Ceijas Bruder Karl, ist der zweite in der Familie der Stojkas, dessen künstlerisches Werk ein Zeugnis der Verfolgung und Vernichtung der Roma durch die Nationalsozialisten in den Konzentrationslagern darstellt.
Der 1931 im Bezirk Baden geborene ältere Bruder von Ceija, hat einen äußerst schicksalhaften Geburtstag, den er immer besonders herausstreicht. So auch in seinem Buch "Auf der ganzen Welt zu Hause", wo er berichtet: "Ich bin 1931, am 20. April, geboren, ich habe also mit Adolf Hitler denselben Geburtstag, mit jenem Mann, der mein ganzes Leben, das meiner Familie und das der Roma so beeinflußt hat." Daß er seinen Geburtstag gerade mit diesem verhaßten Mann teilen muß, der bei seiner Geburt genau 42 Jahre alt war, läßt ihn immer noch sehr wütend werden. Im Wintersemester 1997/98 hatte ich zwei Mal die Möglichkeit, Herrn Stojka persönlich in einer Vorlesung, die sich mit der NS- Zeit beschäftigte, über seine Vergangenheit berichten zu hören. Auch bei dieser Gelegenheit kam er bereits im ersten Satz seines Berichtes auf diese Gemeinsamkeit zu sprechen.
1943 wurde auch er als Zwölfjähriger ins Konzentrationslager Auschwitz- Birkenau eingeliefert. Danach folgten zwei lange und harte Jahre in Buchenwald und Flossenbrüg, bis er schließlich als Vierzehnjähriger auf dem sogenannten "Todesmarsch" von Soldaten der alliierten Truppen befreit wurde.
Seine tragische Vergangenheit bewältigte der heute 67-jährige, wie seine Schwester, zuerst vor allem durch seine künstlerische Betätigung als Maler. In seiner Austellung "Eine Kindheit in Birkenau- A Childhood in Birkenau" zeigt Karl Stojka Bilder der tragischen Erinnerungen seiner Kindheit. Sie wurde unter anderem 1992 im U.S. Holocaust Memorial Museum in Washington D.C. gezeigt.
Erst später entschloß er sich, seine Erlebnisse aufzuschreiben, und 1994 erschien schließlich sein Werk "Auf der ganzen Welt zu Hause"- sechs Jahre nach dem Erfolg von Ceijas KZ- Biographie "Wir leben im Verborgenen". Wahrscheinlich wollte er- nachdem bereits seine Schwester sehr erfolgreich war- ebenfalls ein Buch schreiben, das sich mit ihrem gemeinsamen Schicksal befaßt. Vielleicht war er eifersüchtig auf seine Schwester und wollte sie übertrumpfen: Tatsache ist jedoch, daß beide als Zeitzeugen durch ihre schonungslose Berichterstattung, über die unmenschlichen Verhältnisse im Konzentrationslager, dem Leser ein genaues Bild dieser grausamen Zeit bieten können.
Heute lebt Karl Stojka mit seiner zweiten Frau wie seine Schwester Ceija in Wien.
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