Nachdem jetzt die Ursachen und Folgen einer globalen Klimaerwärmung genannt worden sind, sollen nun geeignete Maßnahmen beschrieben werden, mit denen man der Bedrohung durch den Treibhauseffekt begegnen kann. Dabei wird grundsätzlich zwischen zwei verschiedenen möglichen Wegen unterschieden: Der eine Weg bedeutet die Einschränkung der Emissionen der Treibhausgase auch zu Lasten des Lebensstandards der Menschen. Der andere Weg - und das ist der, den die Menschheit wohl gehen muß, wenn nicht unverzüglich andere Maßnahmen eingeleitet werden - bedeutet eine Anpassung an die veränderten Lebensbedingungen und damit eine Art \"Ingenieurslösung\", also eine im Vertrauen auf die menschliche Intelligenz und Anpassungsfähigkeit beruhende Strategie. Doch dieser zweite Weg ist gefährlich, denn die Menschheit hat noch nie versucht, ein so komplexes System wie das Klima und damit die gesamte Erde zu kontrollieren.
2.3.1 Maßnahmen in der Vergangenheit
Obwohl Fourier schon 1827 auf die Möglichkeit einer globalen Klimaerwärmung aufmerksam gemacht hat und der schwedische Naturforscher Arrhenius schon um 1900 erste Klimaberechnungen anstellte, wurden auch viele weitere Warnungen erst in den letzten beiden Jahrzehnten ernstgenommen. Und erst seit ungefähr 10 Jahren beschäftigen sich Politiker wirklich ernsthaft auf internationaler Ebene mit der Einleitung von Vorsorgemaßnahmen. Es wurden zwar sehr viele Konferenzen vor allem des United Nations Environmental Program (UNEP) und der World Meteorological Organisation (WMO) abgehalten, jedoch beinhaltete kaum ein Abschlußbericht eine Verpflichtung für die Teilnehmerstaaten, Emissionen von Treibhausgasen einzuschränken. Einzig die 1994 in Kraft getretene Klimarahmenkonvention verpflichtet die Industrieländer und die meisten Staaten Osteuropas dazu, ihre Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahr 2000 auf das Niveau von 1990 zurückzuführen, wobei diese hochgesteckten Reduktionsziele schon nicht mehr zu erreichen sind und von den meisten Beteiligten nicht einmal Versuche dazu unternommen wurden. Die wohl wichtigsten Treffen waren die Konferenz von Montreal mit dem Montrealer Protokoll von 1987, die Konferenz von Toronto 1988, der Weltklimagipfel von Rio de Janeiro von 1990 und schließlich der Weltklimagipfel in Berlin im März 1995. Seit seiner ersten Konferenz im Jahre 1988 spielt auch der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) eine immer wichtigere Rolle, da er in regelmäßigen Zeitabständen Publikationen zu den neuesten Informationen und Entwicklungen im Bereich der Klimaforschung herausgibt. Doch wie schon gesagt, hatten die meisten dieser Bemühungen nur einen beratenden Charakter für die Regierungen der einzelnen Ländern, ohne diese wirklich dazu zu verpflichten, Maßnahmen gegen eine globale Erwärmung zu ergreifen.
