Der Reichsdeputationshauptschluss>
1648, nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges wurde das Heilige Römische Reich deutscher Nation in über 200 einzelne Territorien aufgeteilt.
Mit dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 sollte eine neue Ordnung zugunsten einer besseren Verwaltung des Reiches eingeführt werden.
Grundgedanke dessen sollten Säkularisation und Mediatisierung sein. Säkularisation bedeutete die Herrschaftsübernahme in kirchlichen Territorien durch weltliche Fürsten.
Mediatisierung meint den Verlust der Reichsunmittelbarkeit. Knapp 350 Reichsritterstände unterstanden nicht mehr direkt dem Reich, sondern mussten sich der Landeshoheit eines anderen weltlichen Reichsstandes unterwerfen.
Die Stützen des Kaisers -Reichskirche, Reichsadel und die meisten Reichsstädte- waren entmachtet, das Reich in seinem Lebensnerv getroffen.
Ganz im Sinne Napoleons ging das bisher neutral gebliebene Preußen (großer Gewinner des RDHS mit dem Erhalt des Fünffachen seiner linksrheinischen Verluste) aus dem "Länderschacher" als gestärktes Gegengewicht zu Österreich hervor, was zu einer gegenseitigen Kontrolle führte.
Das Ende des HRRdN in der Bildung des Rheinbunds
Nach Napoleons Sieg in der Dreikaiserschlacht zeigte sich, daß der frz. Kaiser die Politik der "natürlichen Grenzen" Frankreichs längst verlassen hatte und eine neue Hegemonialordnung diktierte. In Deutschland sah er eine Stärkung der Mittelstaaten vor, die im Juli 1806 unter der Schutzherrschaft Napoleons offenen Reichsverrat begangen und sich zum Rheinbund zusammenschlossen.
Unter frz. Druck legte der Kaiser Franz II. die Kaiserkrone nieder. Mit dem Heiligen Römischen Reich deutscher Nation fällt eine große Institution in Europa.
Umgestaltung der Rheinbundstaaten nach frz. Vorbild
Der Rheinbund umfaßte mit Ausnahme Preußens und Österreichs bald nahezu alle deutschen Staaten.
Napoleons Interessen bestanden in der Schaffung eines schlagkräftigen Militärbündnisses für mögliche künftige Kriege sowie in der Ausweitung der frz. Revolutionserrungenschaften und Angleichung der Binnenstrukturen an frz. Verhältnisse.
Dabei begünstigte er jedoch den Adel, den er zur Sicherung seiner Herrschaft benötigte, und nahm die Ausbeutung der Staaten in Kauf.
Baden trat schon 1805 an die Seite Napoleons, um die Existenz der Markgrafschaft zu sichern. Durch den Übertritt in den Rheinbund kamen mit jedem gemeinsamen Sieg Territorien in ihren Besitz, so daß binnen weniger Jahre ihr Staatsgebiet von 3.900 auf 14.000 qkm anwuchs !
Württemberg nahm einen ähnlichen Fortgang, so daß nach Napoleons Vorstellungen zwei mittelgroße Flächenstaaten entstanden, die groß und stark genug waren, um den Anforderungen an ein modernes, leistungsfähiges Staatswesen gewachsen zu sein und um mit Bayern zu einem dritten Machtfaktor in Deutschland zu werden.
Die Herrscher von Württemberg und Bayern nahmen 1806 die Königswürde an, der von Baden wurde Großherzog.
Auswirkungen von Säkularisation und Mediatisierung
Die akute Finanznot, verursacht durch die vom Kriege geleerten Staatskassen, konnte auch nicht durch die Gebietsgewinne ausgeglichen werden. Deshalb führte man neben der Herrschaftssäkularisation kirchlicher Territorien auch eine Vermögenssäkularisation kirchlichen Gutes durch. Radikal hoben sie die wohlhabenden Abteien und Klöster auf und übernahmen deren Eigentum.
Reform in Preußen: Freisetzung der gesellschaftlichen Kräfte
1807 bricht die preußische Armee bei Jena und Auerstedt gegen das Heer um Napoleon zusammen.
Diese verheerende Niederlage gibt den entscheidenen Anstoß zu Reformen, die im selben Jahr noch, durch alle gesellschaftlichen Schichten, durchgeführt wurden.
Die preußische Reformpolitik sah zunächst die Bauernbefreiung vor, die die Bauern zur freien Berufswahl und zum Erwerb von Grund und Boden befähigte. Allerdings sollten Entschädigungsgelder in die Hände der Grundherren fließen, die die Bauern wirtschaftl. nicht verkrafteten. Infolge dessen wurden Bauern zu Landarbeitern oder wanderten als Arbeiter in die Städte aus, was die Reform zu einem Fiasko machte.
Weiterhin führten die Freiherren Stein und Hardenberg eine Selbstverwaltung der Städte als Magistratsverfassung durch. (föderalistischer Ansatz in Kontrast zur zentralistischen Politik innerhalb des Rheinbunds !)
Die 1810/1811 eingeführte Gewerbefreiheit war der Hauptgrund für die darauffolgende Massenverarmung, denn auf den freien Wettbewerb der wirtschaftlichen Kräfte waren die wenigsten Handwerksmeister vorbereitet !
