Nur maximal 40 000 Menschen aller sozialer Schichten wagten es, sich zwischen 1933 und 1945 gegen das Hitler Regime aufzulehnen. Eine Vielzahl derer, die jegliche Form von Widerstand leisteten, obwohl darauf die Todesstrafe stand, waren kommunistisch- Soziale wie Ernst Thälmann. Allerdings waren auch überzeugten Christen mit den Machenschaften Hitlers nicht einverstanden.
In den letzten Kriegsjahren gehörten dann auch militärische Gruppen zu den Widerständlern. Unser Arbeitsauftrag betrifft genau eine solche Gruppe- es geht um eine Gruppe von Offizieren und militärisch hoch angesehenen Personen, die das "generalstabsmäßige Attentat mit anschließendem Staatsstreich" vom 20. Juli 1944 geplant haben.
Bereits 1938 bildete sich der Widerstandskreis um Generaloberst Ludwig Beck. Ludwig Beck wurde am 29. Juni 1880 in Biebrich bei Wiesbaden geboren. Nach dem Abitur verpflichtete er sich erst der Preußischen Armee, später ging er zur "Reichswehr" und stieg dort bis zum General auf.
Schon 1943 begannen die Vorbereitungen für ein Attentat auf Hitler. Im Jahr 1943 schlugen drei Attentate fehl, allerdings schöpfte man neue Hoffnung, als sich im August 1943 Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg dem Widerstandskreis anschloss.
Der am 15. November 1907 in Jettingen geborene Offizier stammte aus einem angesehenen, bayrischen und streng katholischem Adelsgeschlecht, und kam ´43 gerade mit mittelschweren Verletzungen aus Afrika zurück. Bei einem Tieffliegerangriff hatte er das rechte Auge, die recht Hand und zwei Finger der linken Hand verloren. Wie viele anderen gehörte auch Stauffenberg am Anfang zu den Menschen, die von Hitler fasziniert waren, allerdings merkte er während des Afrikafeldzuges wie menschenverachtend Hitlers Regime war, und schloss sich der militärischen Opposition an. Am 1. Juli 1944 wurde er zum Stabschef beim Befehlshaber des Ersatzheeres befördert, was ihn für die Widerstandsgruppe zu einer große Bereicherung machte, da er in dieser Position direkten Zugang zu Adolf Hitler hatte.
Geplanter Vorgang des 20. Juli:
Stauffenberg sollte am 20. Juli 1944 im Führerhauptquartier "Wolfsschanze" -in Ketrzyn/ Polen- Adolf Hitler mit zwei Bomben töten, die sich in einer Aktentasche befanden. Da die Wahl des Attentäters auf Stauffenberg fiel, war nur ein Bombenattentat möglich, durch seine hätte er Behinderung kein Pistolenattentat verüben können.
Sofort nach Hitlers Tod sollte Stauffenberg zurück nach Berlin fliegen und so schnell wie möglich in das Hauptquartier der Widerstandsgruppe, den Bendler Block kommen um dort mit anderen Mitgliedern an der Gruppe an den im Voraus ausgearbeiteten "Walküre-Plänen" zu arbeiten.
Durch unvorhersehbare Zufälle, Unentschlossenheit einiger Offiziere, Fehlern bei der Planung der Aktion und Missverständnissen endete jedoch das Vorhaben der militärischen Opposition im Tod.
Rund 200 Menschen wurden im direkten Zusammenhang mit dem Attentat und mehrere tausend vollkommen Unschuldiger als "Racheopfer" während der "Aktion Gewitter" inhaftiert oder auf grausame Art und Weise umgebracht. Hitler wollte seine Feinde so wörtlich: " hängen sehen wie Schlachtvieh".
Der Weg, den die Widerstandsgruppe einschlug um ihre Ziele zu erreichen, lässt sich sehr gut an den "Walküre-Plänen" aufzeigen.
Der erste Schritt sollte die Ermordung Hitlers durch das Attentat sein, um inner Unruhen in Berlin vorzutäuschen, und so den Ausnahmezustand ausrufen zu können.
Danach sollten die Ersatzeinheiten des Militärs in Berlin einmarschieren und die vorgetäuschten Unruhen unter Kontrolle bringen. Um den Reaktionen der Nazis entgegen zu wirken sollten die nationalsozialistischen Machtzentralen wie unter anderem Polizei, Staatssicherheit und Parteibüros der NSDAP von den Geschehnissen isoliert werden.
Der für Propaganda genutzte Rundfunk, "Volksempfänger" genannt, sollte für die Verbreitung der "Neuigkeit vom Tod Hitlers und dem daraus entstandenen Ausnahmezustands" in alle Haushalte und Arbeitsstätten sorgen. Nachdem man sich das Befehlsrecht angeeignet hatte, wollte man so schnell wie möglich Kontakt zu den Alliierten aufnehmen, den man schon vorher durch V-Männer in Paris vorbeireitet hatte. Der Frieden sollte schnellstmöglich hergestellt werden, um weitere sinnlose, zivile Opfer zu vermeiden.
Schon lange im Voraus wurden Regierungserklärungen aufgesetzt, die nach einem gelungenen Staatsstreich propagiert werden sollten.
Das erste Ziel sollte die Wiedererstellung des weltweiten Friedens, mit gerechten Forderungen auf allen Seiten, und keinerlei Besatzungszonen sein.
