In der Schöpfungsmythologie der Azteken gab es fünf
aufeinanderfolgende Welten oder auch \"Sonnen\" genannt. Der
Kampf der Götter führte zur Erschaffung und zur Zerstörung jeder
dieser Welten durch eine Katastrophe. Die erste Sonne wurde von
Tezcatlipoca regiert und hieß \"Vier-Jaguar\". Nach 676 Jahren stieß
Quetzalcoatl Tezcatlipoca ins Wasser, woraufhin die Erde von
Jaguaren verschlungen wurde. Somit herrschte Quetzalcoatl über
die zweite Sonne namens \"Vier-Wind\". Die wurde durch die Rache
Tezcatlipocas an Quetzalcoatl durch einen Wirbelsturm zerstört. Die
dritte Sonne, \"Vier-Regen\", wurde vom Regengott Tlaloc regiert.
Allerdings schickte Quetzalcoatl einen Feuerregen, der auch diese
Welt zerstörte. Die vierte Sonne, \"Vier-Wasser\", endete als die
Welt von einer Flut überschwemmt wurde und die Menschen sich in
Fische verwandelten. Nach diesen unvollkommenen Welten entstand
die fünfte Sonne, \"Vier-Bewegung\", in der wir jetzt leben.
Die fünfte Sonne entstand in Teotihuacán, als sich der Gott
Nanahuatzin in ein Feuer stürzte und sich dadurch in die aufgehende
Sonne verwandelte. Da sie aber bewegungslos am Himmel hing,
opferten die anderen Götter ihr Blut, um Energie für die Bewegung
am Himmel zu erzeugen.
Dieser Sonnenstein gilt als Ehrung für den Sonnengott und
symbolisiert die Notwendigkeit der Menschenopfer für die Sonne,
damit sie genug Energie hat, um am nächsten Morgen wieder
aufzugehen.
1497 ließ der sechste Herrscher der Azteken, Axayácatl, den Stein
fertigen, um ihn im Haupttempel aufzustellen. Als die Spanier
Tenochtitlán eroberten, schmissen sie diesen Stein aus dem Tempel
auf den Hauptplatz (den heutigen Zocaló). Da der Sonnenstein aber
weiter angebetet wurde, ließen sie ihn vergraben. Erst 1790, bei
einer städtischen Ausgrabung, wurde er wiedergefunden und auch
als Meisterwerk anerkannt. Heute kann man den Sonnenstein im
Museo Nacional de Antropologia y Historia in Mexico City
besichtigen.
Sonnenstein (392 KB)
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