90% der Ägypter sind Muslime. Der Islam ist seit 1971 Staatsreligion. Die restlichen 10% der Bevölkerung sind koptische Christen. Ägypten zeigt, mit einigen Ausnahmen, dass sich Muslime und Christen gut arrangieren können. Die Einheit von Kreuz und Halbmond wird in der ägyptischen Politik immer wieder beschworen.
Kaum ein Ägypter, auch nicht in intellektuellen Kreisen, würde sich als Atheist bezeichnen. Andererseits hält sich die Mehrzahl der Ägypter nicht an alle religiösen Pflichten. Nur wenige Ägypter leiten aus dem Islam politische Forderungen ab. Man trifft oft auf einen \"Volksislam\" mit Heiligenkult, der Verehrung Muhammads, Aberglaube und Magie. Diese Glaubensformen weichen deutlich vom Urislam ab. Der Sufismus ist mit ca. drei Millionen Anhängern eine wichtige Bewegung.
Die Universitäten Ägyptens gehören zum Zentrum der Reformkräfte im Islam. Vorschläge zur Verbesserung des Rechtssystems, der Bildung oder der Stellung von Frauen werden in Ägypten häufiger als in vielen anderen islamischen Ländern laut.
Als Gegenbewegung zu der unorthodoxen Politik Ägyptens unter Nasser, Sadat und Mubarak (Kooperation mit den USA, Friedensschluss mit Israel, weltliches Rechtssystem) hat sich allerdings in neuerer Zeit eine starke fundamentalistische Bewegung aufgebaut. Sie findet besonders unter den zahlreichen Armen in Ägypten Anhänger.
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