Der Hexenglaube entstand nicht unter dem Einfluß der Kirche, die Entwicklung verlief
genau entgegengesetzt. In den ersten Jahrhunderten duldete die katholische Kirche
keine Personen, die mit dem Teufel in Verbindung standen oder sich in teuflischen
Künsten übten. Sie verurteilte die Häretiker, griff die Manichäer hart an und befahl
ihre Vernichtung. Sie leugnete den Hexenglauben.
Im Jahre 785 verkündete die Heilige Synode von Paderborn: "Wer vom Teufel
verleitet nach heidnischem Glauben behauptet, daß des Hexen gibt und sie auf dem
Scheiterhaufen verbrennt, wird mit dem Tode bestraft." Dieses Dekret wurde von Karl
dem Großen bestätigt. Seine Befehle besagten, daß die Bischöfe all diejenigen aus der
Gemeinschaft der Christen ausschließen sollten, "die an teuflische Magie und den
nächtlichen Flug der Hexen glaubten".
Die Verbreitung von häretischen Sekten, in europäischen Ländern, führte dazu, daß
die Kirche die Existenz von Hexen eingestand. Zwischen 1000 und 1200 verbreitete
sich die Sekte der Manichäer sehr stark. Überall entstanden Geheimgesellschaften.
Sehr in die Enge getrieben, nimmt die Kirche den Kampf gegen Ketzerei und Zauberei
(vorerst auf die gleiche Stufe gestellt) auf. 1179 rief das Lateran-Konzil die weltlichen
Mächte auf, bei der Bekämpfung der Ketzerei tätig zu werden. Es begannen sofort
entsprechende Maßnahmen. Die bischöflichen Gerichte, die die Inquisition einführten,
wurden 1235 endgültig durch ein Breve von Gregor IX. eingesetzt. Von nun an
leugnete die Kirche nicht mehr die Existenz von Dämonen und Hexen.
Zunächst kam es zu wenigen Verbrennungen, denn die als Hexen beschuldigten
Menschen wurden nicht gefoltert und konnten sich durch Gottesurteil oder durch
einen Reinigungseid befreien.
Die Kirche verbreitete die Behauptung, daß die Hexen in ein geheimes Komplott mit
dem Teufel verwickelt seien, um das Königreich Gottes auf der Erde zu stürzen .
Die Männer der Kirche redeten den Laien ein, daß sehr häufig schwarze Messen
stattfanden und sie verstärkten diese Vorstellungen noch. Diese Aussagen waren zum
größten Teil Schwindel, und es lagen keine Beweise vor, allerdings wurden sie
benötigt, um die allgemeinen Wahnvorstellungen aufrecht zu erhalten. Denn die
eigentliche Aufgabe, die Albigenser, die Waldenser und andere südfranzösische
Ketzergruppen zu töten, war beendet. Nun brauchte die Inquisition neue Opfer, um
ihre finanziell sehr einträgliche Existenz fortzusetzen.
Ullrico@t-online.de (Sebastian Boettcher)
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Dieses Problem konnte durch den Hexenwahn gelöst werden. An den Verbrechen,
derer die Hexen alle angeklagt wurden, waren sie alle völlig schuldfrei, da es
unmöglich war, diese zu verüben. (Pakt mit dem Teufel/Reiten auf einem Besen).
Die Suche der Inquisitoren nach neuen Opfern, mit denen sie ihre Organisation
rechtfertigen konnten, bereitete der Verfolgung der Hexerei einen Aufschwung. "1375
beklagte sich ein französischer Inquisitor, daß alle reichen Häretiker ausgerottet seien
und niemand mehr übrig wäre," um sich dessen Reichtum anzueignen.
Nach dieser Aussage erlaubte Papst Johannes XXII. alle zu verfolgen, die Magie
betreiben. So entwickelte die Inquisition langsam und unsicher ihre Konzepte gegen
die Hexerei.
Die Hexenjagd finanzierte sich selbst, weil sie zu einem bedeutenden Gewerbe wurde.
Das Einkommen vieler wurde durch sie gesichert. Der örtliche Adel, Bischöfe,
Könige, Richter, Gerichte, Gemeinden, städtische Magistrate und andere hohe und
niedrige Funktionäre erhielten ihren Anteil an der Beute, die die Inquisitoren aus dem
Nachlaß ihrer Opfer zusammentrugen. Die Opfer mußten ihre Hinrichtung selbst
bezahlen, auch den Strick und den Pfahl, an dem sie erhängt wurden. Für jede Folter
gab es eigene Kosten. Nach der Hinrichtung reicher Hexen nahmen die Richter ein
üppiges Mahl zu sich. Natürlich auf Kosten der Opfer. (2/3)
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