Die Zivilisation der Antike
br />
In der Gegenwart wird der Rassismus oft sehr weit ausgedehnt. Er bezeichnet im strengen Wortsinn die Feindschaft gegenüber einer Gruppe von Menschen, denen man zu Unrecht einen gemeinsamen Ursprung zuschreibt. So gesehen scheint die Antike den Rassismus nicht gekannt zu haben. Der Ausdruck "Rassismus" ist neueren Ursprungs. Er wurde in den dreißiger Jahren unseres Jahrhunderts als Folge des wachsenden Antisemitismus in Deutschland und der Nürnberger Gesetze geschaffen.
"Am Anfang war der Andere". Beinahe jede Zivilisation neigt dazu, sich aufgrund des Fremden zu definieren. Das "Wir" birgt den obersten Platz auf der Stufenleiter, und rechtfertigt die Anwendung von Gewalt. Der Rassismus hat seine Wurzeln in den fernsten Zeitaltern und ist Bestandteil jeder Kultur. Ist das Altertum eine Ausnahme? Der Gegensatz zwischen Griechen und Barbaren führt nicht zu einer grundsätzlichen feindlichen Auffassung und Abwertung vom Barbaren.
Um sich zum Ursprung durchzuringen, sollte man bei ihm beginnen, da wäre einmal der Fall des alten Ägypten. Die Zivilisation der Pharaonen hatte, verglichen mit den unmittelbar benachbarten, ohne Zweifel einen unantastbaren hohen Grad an Vollkommenheit erreicht. Dies drückt sich allerdings nicht in Abwertung des Anderen aus. Es gab keinerlei Diskriminierung gegenüber Fremden.
Erst die wiederholten Invasionen durch fremde Heere führte zu den ersten fremdenfeindlichen rassistischen Äußerungen. Da waren einmal die syro-asiatischen Söldner die während der Ersten Zwischenzeit (2190-2052 v. Chr.) ein schlechtes Andenken hinterließen. Man wollte sogar eine Mauer bauen, weniger darum, die Fremden abzuwehren, als die Beziehungen wieder zu regulieren. Mit den ägyptische Eroberungen, begannen die unterworfenen Völker allmählich das ägyptische Volk zu unterwandern und tiefgreifenden Einfluß auf die ägyptische Kultur auszuüben. Dies gilt als Anzeichen großzügiger Toleranz.
Dieses Gleichgewicht wurde von den asiatischen Hyksos (1650-1570) zerstört. Die folgenden Hebräer wurden zu deren treuen Bundesgenossen, und das ist der Grund für den Haß der Ägypter nach dem Fall des Hyksos-Reiches, und für ihre Vertreibung aus Ägypten. Diese Tatsache, bildete später die Grundlage des alexandrinischen Antisemitismus in hellenistischer und römischer Zeit.
Unter persischer Herrschaft (524-402) siedelten sich Griechen, Karer, Juden usw. in Ägypten an. Die Griechen und Ägypter waren den Juden feindlich gesinnt. Gründe waren das Mißtrauen gegenüber dem hebräischen Monotheismus und den Söldnern im Dienste der Perser usw. Die Griechen maßen dem Bestehen verschiedener Gruppen wenig Bedeutung zu. Aristoteles schrieb den Barbaren, obwohl diese seiner Ansicht nur geboren wurden, um als Sklaven zu dienen, gewisse Tugenden zu. Der Grieche gab sich keine Mühe andere Zivilisationen kennenzulernen, um dann ein Urteil über sie zu fällen.
Rom ist anders
Das Imperium bestand aus einer Vielfalt von Völkern, und sogar die Kaiser waren zeitweise spanischer oder portugiesischer Herkunft oder stammten aus dem Orient. Es scheint als war man fremden Einflüssen gegenüber offen und daß es keine Diskrimination gab. In so manchen Dokumenten jedoch wird die Ansicht vertrieben, daß die Schwarzen aufgrund ihrer Hautfarbe fremdartiger als die Barbaren sind. Man brachte die schwarze Haut mit der Unterwelt, dem Tod, ja sogar mit Kot in Verbindung.
Dieser Behauptung stand die weise Bemerkung Ciceros gegenüber: "Die Menschen unterscheiden sich durch ihr Wissen, aber alle sind gleich, was die Fähigkeit zu wissen betrifft; es gibt keine Rasse, die nicht, von der Vernunft gelenkt, zur Wahrheit gelangen könnte." Die den Juden gemachten Vorwürfe sind religiöser und politischer Art: religiös weil sie am Kaiserkult nicht teilnehmen, barbarische Bräuche haben (Beschneidung, Sabbat), "gottlos" sind und einen Eselskopf anbeten; politisch, wie sie ein rebellisches Volk sind und zahlreiche Aufstände anzetteln.
Das Urchristentum das aus dem Judentum entstanden ist, betonte die Abschaffung aller sozialen und ethnischen Unterschiede. Beispiel Paulus: "Hier ist kein Jude noch Grieche, hier ist kein Knecht oder Freier, hier ist kein Mann noch Weib; denn ihr seid allzumal einer in Christo Jesu". Dieses Toleranzideal verlor allerdings an Bedeutung als das Christentum zur Staatsreligion wurde. |