2.3.2 Reduktionsmöglichkeiten für die einzelnen Treibhausgase
Hier sollen nun Möglichkeiten besprochen werden, um die Emissionen der einzelnen Treibhausgase und damit ihre Konzentration in der Atmosphäre zu verringern. Wie schon gesagt entsteht das weitaus wichtigste Treibhausgas, das Kohlendioxid, vor allem durch das Verbrennen fossiler Energieträger. Und genau hier müssen die Maßnahmen zur Verringerung der CO2-Konzentration ansetzen: Der Energieverbrauch der Menschen muß verringert werden. Dies läßt sich vor allem durch eine rationelle Energienutzung und den Gebrauch von erneuerbaren Energieträgern durchführen. Ohne ihren heutigen Lebensstandard zu verlieren, ist es für die Bewohner der Industrieländer möglich, die Kohlendioxid-Emissionen durch eine effektive Energienutzung um die Hälfte zu reduzieren (Rabe, 1990, S.80). Kurzfristige Möglichkeiten zur Verringerung des Energieverbrauchs sind vor allem im Verkehrsbereich zu finden. In einer Verlagerung des Individualverkehrs mit dem Auto auf die öffentlichen Verkehrsmittel und auch in der so heftig umstrittenen, spürbaren Erhöhung des Benzinpreises durch steuerliche Maßnahmen besteht auf jeden Fall eine kurzfristig einsetzbare Möglichkeit zur Verringerung des Energieverbrauchs. Wichtig ist hierbei, daß dies auf breiter Ebene geschieht und nicht nur in einigen Ballungszentren. Deshalb ist es unerläßlich, den Einzugsbereich öffentlicher Verkehrsmittel auszuweiten und die Attraktivität anderer Verkehrsmittel wie zum Beispiel dem Fahrrad zu erhöhen. Kurzfristig bietet sich ebenfalls die Maßnahme an, Filter in Industriebetrieben und Katalysatoren in Autos einzusetzen, allerdings können diese Möglichkeiten zumindest in Deutschland wohl größtenteils als ausgeschöpft gelten. Mittelfristig sind wohl die effektivsten Maßnahmen zur Verringerung des Energieverbrauchs möglich: Der wohl wichtigste Punkt ist hierbei die Wärmedämmung, da das Heizen mit 75 % (Borsch/Wiedemann, 1992, S.106) des Gesamtenergiebedarfs den größten Teil der benötigten Energie in Privathaushalten darstellt. Außer einer rationellen Energienutzung, d.h. einer möglichst effektiven Anwendung der vorhandenen Energieträger, ist es mittelfristig auch sinnvoll, von fossilen auf regenerative Energieträger umzusteigen. Dazu gehören unter anderem die Wasserkraft, die Solarenergie, die Windenergie und Erdwärme. Das Potential zur Nutzung von Wasserkraft muß unter ökologischen Gesichtspunkten in Deutschland schon als ausgeschöpft angesehen werden. Die Solarenergie, bei der man zwischen der Wärmegewinnung durch Kollektoren und der direkten Stromerzeugung durch photovoltaische Zellen unterscheidet, bietet jedoch noch große Einsatzmöglichkeiten. Die Windenergie ist in Deutschland nur auf ungefähr 10 % der Fläche (Schönwiese/Diekmann, 1987, S.195) wirtschaftlich nutzbar. Im Gegensatz dazu läßt sich die Erdwärme in größerem Maßstab nutzen und ist deshalb zur zukünftigen Anwendung sicher nicht uninteressant. Global betrachtet gibt es für die einzelnen regenerativen Energieträger auf jeden Fall noch erweiterte Einsatzmöglichkeiten, zum Beispiel die Wüste zur Gewinnung von Solarenergie oder Gebiete mit beständigem starken Wind (Passate) zur Nutzung von Windenergie. Die erneuerbaren Energieträger müssen auf jeden Fall immer stärker eingesetzt werden und die fossilen Energieträger ablösen, wenn der besprochene \"erste Weg\" gegangen werden soll.
Für das zweite wichtige Treibhausgas, die Fluorchlorkohlenwasserstoffe gibt es - da diese ausschließlich vom Menschen erzeugt werden - nur eine Möglichkeit der Konzentrationsverringerung: Vermeidung der Herstellung der FCKW. Dies könnte ohne große Schwierigkeiten im Bereich der Kühlsysteme, der Aufschäumung und der Reinigung durchgeführt werden, da hier bereits adäquate Stoffe existieren. Das Problem besteht in der Industrie, die diesen gerade in Deutschland wichtigen Wirtschaftszweig nicht verlieren möchte. Doch Zögern kann hier sehr verhängnisvoll sein, da die FCKW - auch im Hinblick auf die Zerstörung der Ozonschicht - einige Jahrzehnte brauchen, um die obere Atmosphäre zu erreichen und ungefähr 100 Jahre existieren. Das bedeutet, daß ein sofortiger Produktionsstopp erst in einigen Jahrzehnten erkennbar werden würde.