Die Heeresreform hatte das Ziel, ein patriotisches Volksheer zu entwickeln, das ganz im Gegensatz zum überalterten, aus fremdländischen Söldnern zusammengesetzten Militär stehen sollte.
Dafür wurde das Heer in Königsheer, Landwehr und Landsturm aufgeteilt. Letztendlich wird das Verhältnis des Heeres zum Staat, zur politischen Führung sowie zur bürgerlichen Gesellschaft zur Schlüsselfrage der preußisch-deutschen Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts.
Die Bildungsreform sorgte für eine lückenlose Schulausbildung. Zu Beginn die Volksschulen, danach die Gymnasien und zuletzt die Universitäten.
Für den Staat erwuchs die Aufgabe, seine Landeskinder zu selbstverantwortlich handelnden Bürgern zu erziehen, plötzlich bestimmten die Ideale des Humanismus die Schulpolitik.
Restauration und Neuordnung auf dem Wiener Kongress
Freiheitskrieg wurde in Befreiungskrieg umgedeutet
Grundsätze der Neuordnung (Fürst von Metternich)
Legitimität: Rechte der alten Herrscherhäuser (politischer Ansatz von 1789); gegen Volkssouveränität
Solidarität: Heilige Allianz (1815); Monarchen für Rußland, Österreich und Preußen
Ziel war der Kampf gegen Ideen der Französischen Revolution
außenpolitisches Gleichgewicht der Mächte: "balance of power" zur Sicherung des Friedens und der territorialen Neuordnung.
Der Deutsche Bund
Zum Deutschen Bund, der am 8.6.1815 auf dem Wiener Kongreß beschlossen wurde, gehörten die souveränen Fürsten und freien Städte Deutschlands an, einschließlich des Kaisers von Österreich, der Könige von Preußen, Dänemark und der Niederlande.
Daraus läßt sich schon schließen, daß es sich beim Dt. Bund um einen lockeren Staatenbund handelt.
Die Aufgabe des Bundes bestand in der Erhaltung der Sicherheit Deutschlands und der Unantastbarkeit der einzelnen Mitgliedsstaaten, was dadurch geregelt wurde, daß die Mitgliedsstaaten sich gegenseitig ihre Besitzungen garantierten. Im Kriegsfall durfte kein Bundmitglied Kontakte mit dem Feind führen.
Das große Problem des Deutschen Bundes bestand darin, daß weder Einheit noch Freiheit entstanden. Die Bundesfürsten hielten die absolute Souveränität, die durch die Solidarität abgesichert war; das deutsche Volk hatte nur geringe Rechte, es war nicht souverän und unfrei.
Das spiegelte sich auch in der Verfassung wider:
Je größer die Mitgliedsstaaten, desto größer war ihr Stimmrecht; nie wird vom deutschen Volk, sondern nur von den Mitgliedsstaaten gesprochen.
Die deutschen Nichtmitgliedstaaten standen folglich außerhalb des Bundes, sie mußten auch nicht die Artikel befolgen.
Für viele Historiker liegt im Deutschen Bund das Scheitern des nationalen Gedankens verankert, da der lange Wunsch nach Einheit und Freiheit wieder einmal nicht erreicht wurde.
Freiheit und Einheit- liberale und nationale Grundsätze und Forderungen
Die Grundlagen des Liberalismus fußen auf der geistesgeschichtlichen Epoche der Aufklärung. Er zielt auf einen möglichst großen Spielraum des Einzelnen und auf Rücknahme der Macht des Staates.
Zentrale liberale Zielvorstellungen waren
. Abschaffung der feudalen Gesellschaftsordnung
. Begrenzung der Fürstenmacht durch Verfassungen mit Anerkennung von Grund- und Menschenrechten sowie Teilung und Kontrolle der staatlichen Gewalten
. Mitwirkung der Staatsbürger am Staat durch gewählte Vertreter
. gleichmäßige und freie Entfaltung der Wirtschaft
. wirtschaftlicher und politischer Zusammenschluß Deutschlands
Diese Forderungen waren eng verbunden mit der Durchsetzung von Freiheit und Einheit.
Träger des Liberalismus waren zunächst das städtische Besitz- und Bildungsbürgertum, später Professoren und andere intellektuelle Kreise, denen es möglich war, durch Bildung, Beruf und Vermögen politische Auseinandersetzungen zu führen.
Einheit Freiheit
emotional rational individuell politisch
- Schnitt zum Fremden - Industrialisierung - Naturrechte - Demokratie
- Identitätsfindung - geschlossener Markt
Zwischen 1815 und 1848: der Vormärz
Das Wartburgfest- Blick zurück nach vorn
Infolge der Freiheitskriege entdeckte vor allem die studentische Jugend das Nationalbewußtsein. Ein Fünftel der Studenten traten nun national gesinnten Burschenschaften bei. Am 18. und 19. Oktober 1817 gedachten sie der Völkerschlacht von Leipzig auf der traditionsreichen Wartburg.
Rückblickend wurde vor allem die militärische Befreiung des Vaterlandes beschworen, um daraus Forderungen nach nationaler Einheit und Freiheit abzuleiten. Die damaligen Verhältnisse wurden kritisiert und ein nationaler Zusammenschluß aller Burschenschaften gefordert.
Dieses Wartburgfest fand beim nationalliberalen Bürgertum einen guten Anklang, während der preußische König es als Aufforderung zum Aufstand verstand.
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