit verbundenen sozialen Folgeschäden waren solche Vorstellungen noch höher im Kurs. Und in der Tat war der soziale Niedergang breiter Bevölkerungskreise ein wesentlicher Nährboden für das Aufkommen des Hexenwahns. Zudem gab es tatsächlich vereinzelte und verborgene Wahrsager, Volksmagier und auch - meist sehr kleine - Gruppen, welche den christlichen Glauben verhöhnten - teilweise aus reiner Prahlerei, teilweise auch als Satanskulte, welche mit umgekehrten Kreuz ihre Schwarzen Messen zelebrierten. In jener Zeit, da es praktisch noch keine Zeitungen gab, waren die Gerüchte das hauptsächlichste Massenmedium. Man kann sich ausmalen, wieviel Dichtung und wie wenig Wahrheit damit weitergegeben wurde. Jedenfalls erschien die Gefahr von Seiten der Hexen und Zauberer um ein X-faches größer, als sie es in der Wirklichkeit je war.

 
 

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