Die atmosphärische Konzentration des Treibhausgases Methan läßt sich auch - zumindest in sämtlichen vom Menschen regulierten Bereichen - beträchtlich reduzieren. Zum Beispiel kann man Reissorten züchten, die weniger Methan entstehen lassen und die gleichzeitig produktiver sind, sogenannte Hybrid-Reissorten. Eine weitere sehr effektive Möglichkeit zur Methan-Verringerung besteht in der Verkleinerung der Rinderherden, vor allem in den Entwicklungsländern, in denen zwar sehr viele Methan-produzierende Rinder existieren, die jedoch nur eine geringe Produktivität besitzen. Hier kann man auch durch spezielle methanhemmende Futtermittel eine Verringerung erreichen. Doch da diese Quellen hauptsächlich in den Entwicklungsländern eine Rolle spielen, ist es sehr schwierig, hier effektive Maßnahmen durchzuführen. Bauern, die schon jetzt am Existenzminimum leben, haben kein Interesse daran, ihre Herde zugunsten der Atmosphäre zu verkleinern. Allerdings würde eine Verringerung des Fleischkonsums in den Industrieländern ebenfalls eine Verkleinerung der Rinderherden nach sich ziehen.
Auch das letzte wichtige Treibhausgas, das Distickstoffoxid, entsteht hauptsächlich im landwirtschaftlichen Bereich, so daß sich die Emissionen hier leicht verringern lassen. Die wichtigste Quelle besteht in der Verwendung von künstlichen Düngemitteln. Diese könnten durch Ausweichen auf natürlichen Dünger vermieden werden. Im Bereich der Landwirtschaft würde sich somit eine Umstellung auf eine ökologisch verträgliche Betriebsform langfristig lohnen. Aber auch hier gilt, daß die Umstellung der Landwirtschaft in den Entwicklungsländern Probleme bereiten wird, da die Bauern keine Möglichkeit haben, ihre Bewirtschaftungsform so schnell umzustellen. Dagegen wird die Landwirtschaft in den Industrieländern dies aufgrund der Befürchtung von Ertragseinbußen wohl auch nicht in größerem Rahmen durchführen werden.
2.3.3 Maßnahmen auf längere Sicht
Neben diesen allgemeinen Möglichkeiten zur Verringerung der Emissionen der Treibhausgase gibt es auch Maßnahmen, die nur in einem langfristigen Rahmen durchgeführt werden können. Dazu gehört eine verstärkte und effektivere Entwicklungshilfe von Seiten der Industrieländer sowie eine Eindämmung der Waldrodung mit zusätzlicher Wiederaufforstung der tropischen Regenwälder. Obwohl sich diese Maßnahmen überwiegend auf die Kohlendioxid-Emissionen auswirken, spielen sie auch für die anderen Treibhausgase eine Rolle. Schließlich soll dann noch erörtert werden, weshalb der Ausbau der Kernenergie nicht zu den geeigneten Maßnahmen gehört.
Die auf lange Sicht wohl vielversprechendste Strategie, die Treibhausgas-Emissionen einzudämmen, ist eine verbesserte Entwicklungshilfe für die heutigen Entwicklungsländer. Diese Hilfe sollte nicht oder kaum aus Nahrungsmittelhilfe bestehen, da hierdurch nur die Auswirkungen nicht aber die Ursachen der Probleme dieser Länder bekämpft werden. Vielmehr sollte diese Entwicklungshilfe allgemein als \"Hilfe zur Selbsthilfe\" betrachtet werden. Es sollten den Entwicklungsländern also Möglichkeiten gegeben werden, ohne ausländische Hilfe zu überleben. Der Bezug auf die Eindämmung der Treibhausgase mag zwar hier nicht sofort einleuchten, da die Entwicklungsländer momentan sehr wenig zum anthropogenen Treibhauseffekt beitragen; es ist jedoch sehr wahrscheinlich, daß viele der heutigen Entwicklungsländer in Zukunft den Weg zu wirtschaftlich erfolgreicheren Schwellenländern beschreiten werden. Und genau hierbei wird die Umwelt am meisten geschädigt und eben auch Unmengen an Treibhausgasen emittiert, wie man am Beispiel der Ostblockländer oder China sehen kann: Hier wurde die Industrialisierung zum größten Teil auf Basis der Schwerindustrie und der Kohle- und Ölvorräte erreicht, was durch einen extrem schlechten Wirkungsgrad der verbrauchten fossilen Energieträger zu einem starken Ausstoß von Treibhausgasen geführt hat. Die Strategie einer verbesserten Entwicklungshilfe beruht nun darauf, durch Transfer modernster Technologie in die Entwicklungsländer die umweltverschmutzende Phase der Industrialisierung hier zu \"überspringen\". Damit wird den Bewohnern dieser Länder also eine Möglichkeit gegeben, ihren Lebensstandard zu erhöhen, ohne so stark Treibhausgase zu produzieren, wie es in den Industrieländern der Fall ist und somit von Anfang an eine umweltschonende Technik einzusetzen. Wenn dies erst einmal erreicht ist, bieten sich für viele der heutigen Entwicklungsländer auch weitere Möglichkeiten zur Verringerung der Treibhausgas-Konzentrationen: Beispielsweise kann in der Sahara durch Ausnutzung der Solarenergie der Verbrauch fossiler Energieträger weiter gesenkt und damit auch die Abhängigkeit vom Ausland verringert werden.
