1944/1945 fand das KZ-Lagerwesen seinen infernalen Höhepunkt. Kripo und Gestapo nahmen noch einmal massenhafte und wahllose Verhaftungen vor, um in der zusammenbrechenden Kriegsgesellschaft jeden Widerstandswillen auszuradieren. Gleichzeitig verschlechterten sich die Überlebenschancen in den Lagern dramatisch, da die Versorgung der Häftlinge nun unter das Existenzminimum gesunken war. In so genannten \"Quarantänezonen\" und reinen \"Sterbelagern\" wurden die geschwächten Häftlinge ohne Hilfe und Schutz einem qualvollen Tod überlassen. 1944 ging die SS auch dazu über,
entkräftete und politische Häftlinge, die Informationen über die Täter an die immer näher rückenden Alliierten weitergeben könnten, gezielt zu ermorden.
Bedingt durch das Zusammenbrechen der Kriegsfronten \"evakuierte\" die SS schließlich die Konzentrationslager. Zielorte waren Lager im Reichsinnern. Da die Marschrouten jedoch von den Alliierten versperrt waren, irrten die Häftlinge unter Bewachung der SS oft wochenlang ohne hinreichende Verpflegung umher. Wer nicht mehr marschfähig war, wurde erschossen. Mindestens ein Drittel der Häftlinge starb noch kurz vor Kriegsende auf diesen \"Todesmärschen\", in Transportzügen oder in den völlig überfüllten Aufnahmelagern, in denen das indirekte und gezielt gelenkte Massensterben weiterging, während in den aufgegebenen Lagern Akten, Folterwerkzeuge und Blutspuren beseitigt wurden.
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