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geschichte artikel (Interpretation und charakterisierung)

Der kongress von aachen und die kooperation mit frankreich



Solange die Alliierten in Frankreich einen gemeinsamen Feind hatten, den es zu besiegen galt, lief ihre Zusammenarbeit weitestgehend reibungslos ab. Mit der schrittweisen Akzeptanz Frankreichs als gleichwertigen friedlichen Partner zeigten sich jedoch erste Anzeichen für das spätere Scheitern der Konferenzdiplomatie der Großmächte. Erste Reibungspunkte zeichneten sich bereits im Vorfeld des Aachener Kongresses im Jahr 1818 ab. Zwischen Castlereagh und dem englischen Parlament gab es Meinungsverschiedenheiten über die Legitimation der Tagung des Kongresses. Während Castlereagh eine Tagung in Aachen auf der Grundlage des sechsten Artikels der Viererallianz favorisierte, wollten die englischen Abgeordneten nur eine Tagung, die auf Artikel Fünf des Vertrages von Paris fußte, akzeptieren. Bei einer Tagung gemäß des Viererbündnisses wäre die Zielsetzung die "Erörterung allgemeiner europäischer Probleme" gewesen, da sie jedoch aufgrund des Pariser Vertrages stattfand, war das Ziel eine Überprüfung der Beziehungen der Bündnispartner zu Frankreich. Castlereagh mußte sich also schließlich dem Willen der englischen Abgeordneten beugen. Für diese war die Einmischung in kontinentale Angelegenheiten nämlich nur dann legitim, wenn es um (militärische) Konflikte ging. Die britischen Abgeordneten vertraten in der Mehrheit die Meinung, dass die Teilnahme und das Abhalten von Kongressen in Friedenszeiten einen nicht zu rechtfertigenden Bruch mit der Tradition der britischen Außenpolitik darstellte. Das Einmischen fremder Mächte in die Angelegenheiten anderer Staaten war nach Auffassung des Parlamentes illegitim. Diese Haltung findet 1822 ihren Höhepunkt in den Protesten gegen die Niederschlagung von Unruhen in Spanien durch Frankreich. Während es also Castlereaghs Ziel war, Konflikte durch frühzeitige Verhandlungen und Gespräche gar nicht erst entstehen zu lassen, wollte das britische Parlament sich nicht präventiv mit möglichen Streitigkeiten untereinander und innenpolitischen Themen anderer Staaten befassen. Höchstens wenn Konflikte zu eskalieren drohten, war das Parlament bereit diese am Verhandlungstisch beizulegen.
Dennoch blickte Castlereagh hoffnungsvoll auf diese erste Sitzung eines europäischen Kongresses unter friedlichen Vorzeichen. Der Kongress von Aachen, der Ende September 1818 eröffnet wurde, sollte beweisen, wie wirkungsvoll eine Konferenzdiplomatie sein kann, um Mißverständnisse auszuräumen und die Vorteile einer Politik des gegenseitigen Vertrauens zu demonstrieren. Doch obwohl die letzten Besatzungstruppen aus Frankreich abgezogen wurden, da Frankreich sich in den zurückliegenden drei Jahren wieder als verläßlicher Partner präsentiert und alle Reparationen gezahlt hatte, wurde die Quadrupelallianz nicht aufgelöst. Es herrschte weiterhin ein nicht öffentlich artikuliertes Mißtrauen gegenüber Frankreich. Nach anfänglichen Unstimmigkeiten folgten die Alliierten der Argumentation Metternichs, der hervorhob, dass der Vertrag von Chaumont eine Laufzeit von zwanzig Jahren ohne Kündigung hatte, und er nach der endgültigen Niederlage Napoleons in Paris von allen Signatarmächten bestätigt worden war. Eine Mitgliedschaft Frankreichs im Vertrag sei unmöglich, weil die Aufnahme eines neuen Mitgliedes die Allianz genauso grundlegend und nachhaltig wandeln würde wie der Austritt einer der ursprünglichen Signatarmächte.
Die Bestätigung der Quadrupellallianz gegen Frankreich ließ erkennen, dass Europa zumindest zum Teil aus Angst vor einem gemeinsamen Feind organisiert war. In der Befürchtung Frankreich könnte den europäischen Kontinent erneut in einen verheerenden Krieg verwickeln, waren die Alliierten nicht bereit ihr Bündnis aufzugeben. Allerdings konnten sie es sich auch nicht leisten, Frankreich politisch zu isolieren, da sie dann ihren diplomatischen Einfluß verloren hätten. Die Quadrupelallianz wurde aufrechterhalten, dies jedoch vor Frankreich verborgen um seinen Monarchen nicht zu kränken oder bloßzustellen. Andererseits nahm Frankreich ja am Kongreß der Siegermächte in Aachen teil und wurde formal als vollwertiges Mitglied behandelt.
Die Unstimmigkeiten der Alliierten bezüglich der Aufgaben der Allianz wurden nach 1818 nicht beigelegt, sondern nahmen an Schärfe zu. Rebellionen in Spanien zu Beginn des Jahres 1820 veranlaßten den Zaren einen Antrag zu stellen, der die Anerkennung und Garantie aller legitimen Regierungen forderte. Dieser Antrag erlaubte bei einem revolutions-bedingten Regierungswechsel das Eingreifen der Allianz in innenpolitische Belange zur Aufrechterhaltung des Status Quo. Eine Intervention der Allianz in Spanien entsprach aber nicht den Interessen Englands, weshalb Castlereagh den Antrag ablehnte. In seinem Memorandum vom 5. Mai 1820 erläuterte er den Verbündeten, dass der Zweck ihrer Allianz die Aufrechterhaltung des Friedens und des Gleichgewichts der Kräfte gewesen sei. Beim Erreichen dieser Zielsetzung sei England stets bereit, nach Kräften mitzuwirken. Er betonte aber, dass sich England nicht in die inneren Angelegenheiten anderer Staaten einmischen oder eine Intervention anderer Mächte gleichgültig mitansehen. Als im gleichen Jahr zu den Erhebungen in Spanien auch noch Unruhen in Neapel und Portugal ausbrachen, schlug sich Metternich auf die Seite des Zaren. Auf der Konferenz in Troppau im Oktober stimmten alle Teilnehmer bis auf Castlereagh einem Memorandum Metternichs zu, worin dieser das "Prinzip der Nichtanerkennung revolutionsbedingter Veränderungen und das Interventionsrecht (...) zur Unterdrückung derartiger Veränderungen darlegte."
Auf dem Kongress von Laibach, wohin die Troppauer Konferenz vertagt wurde, beauftragte man das österreichische Militär zur Intervention in Neapel, was genau wie die Niederwerfung der Revolution in Piemont keine Schwierigkeit für die österreichische Armee war. Nach ihrem erfolgreichen Vorgehen in Italien verhärtete sich der Entschluß der Interventions-Befürworter, auch in die Unruhen in Spanien einzugreifen. Gegen britische Proteste wurden Frankreichs Armeen auf dem Kongress von Verona im Oktober 1822 beauftragt, die Unruhen in Spanien niederzuschlagen.
Nach der Konferenz von Verona fanden keine weiteren im Vertrag der Viererallianz vorgesehenen Treffen mehr statt. England beschloß, nachdem seine Proteste in Verona ignoriert worden waren, nicht mehr an weiteren Konferenzen teilzunehmen, distanzierte sich jedoch nicht von der Idee des Europäischen Konzertes. England war weiterhin bereit, sich im Falle einer tatsächlichen Bedrohung des Friedens in Europa mit den anderen Mächten zu treffen.

 
 

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