Die erste Erwähnung von Juden im Gebiet des heutigen Österreichs stammt aus der Karolinger Zeit - es ist die sogenannte Raffelstätter Zollordnung aus der Mitte des 10. Jahrhunderts. In dieser werden jüdische Kaufleute mit anderen Kaufleuten gleichgestellt.
Die Babenberger förderten die Ansiedlung der Juden, weil diese kapitalkräftig waren. Der erste Jude in Wien war Schlomo - er war Münzmeister von Herzog Leopold V. Er wurde nach Wien gerufen um die 50.000 Mark Silber Köllner Gewichts, die als Lösegeld für den Englischen König Richard Löwenherz bezahlt wurden, als Geldstücke auszuprägen. Schlomo begründete somit die alte Münzstätte "Am Hof", gleich neben der Babenberger Burg. Er wurde 1196 ermordet. Aus den vier Häusern, die in seinem Besitz waren, und der Synagoge von 1204 entstand das erste Judenviertel von Wien um den Judenplatz. Ein Jahrhundert später wurde den Christen verboten, mit Juden Kontakt zu pflegen.
Später besaß dieses Ghetto 70 Häuser, die so angeordnet waren, dass ihre Rückwände eine geschlossene Begrenzungsmauer bildeten. Es erstreckt sich nach Norden bis zur Kirche Maria am Gestade. Die Westseite wurde vom Tiefen Graben, die Ostseite von der Tuchlauben begrenzt. Die Südseite bildete der Platz "Am Hof". Durch vier Tore konnte das Ghetto betreten werden, die beiden Haupteingänge lagen jeweils an der Wipplingerstraße. Wenige dieser in Wien lebenden Juden waren reich. Die meisten Familien besaßen nur ein Haus, viele Familien lebten auch mit einer anderen Familie in einem Haus.
1406 wurde das Ghetto in Brand gesteckt, 1420/21 aufgelöst und die arme Bevölkerung auf Flößen die Donau hinuntergetrieben. Die 210 Reichsten, deren Vermögen gebraucht wurde, wurden am 12. März 1421 auf der Gänseweidein Erdberg verbrannt. 200 Jahre später durften sich wieder Juden im "Unteren Werd" ansiedeln. Nur 50 Jahre später wurden sie unter Leopold I erneut vertrieben, die Synagoge wurde zur Leopoldskirche umgebaut und die "Untere Werd" heißt seit damals Leopoldstadt. Nur drei Jahre später tritt der selbe Leopold an zwei Juden um finanzielle Unterstützung für den Kampf gegen die Türken heran. Und weitere 200 Jahre später lebten ca. 80 000 Junden in Wien und gründeten die Israelische Kultusgemeinde. 1923 waren 40% der Bevölkerung der Leopoldstadt jüdischer Herkunft. Es gab 95 Bethäuser, 44 davon nur in der Leopoldstadt, sechs Synagogen, die bis auf die in der Seitenstettengasse alle in der sogenannten Reichskristallnacht zerstört wurden.
Den Mittelpunkt des Judenviertels bildete das erstmals 1205 erwähnte Schul- oder Bethaus, das sich am Judenplatz befand. Der Platz bildete bis zur Vertreibung der Juden den Mittelpunkt der Judenstadt und hieß damals Schulhof. Neben der Judenschule, einer der bedeutendsten des deutschsprachigen Raumes, befanden sich hier auch das Judenspital, die Badestube und die Synagoge.
1406 wurde nach einem großen Stadtbrand eine neue Synagoge errichtet, die aber nach der Vertreibung der Juden 1421 demoliert wurde. Wichtig für die jüdische Gemeinschaft war auch das Spital, wo man feststellte, dass es nicht nur zur Krankenbetreuung, sondern auch als Altersheim diente.
1938, vor dem deutschen Einmarsch, zählte die jüdische Gemeinde - sie galt als reichste Europas - 183 000 Mitglieder, 1945 2 000. 65 000 waren in den KZs der Nazis umgekommen, der Rest noch vor Ausbruch des Krieges emigriert. Heute wird die Zahl der in Wien lebenden Juden auf 10 000 bis 12 000 geschätzt. An die 7 000 von ihnen sind in der Gemeinde registriert.
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