Durch die napoleonischen Kriege bis 1814 wurde Europa aus seinem politischen und wirtschaftlichen Gleichgewicht gebracht. Um die Grenzen und politischen Strukturen Europas wiederherzustellen wurde im Herbst 1814 der Wr. Kongreß einberufen. Durch Metternich wurden die nationalen und liberalen Strömungen durch die Einführung des Polizeistaates zurückgehalten. Nach der Epoche des feierlichen Barock und des gezierten (Quasi-)Rokoko stellt das B. eine Flucht in eine behagliche Genußfreudigkeit, in eine \"heimliche\" Weltgeborgenheit, dar. Da das Bürgertum, das zu Geld und Ansehen gelangt war, im Metternichschen Polizeistaat von jeder Einflußnahme auf die Staatsgeschäfte ferngehalten wurde, traten die persönlichen, rein privaten Interessen in den Vordergrund. Wichtiges Anliegen wurde die Gestaltung der Freizeit. Man suchte Vergnügen und Unterhaltung auf der Landpartie, beim Heurigen, im Prater, in Tanzlokalen, im Kaffeehaus und im Theater - nicht zuletzt als Ablenkung vom harten Alltag, der tristen sozialen Lage und der unsicheren politischen Situation.
Große Bedeutung wurde der Pflege von Kunst und Kultur beigemessen, wobei sich das wohlhabende Bürgertum zum wichtigsten Förderer entwickelte. Die Häuser der kunstinteressierten und einflußreichen Mäzene wurden oft zum Treffpunkt von Literaten, Komponisten, Malern und Bildhauern sowie Vertretern aus anderen Bereichen des kulturellen Lebens. Man veranstaltete literarische Zirkel, Konzertabende, Diskussionsrunden u. a. Zu einem solchen Anlaß eingeladen zu werden konnte für einen jungen Künstler das Sprungbrett zum Erfolg bedeuten.
Die Dichtung des ö. B., die Elemente der Klassik und der Romantik aufnahm, war - dem politischen \"Jungen Deutschland\" bewußt entgegengesetzt - weitgehend unpolitisch und vertrat die Ideale behutsamer Innigkeit, Selbsteinschränkung und Resignation. Das \"sanfte Gesetz\" der Natur war die Kunstmaxime. Dem B. verpflichtet waren z.B. Adalbert Stifter, Ferdinand Raimund und Franz Grillparzer.
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