In der Nachfolge Lenins setzte sich Stalin durch; ab 1929 wer er praktisch Alleinherrscher. Seine Diktatur fand ihren Niederschlag in Presse, Rundfunk, Literatur und bildender Kunst, in Lobpreisungen und hymnenhaften Verherrlichungen seiner Person als "Führer" und Genius der Menschheit. Dieser Personenkult war von blutigen "Säuberungen" von Millionen "Gegnern" (u.a.Trotzkij) begleitet; mindestens 800 000 Parteiangehörige und die Hälfte aller Offiziere wurden getötet. 1936-38 wurde ein Großteil der alten Führungsgarnitur in großen "Schauprozessen" hingerichtet. Stalins Stütze war eine "neue Klasse" aus technischer Intelligenz, Bürokratie und Militär, die auch Privilegien bekam.
Im Bereich der Wirtschaft gelang es Stalin, mit Hilfe von Fünfjahresplänen innerhalb von zwei Jahrzehnten den russischen Agrarstaat in den zweitgrößten Industriestaat der Erde zu verwandeln.
Der erste Fünfjahresplan wurde 1928 in Kraft gesetzt: Mehrere hundert Wissenschaftler und Praktiker hatten zunächst empirisch alle vorhandenen Fabriken, Anbauflächen usw. und ihre Leistungen festgestellt, und von da aus Planziele berechnet, auch neue Produktionsarten geplant. Ein zweites Ziel war eine Verstärkung der Sozialisierung (die Privatwirtschaft sollte zurückgehen).
Ganz im Vordergrund stand die Produktionsgüterindustrie (für den Konsum sollte angespart werden - Sparkassen wurden errichtet). Leistungsanreize zusätzlich zu den in Aussicht gestellten Steigerungen des Volkseinkommens waren Prämienverteilungen, Auszeichnungen usw.
Tatsächlich wurden die Pläne z.T. erfüllt oder übertroffen, aber in anderen Teilen gar nicht, wodurch es zu Differenzen kam, die von neuen Plänen ausgeglichen werden mußten.
Besonders das zweite Ziel wurde nur unter großen Opfern erreicht: Verstaatlichungen waren z.T. überstürzt, die Kulaken (russ. Großbauern) reagierten unwillig, indem sie z.B. Sowchosen sabotierten oder vor Eintritt in die Sowchose das eigene Vieh schlachteten; daraufhin befahl Stalin die "Liquidierung der Kulaken als Klasse", wodurch 1,5 - 2 Milionen Kulaken mit ihren Familien deportiert und zu Zwangsarbeit verurteilt wurden. 1932 gehörten fast 99 % aller Landwirte den Kollektivbetrieben an.
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