Eine weitere Maßnahme zur Verringerung der Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre besteht in der Eindämmung der Waldrodung mit gleichzeitiger Wiederaufforstung der tropischen Regenwälder. Wie schon gesagt ist die Rodung der Wälder aufgrund des in den Bäumen enthaltenen Kohlenstoffs eine beträchtliche Quelle für das wichtige Treibhausgas Kohlendioxid. Durch eine Beendigung der starken Waldrodung in Entwicklungsländern wie beispielsweise Brasilien, Zaire oder Indonesien kann somit auf ganz natürliche Weise die Kohlendioxid-Emission gesenkt werden. Doch in diesen Ländern ist die Waldrodung für viele Menschen die Lebensgrundlage. Somit kann dieser Situation nur durch die schon genannte verbesserte Entwicklungshilfe begegnet werden. Wenn die Walrodung dann eingedämmt ist, besteht die weitere Möglichkeit, durch Aufforsten von Wäldern, also durch das Erzeugen neuer, Kohlendioxid-absorbierender Biomasse - nicht nur in tropischen Regionen, sondern auch in mittleren Breiten - das in anderen Bereichen emittierte Kohlendioxid zumindest teilweise zu kompensieren, und damit das Ausmaß und die Folgen einer globalen Erwärmung zu verringern. Diese Aufforstung stellt also eine Art \"Überbrückungsmaßnahme\" dar, mit der die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern solange ausgeglichen werden kann, bis sie überwunden ist und eine sinnvolle Nutzung der regenerativen Energieträger erreicht ist. Und dabei ist eine solche Maßnahme durchaus realistisch: Nach N. Myers würde schon eine Aufforstung auf einer Fläche von einer Million Quadratkilometern ausreichen, um die Kohlendioxid-Emissionen für mindestens 30 Jahre zu kompensieren (Leggett u.a., 1990, S.446). Die Gesamtkosten beliefen sich demnach bei einem angenommenen Durchschnittspreis von 400 Dollar pro Hektar auf ca. 40 Milliarden Dollar - ein im Hinblick auf den Nutzeffekt relativ niedriger Preis. Dabei müßten unbedingt die Industriestaaten den größten Teil der Kosten tragen - allein schon weil sie die Hauptverursacher des Treibhauseffektes waren und immer noch sind.
Die vermehrte Nutzung der Kernenergie wird häufig als Methode genannt, auf den Gebrauch von fossilen Energieträgern zu verzichten, aber trotzdem noch genügend Energie zur Verfügung zu haben. Denn der Vorteil der Kernenergie liegt in den auf den ersten Blick fehlenden Emissionen von Treibhausgasen. Doch zahlreiche Gründe sprechen gegen diese Strategie: Erstens ist hier natürlich die extrem hohe wirtschaftliche Belastung zu nennen, die ein Ausbau der Kernenergie zur Folge haben würde. Denn unter der Annahme, daß der Energieverbrauch weiter so wächst wie bisher müßte \"von heute an bis zum Jahr 2025 im Durchschnitt alle zweieinhalb Tage ein neues Atomkraftwerk [...] errichtet werden\" (Leggett u.a., 1990, S.390), um allein den heutigen Verbrauch von Kohle zu ersetzen. Dies wäre gerade für die Entwicklungsländer eine wirtschaftlich absolut unrealisierbare Maßnahme. Ein zweiter Grund der gegen diese \"nukleare Strategie\" spricht ist das Problem der Entsorgung von Atommüll. Angesichts dessen, daß schon heute große Schwierigkeiten bestehen, das ausgebrannte Brennmaterial zu lagern, wird diese Strategie ohne eine verbesserte Entsorgung nicht möglich sein. Und drittens ist natürlich die Gefahr eines Unfalls in einem Atomkraftwerk mit seinen schwerwiegenden Konsequenzen immer gegeben.
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