Außerdem sollte die "vollkommene Majestät des Rechts" wiederhergestellt werden um Willkür jeglicher Art entgegen zu wirken.
Der Holocaust, von den Juden Shoa genannt, der sich "in der unmenschlichsten, tief beschämenden und gar nicht wieder gut zu machenden Art vollzogen hat" sollte sofort eingestellt werden!
Die zahlreichen Konzentrationslager sollten aufgelöst, Unschuldige entlassen und Schuldige einem objektiven Gericht vorgeführt werden.
Das größte Ansinnen der Hitler Opposition war die Neuschaffung einer "wahren, auf Achtung, Hilfsbereitschaft und sozialer Gerechtigkeit bedachten Gesellschaft".
Die für den 20.Juli 1944 angedachte Lagebesprechung mit Hitler in der "Wolfsschanze" war die perfekte Gelegenheit für das geplante Attentat.
Am Morgen flog Stauffenberg mit deinem Adjutanten Oberleutnant Werner von Haeften in das ostpreußische Führerhauptquartier.
Während der Zeit, in der die Lagebesprechung statt fand, hielt sich ein Teil der Widerstandsgruppe im Bendler Block auf, ein anderer Teil in allen wichtigen Ministerien, um die "Operation- Walküre" starten zu können, sobald Hitler getötet wurde.
Direkt vor der Besprechung gelang es Stauffenberg die Aktentasche mit den beiden Bomben unter dem Tisch zu platzieren, allerdings traten technische Probleme auf, sodass Stauffenberg nur eine der beiden Zeitbomben zünden konnte.
12.42 Uhr detonierte die Bombe. Stauffenberg hatte kurz vorher unter dem Vorwand ein wichtiges Telefonat führen zu müssen den Raum verlassen können.
Drei Offiziere wurden getötet. Durch die für das Attentat ungünstige Beschaffenheit des Raumes -Holzverkleidung-, und den Zufall, dass Hitler sich im Moment der Detonation über den Tisch gebeugt hatte, überlebte er. Lediglich sein Trommelfell war gerissen. Um zu beweisen, dass er wohlauf und mächtig wie zuvor war empfing er noch am Abend Mussolini.
Stauffenberg und sein Adjutant von Haeften, die die Detonation beobachtet hatten, gingen fest vom Tod Hitlers aus, und machten sich sofort auf den Weg nach Berlin. Allerdings gab es Probleme bei der Übermittlung der Nachrichten, sodass der Befehl zum Einsetzen des "Walküre-Plans" erst gegen 15.50 Uhr gegeben wurde. Generaloberst Fromm- bis dahin ein Verbündeter des Widerstands- informierte sich in der "Wolfsschanze" über die Geschehnisse und erfuhr so, dass Hitler noch am Leben war. Er wollte seinen Mitverschwöhrern die Weiterführung des "Walküre- Plans" verbieten, als er trotzdem weiter geführt wurde, ließ er von Olbricht verhaften.
Gegen 17.00Uhr trifft Stauffenberg mit von Haeften im Bendler Block ein, und führt trotz missglücktem Attentat verzweifelt, aber doch energisch den Plan weiter. Bis 18.30 Uhr scheint alles wie geplant zu verlaufen, doch Goebbels -Propagandaminister- erfährt zu früh vom Überleben Hitlers, gewinnt den Rundfunk für NS- Zwecke zurück, und startet Gegenaktionen.
Ab 22.00 Uhr wird der Bendler Block von Hitler- treuen Offizieren zurückgewonnen und kurz nach Mitternacht werden Claus Schenk Graf von Stauffenberg, Friedrich Olbricht, Albrecht Ritter Menz von Quirnheim und Werner von Haeften als Erste im Innenhof des Blockes erschossen.
In Folge des Attentates setzte ein Welle "politischer Gewaltanwendung im Interesse des Staates gegen gefährliche Umtriebe" -genannt Repression- ein. Diese richtete sich nicht nur gegen direkte Mitglieder der Verschwörungsgruppe, sondern auch gegen deren Familienangehörige und vollkommen Unbeteiligte. Zum Beispiel wurde die Frau Stauffenbergs zusammen mit ihren beiden Söhnen in ein Konzentrationslager deportiert.
Es wurde eine "Sonderkommission 20. Juli" unter SS-Obergruppenführer Kaltenbrunner gebildet, die das ganze Ausmaß des Attentats durch Folter erzwungene Aussagen erschloss.
Noch heute wird dem 20. Juli 1944 gedacht, es finden jährlich eine Gedenkveranstaltung an diesem Datum statt. Trotz Scheitern des Planes ist er symbolisch als "Aufstand des Gewissens" in die deutsche Geschichte eingegangen.
Einer der am häufigsten zitierten Sätze Stauffenbergs ist: "Derjenige allerdings, der etwas zu tuen wagt, muss sich bewusst sein, dass er wohl als Verräter in die deutsche Geschichte eingeht!"
Keiner derer, die am Attentat vom 20. Juli 1944 beteiligt waren ist als Verräter in die Geschichte eingegangen, sondern als beachtenswerter Vertreter von Mut und Courage gegenüber politisch verwerflichem Geschehen.
Vielleicht ist genau deshalb der Bendler Block heute Amtssitz des Bundesministers der Verteidigung.
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