Auch für Boris Jelzin sind Motiv und Wunsch klar: Er muß balancieren zwischen dem Bestreben, die Beziehungen zum Westen keinesfalls abreißen zu lassen, und der Notwendigkeit, den wachsenden Antiamerikanismus der Nationalisten und Kommunisten - denen er bald bei den Wahlen zur Duma gegenübersteht - zu besänftigen. Immer lauter wird die Forderung, den serbischen Brüdern Waffen zu liefern, selbst die beiden Präsidentschaftsanwärter Lebed und Lushkow setzen sich dafür ein.
Mit Blick auf den Westen hat Jelzin erklärt, er werde sich nicht in den Kosovo-Krieg verwickeln lassen, und er hat, was zuvor niemand für möglich gehalten hätte, seinen Ministerpräsidenten Jewgenij Primakow und die beiden wichtigsten Minister nach Belgrad entsandt, um Milocevic auf den Zahn zu fühlen. Mit Blick auf den Osten hat er Kriegsschiffe vom Schwarzen Meer in die Adria verlegt und die Beziehungen zur Nato abgebrochen.
Die Reaktion des Bündnisses auf den Besuch von Primakow ist ganz unverständlich.
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Natürlich hat der russische Regierungschef in Belgrad auch in einem sechsstündigen Gespräch nichts Vorzeigbares erreicht, aber immerhin berichtete er danach: \"Wenn die Nato ein Signal erhalten will, dann bekommt sie auch eins - ein positives.\" Doch die Nato-Vertreter brauchten nur eine Stunde, um zu erklären, daß sie nur zu ihren festgelegten Bedingungen für Verhandlungen bereit seien. Mit versteinerter Miene verließ der russische Regierungschef, der nach Bonn gekommen war, das Kanzleramt und den ebenfalls versteinerten EU-Ratspräsidenten Gerhard Schröder.
Verhandlungen bereit seien. Mit versteinerter Miene verließ der russische Regierungschef, der nach Bonn gekommen war, das Kanzleramt und den ebenfalls versteinerten EU-Ratspräsidenten Gerhard Schröder.
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